Art Camacho – Fightmaster

Art Camacho

Art Camacho hat es in Hollywood weit gebracht: Er ist einer der erfahrensten Experten für die Filmchoreografie von Kampfszenen. Mit einer Erfahrung von über 25 Filmen zählt er zu den Veteranen hinter den Kulissen der pugilistischen Bildschirmdarstellung. Er spezialisiert sich darauf, für jede einzelne Kampfsequenz eine eigene Atmosphäre zu schaffen. Demnächst will er in der Hackordnung Hollywoods weiter nach vorne stoßen. Er wird erstmals Regie führen und an der Seite von Michael Worth (siehe Porträt KICK 1/95) in „Terminal Assault“ eine Hauptrolle bekleiden.

Art Camacho

Wenn man sich heute die Kapfsportfilme anschaut, wird man im Abspann immer häufiger auf den Namen Art Camacho sehen. Seine Erfahrung aus über 15 Jahren Budosport bringt er so effizient ein, daß er im Moment als einer der meist beschäftigten Akteure in seiner Branche zählt. Die Namen der Darsteller, für die er Kampfsequenzen zusammengestellt hat, liest sich wie ein Namenslexikon bekannter Sportler und erfolgreicher Schauspieler, u.a. Don Wilson. Cynthia Rothrock, Richard Norton, Michael Worth und James Lew.

Neuer Vertrag

Kurz vor Redaktionsschluß unterschrieb Camacho einen Vertrag, für zwei Kinofilme Regie zu führen und in einem dritten Film, „Terminal Assault“ eine Hauptrolle zu bekleiden. Im letzt genannten Film spielt er zusammen mit Michael Worth einen Ex-Sträfling, der nichts anderes im Sinn hat. als sich mit seinem Widersacher ständige handfeste Auseinandersetzungen zu liefern. Zusammen bilden sie eine spezielle. hoch geheime Eingreiftruppe. Neben der „normalen Action“ fällt der Film vor allem durch seine spektakulären Kampfszenen auf, an denen laut Pressemitteilungen der Produzenten weit über 100 waschechte Budoexperten mitgewirkt haben sollen.

Camacho bespricht eine Szene mit den Darstellern.


Zwölf Jahre Erfahrung

Seine ersten Erfahrungen mit dem Kampfsport sammelte Camacho vor ungefähr zwölf Jahren, als er mit dem Karate- und Taekwondotraining begann. Später übte er bei Dan Inosanto Kali und bei Formenchampion Eric Lee ein wenig Kung Fu. Gleichzeitis besann er seine Arbeit für das Fernsehen. Er startete seinen Job bei einem spanischen Sender – in Los Angeles gibt es für die mexikanische Bevölkerung mehrere spanische Sender. Seine erste Aufgabe bewältigte er als Produktionsassistent bei Aufnahmen zu Werbesports.

Steile Karriere

Sein Weg im neuen Beruf ging steil nach oben. Nach kurzem hatte er die Karrierestufen zum Drehbuchautor und zum Produzenten über-wunden. 1985 begann für ihn schließlich die berufliche Selbstständigkeit: er führte freiberuflich Regie bei Werbefilmen, produzierte zum Teil selbst.

fight choreography
Don Wilson erhält Instruktionen im Film „Groudn Zero“

Richtige Einstellung
Bei seiner Arbeit in der PR-Branche lernte er viel über Kameraeinstellungen und Blickwinkel. Besonders diese Erfahrungen kommen ihm heute bei der Choreografie von Kampfszenen zugute. Seinen ersten Job im Actionfilm erhielt er 1992 von P.M Entertainment für „Streetcrimes“.

Völlig daneben
Das schildert er heute: Wir brachten viel Jeet Kune Do in die Kampfsequenzen. doch im abgedrehten Film kamen sie nicht heraus. Grund-sätzlich sind zwei Dinge völlig daneben gegangen: Erstens, ich konnte die Kameraeinstellungen nicht selbst entscheiden. Der Regisseur entschied alles selbst, und zweitens war ich bei den Schneidearbeiten nicht dabei. Der Regisseur hatte einfach keine Ahnung von der Materie, und so schnitt er die Szenen, mit denen er nichts anzufangen wußte, einfach heraus.“

Viel gelernt

Camacho lernte aus diesen Erfahrungen: Jetzt gehe ich nicht mehr nur als Kampfsportler an meine Arbeit. Ich berücksichtige jetzt jeden einzelnen Aspekt. Ich denke wie ein Regisseur und versuche die Techniken so zu inszenieren, daß sie nicht nur realistisch, sondern auch spektakulär wirken.“

Alle Kampfsportler machen gleiche Fehler

„Für mich machen alle Budosportler denselben Fehler wenn sie zum Film kommen,“ erklärt Camacho. Und weiter: „Sie denken, daß sie gute Kämpfer sind, und daß das alles ist, was sie tun müssen. Das ist schlimm! In der Umsetzung haben Kampfszenen im Film mehr mit Tanzen und Musik zu tun als mit Kampfsport. Es dreht sich um die Bewegung, ihren Fluß und die Darstellung. Und nichts ist dabei echt, alles ist Täuschun,“ bestätigt er, daß alles, was im Film von Statten geht, reine Illusion ohne Bezug zur Realität – was das Kämpfen angeht – darstellt.

Art Camacho

Markt für Latinodarsteller erschaffen

Ein großes Anliegen für Camacho ist es, einen Markt für lateinamerikanische Filme zu schaffen. Als erster Schritt in die Verwirklichung seines Ziels ist es ihm gelungen in den rund 25 Filmen, die er choreographiert hat, mehrere lateinamerikanische Kampfsportler einzubinden. Er hofft, daß er mit seinem Background als Schauspieler, Regisseur und Kampfsportler sein Ziel Verwirklichen kann, um seiner Herkunft den nötigen Respekt zu zollen. „Es gibt so wenig klassische Möglichkeiten für den Latinofilm tätig zu werden,“ beschreibt er die limitierten Möglichkeiten für sein großes Vorhaben. Zur Zeit hat er für dieses Fernziel jedoch kaum die nötige Muße, denn er steckt er in einem mehrere Filme umfassenden Vertrag für einen der zwie großen Actionfilm-Produzenten Hollywoods, und ist damit über das ganze Jahr 1995 ausgebucht – Terminkalender wegen Überfüllung geschloßen.

Tips für die Stars von morgen
Für all jene, die einmal zum Film kommen wollen, hat Camacho wichtige Ratschläge. „Man muß studieren und viel lernen. Es ist eine Kunst,“ erinnert er an den wahren Gehalt der Schauspielerei. „Es hat mehr mit der Einstellung der Kameras zu tun als mit richtigem Kämpfen. Wichtiger als hohe Kicks auszuführen, ist es, die Fähigkeit zu besitzen, sich natürlich vor der Kamera zu bewegen zu,“ benennt er die wichtigen Voraussetzungen für eine große Karriere auf der Leinwand.


Cynthia Rothrock
Diese Reprotage erschien in Ausgabe 02 1995.