WAKO Leichtkontakt EM 1994

Europameister 1994

Im Oktober schnitten die Semikontaktkämpfer und Formenläufer bei den Europameisterschaften in Helsinki hervorragend ab. Der zweite Teil der Titelkämpfe fand im November in Portugal statt. Das deutsche Leichtkontaktteam hatte hohe Erwartungen zu erfüllen. Bei den Weltmeisterschaften 1993 gewannen Deutsche Sportler gleich zwei WM-Titel im Leichtkontakt (Durchkämpfen) der WAKO und mehrere Plazierungen dazu. Ein Jahr nach Atlantic City stand im November 1994 turnusgemäß die Europameisterschaft auf dem Programm.

Hoffnungsträger fehlten
Die Bundestrainer Peter Zaar (Köln) und Gabriel Damm (Bad Homburg) konnten diesmal nicht auf die beiden größten Hoffnungsträger zurückgreifen, die in den USA Gold geholt hatten. Der Kölner Jean-Marc Koumba hat sich zu Gunsten seiner Box- und Profi-Kickboxkämpfe aus dem Durchkämpfen zurückgezogen und Jorge Coelho laborierte an einer Armverletzung, die seine Teilnahme unmöglich machte. Dennoch gab es einige Erfolge.

Sieg für Schregle
Bei den Damen wuchs die Passauerin Claudia Schregle einmal mehr über sich hinaus. Souverän kämpfte sie sich bis ins Finale vor, wo sie auf die starke Italienerin Tizina Zennaro trat Schregle hatte dank ihrer guten Kombinationen immer eine Hand oder einen Fuß mehr im Ziel und siegte wie schon 1990 in Madrid durch einen beherzten Fight. Somit gewinnt die Passauerin bereits zum zweiten Mal den Titel der Europameisterin.

Claudia Schregele

Bei den Herren stand in der niedrigsten Gewichtsklasse der Ludwigshafener Hidir Erdogan im Team. Der ehemalige Türke, der im DKBV bekanntlich auch das Vollkontakt in dieser Gewichtsklasse dominiert, konnte für die deutsche Mannschaft jedoch keinen Kampf gewinnen. Ebenfalls ohne Sieg blieb in der Klasse bis 63 Kilo der Bundestrainer Gabriel Damm, der vor seinem offiziellen Rücktritt im Februar 1994 noch unter 54 Kilo anzutreffen war.
Notoperation: Sein erfolgloser Start war durch den krankheitsbedingten Ausfall von Olaf Hausmann, der selbst für den verletzten Weltmeister und Stallgefährten Jorge Coelho eingesprungen war, verursacht worden. Hausmann erkrankte am Tag vor dem Turnier an einer Blinddarmentzündung und Mußte in einer Notoperation behandelt werden. Gabriel Damm sprang kurzentschloßen ein, hatte in der ungewohnt hohen Gewichtsklasse jedoch keine Chance.

Krasses Fehlurteil
Nico Kornhaß, Bruckmühl, war der einzige Deutsche der Opfer eines krassen Fehlurteils wurde. Der Bayer schied bereits im ersten Kampf umstritten gegen einen Franzosen aus. der seinerseits im kommenden Gefecht dem späteren Sieger unterlag.

Gelsenkirchener retten deutschen Ruf
In den folgenden Gewichtsklassen trumpften die Gelsenkirchener Kämp-fer auf. Zunächst erreichte Ivo Bachor in der Division bis 74 Kilo den dritten Platz, nachdem er im Halbfinale lediglich dem späteren Sieger und mehrfachen Weltmeister Lajos Hugyetz aus Ungarn unterlag. Dann kämpfte sich sein Teamgefährte Axel Büttner, -79 Kilo, der in Deutschland den langjährigen Nationalkämpfer Michael Wübke ausgeschaltet hatte, bis auf die oberste Treppe des Siegerpodestes. Büttner gewann bravourös all seine Vorkämpfe und besiegte im Finale den starken Polen Mangulosi Lambros. Schließlich übertraf in der zweitschwersten Klasse Christian Gryczka alle Hoffnungen. Er kämpfte sich ebenso wie seine Teamgefährten aus Gelsenkirchen bis in die Medail-lenränge vor, scheiterte in Finale lediglich am Italiener Carlo Rossi. Der Gelsenkirchener mit dem unaussprechlichen Namen, der nur als Ersatzmann für den verletzten Berliner Carsten Tiepelmann ins Team gekommen war, erreichte somit die Vize-Europameisterschaft, und avancierte somit zum Überraschungsfighter des Turniers.

