Aii 11.6.1994 fand m Wiener Budo enter zum achten Mal die Internationale Wiener Meisterschaft im Kickboxen statt. Diese „Vienna Open“ ist seit Jahren das größte Turnier in Österreich und mittlerweile auch eines der größten in Europa. Der Europacup in Mestre zum Vergleich hatte „nur“ knapp über 500 Teilnehmer, und das Starterfeld war international unausgewogen.
Bedingt durch die gute geographische Lage Wiens treffen sich hier immer eine Auswahl der besten Armateurkickboxer aus Ost und West zu einem sportlichen Vergleich. So hatten sich z.B. für dieses Jahr exakt 588 Kickboxer/innen gemeldet. Aber die Vienna Open besticht nicht nur durch Masse, auch die Qualität konnte sich durchaus sehen lassen. Aus Ungarn war der vierfache Weltmeister Lajos Huygetz am Start, aus Polen der amtierende Europameister Piotr Siegocynski, aus Deutschland das Manus Team von Stuttgart und zahlreiche andere ausländische Teams mit ihren jeweiligen nationalen Meistern, quer durch alle Verbände. Insgesamt waren Kämpfer/innen aus 12 Nationen vertreten. Im Damen Semikontakt hatten immerhin S2 Damen genannt und die starken Ungarinnen waren natürlich die Favoritinnen. Bis 55 kg gewann dann auch erwartungsgemäß Isabella Kocs (Szigetszentmiklos). Bereits bis 65 kg gab es ein Finale zwischen Petra Somorovsky (Kumgang Wien) und der Hamburgerin Sabine Schneider (Ninja Nighthawks), das die Wienerin knapp für sich entscheiden konnte. Eine echte Überraschung war dann das Finale im Schwergewicht der Damen, wo die Österreicherin Dunja Grdseloff (Octagon Wien) die starke Ungarin und Vorjahressiegerin Eva Sücs vom Hunyadi Se mit 14 : 11 schlagen konnte.
Keine Überraschungen gab es im Herren Semikontakt Die jeweils bekannten Stars setzten sich mehr oder weniger klar in ihren Vorkämpfen durch. Im Finale bis 60 kg trafen der polnische WAKO Weltmeister Piotr Siegozynski (Merkury Poznan) auf den Österreicher Markus Perschl (Octagon Wien). Perschl hatte dieses Jahr bereits den Swiss Cup gewonnen und war bei den Belgium Open Dritter, aber gegen den routinierten Polen fand er kein Rezept und Siegozynski gewann klar mit 14 : 8. In den nächsten beiden Gewichtsklassen konnten sich mit Jürgen Schorn bis 67 kg und Thomas Pfaffl bis 71 kg Kämpfer des deutschen Manus Teams durchsetzen. Bis 75 kg gewann erwartungsgemäß einmal mehr der sympathische Ungar Lajos Huygetz (Hunyadi SE). Er ist mit Sicherheit derzeit die absolute Nummer 1 weltweit und mit seiner freundlichen Art ein wahrer Superstar. In dieser Klasse war auch der Weltmeister Andreas Lindemann (Manus Team) am Start. Im Kampf um den Einzug ins Finale traf er auf den jungen Österreicher Bernhard Sussitz (CKF Klagenfurt). Der Kampf wurde von keinem österreichischen Kampfrichter geschiedst, und doch fühlte sich Lindemann etwas verschaukelt. Beim Stand von 8 : 8 wurde Sussitz der entscheidende nächste Punkt gegeben, und wenn es auch keine eindeutige Entscheidung war, war es doch Grund genug für Lindemann, zum Kampf um den dritten Platz nicht anzutreten. Das Finale bis 81 kg war eine rein österreichische Begegnung zwischen Bernhard. Tuma (SK Spinal) und Christian Schranz (Octagon Wien), die