Axel Büttner
Axel Büttner wird Europameister.

Sentürk holt Bronze
Unter den ersten drei konnte sich in der Klasse bis 84 Kilo der in Köln lebende Türke Can Sentürk, der ebenfalls von Bundestrainer Peter Zaar betreut wird, plazieren. Der deutsche Vertreter, Stefan Dietrich aus Ludwigshafen, schied bereits in den Vorkämpfen aus.

Fazit
Trotz geringerer Erfolge als bei den Weltmeisterschaften in den USA kann das deutsche Team mit seiner Medaillenausbeute durchaus zufrieden sein. Man muß bedenken, daß die Favoriten der Vorjahre praktisch ausnahmslos verletzungs- oder berufsbedingt fehlten. Die nachwachsenden Kämpfer müssen erst noch die erforderliche Erfahrung in internationalen Wettkämpfen sammeln, bevor sie zur Weltklasse auflaufen können.

Text: Olaf Bronzmann
Fotos: Bodo Sommerhoff


 

Resultate der Europameisterschaften im Leichtkontakt Kickboxen
1994 in Portugal, WAKO

Damen

– 50 Kg
1, Diana Szilagy Ungarn
2, Giovanna Neglia Italien
3, Desislava Kirova Bulgarien
3, Sonia Pereira Portugal

-55 Kg
1, Iwona Guzowska Polen
2, Rita Pesuth Ungarn
3, Silvia Bratina Italien
3, Manuela Fonseca Portugal

-60 Kg
1, Mercedes Taffee Irland
2, Isabelle Lecalvez Frankreich
3, Tina Casey England
3, Gabriela Bady Ungarn

-65 Kg
1, Claudia Schregle Deutschland
2, Tiziano Zennaro Italien
3, Tunde Kocsis Ungarn
3, Denis Bailey England

+65 Kg
1, Chritina Cerpi Italien
2, Natalie Laufray Frankreich
3, Nicky Parris England
3, Kataryna Bacerzak Polen

Senioren (Herren)

-57 Kg
1, Fouad Habbani Frankreich
2, Gyla Lantos Ungarn
3, Ind Conrad , England
3, Giampaolo Spanu Italien

-63 Kg
1, Gyorgy Buayik Ungarn
2, Dario Grasselli Italien
3, Eyssein Märsgakov England
3, Alan Johnson Irland

-69 Kg
1, Istvan Toth Ungarn
2, Oviouskhan Barachkov Rußland
3, Piotr Bartnicki Polen
3, Ottavio Panunzio Italien

-74 Kg
1, Lajos Hugyetz Ungarn
2, Christophe Deruggiero Frankreich
3, Ivo Bachor Deutschland
3, Omar Tarchini Italien

-79 Kg
1, Axel Büttner Deutschland
2, Mangulosi Lambros Polen
3, Laszlo Toth Ungarn
3, Alexander Voronin GUS

-84 Kg
1, Martin Wilkinson England
2, Bartolomeo Bonvino Italien
3, Can Sentürk Türkei
3, Paulo Pereira Portugal

-89 Kg
1, Carlo Rossi Italien
2, Christian Gryczka Deutschland
3, Jorge Victor Portugal
3, Klaus Wilkinson England

+89 Kg
1, Pele Reid England
2, Almaz Gusnneev Rußland
3, Secerbinski Wojchiech Polen


Cynthia Rothrock
Diese Reportage erschien in Ausgabe 02 1995.