Tuma klar für sich entscheiden konnte. Ein hochkarätiges Finale gab es dann wieder bis 91 kg zwischen dem Ungarn Zoltan Szucs (Hunyadi SE) und dem Deutschen Maike Böttcher, wieder vom Manus Team. Am Ende hatte aber Sücs die Nase vorn und gewann knapp. Ebenso spannend war auch die schwerste Gewichtsklasse im Semi über 91 kg. Mit dem Hamburger Uwe Blohm (SC Atmos) und dem Wiener Günther Weninger (Octagon Wien) standen die Finalisten des Vorjahres im Ring. Blohm war durch einen Sieg über Kai Schlupkhoten (Manus Team) ins Finale gekommen, und Weninger schlug den starken Ungarn Lajos Timar (Controll SE) vor Ablauf der regulären Kampfzeit Obwohl Blohm in Bestform war, reichte es dieses Mal wieder nicht, und der Österreicher gewann dieses Turnier somit zum sechsten Mal in Folge. Großartige Leistungen bekam man in den Kämpfen im Leichtkontakt (Durchkämpfen) zu sehen Die Finals bis 60 kg und bis 67 kg gewannen Österreicher, bis 71 kg war der Pole Robert Nowak (Merkury Poznan) erfolgreich. Mit Marcin Kowalski (OSW Szezecin) siegte ein weiterer Pole in der nächsthöheren Klasse.
Interessant für die zahlreichen Zuschauer wurde das Finale bis 81 kg, alleine schon aus dem Grund, weil der Name des Siegers, Toth aus Ungarn, bereits im voraus feststand: Es kämpften nämlich die Ungarn Istvan Toth (Beremend SE) gegen Laszlo Toth (Hunyadi SE). Ein Finalkampf, der schließlich für Toth aus Beremend entschieden wurde. Im Finale bis 91 kg traf Ralf Cebulla (TSV Spiegelau) auf den Weltmeister Zoltan Sücs vom Hunyadi SE. Ebenso wie in den letzten Jahren gelang dem Ungarn ebenso der Sieg im Leichtkontakt. Eine Neuauflage des Vorjahrs brachte das Finale in der schwersten Gewichtsklasse plus 91 kg. Wieder gelang es dem Hamburger Uwe Blohm bis ins Finale zu kommen, und wieder hatte er den bärenstarken Wiener Raddy Divis vom Octagon Wien zum Gegner. Diesmal reichte es für den Wiener aber nicht. Blohm konnte sich erfolgreich für die Niederlage aus dem Vorjahr revanchieren. Sechs verschiedene ukrainische Teams und weitere vier pol-nische Clubs sowie die bekannt starken Kämpfer aus Kroatien und Slowenien dominierten den Vollkontakt Bewerb. Es scheint, als ob esim „Westen“ keine guten Armateur-Vollkontaktler mehr gibt, denn außer dem Wiener Willi Milovic (KBC ASKO Wien) bis 71 kg gewannen wie auch in den Jahren zuvor, durchweg Sportler aus Ost-Europa. Gleich sechs Mal war der ukrainische Kickboxverband erfolgreich, einmal gewannen die Polen und im Superschwergewicht war eher überraschend der Tscheche Pavel Vanecek aus Karlovy Vary erfolgreich. Obwohl allein im Vollkontakt über 160 (!) Teilnehmer gemeldet waren, waren kaum Westeuropäer dabei. Unmengen von tschechischen und slowakischen Vollkontaktlern, die zum Teil böse Niederlagen gegen die Ukrainer bezogen, kaum einer, der den ukrainischen „Bären“ echten Widerstand leisten konnte. Daher ging auch der wertvolle Pokal für die beste Mannschaft verdient in die Ukraine. Die nächst Vienna Open findet am 2./3. Juni 1995 statt Dann wird in zwei Ringen und auf drei weiteren Kampfflächen gekämpft, um endlich dem großen Starterfeld gerecht zu werden.
Text: Fritz Exenberger