Kickboxen – Ein neuer Sport mit Ziel: Olympische Spiele

WACO

Leverkusen 1982: Georg F. Brückner formuliert, daß WAKO Kickboxen die Anerkennung als Olympische Sportart anstrebt!

Der Begriff „Kickboxing“ wurde in den letzten 100 Jahren immer wieder als Übersetzung für wettkampforientierte Kampfsportarten wie Muay Thai oder Savate benutzt. In den frühen 60er Jahren wurde der Begriff erstmals in Japan eingesetzt. Das japanische Kickboxen zielte darauf ab japanische Sportler auf Vergleiche gegen thailädnische Muay Thai Kämpfer vorzubereiten. Man wollte die Thais in ihrem eignen Sport schlagen mit einer Mischung aus Muay Thai, Judo und Kyokushinkai Karate.

In Europa und Amerika entstand ab 1974 eine westliche Form des Kickboxens, welches heute als Amateur-Kickboxen weltweit verbreitet ist. Damals begannen Sportler aus Karate und Taekwondo erstmalig mit neuartigen Schützern Kontakt auszuüben anstatt Techniken abzustoppen. Dias neue „Contact-Karate“ ermoeglichte den direkten Vergleich unterschiedlichster Stile und Disziplinen. Folglich wurde es auch öfter als „All-Style Karate“ bezeichnet, wobei „Karate“ eigentlich nur eine Art Überbegriff fuer Kampfsport darstellte, weil es der einzig bekannte Stil war (Taekowndo wurde damals als Koreanisches Karate geführt). Die waschechten, traditionellen Karatekas machten am Anfang mit, aber scherten schnell wieder aus dieser Bewegung des „All-Style“ aus. Ihnen war der Gebrauch des japanischen Namens nicht recht. Es ging bis hin zu Gerichtsverhandlungen, die allesamt aber keine Einigung brachten.

WACO
Programmheft 1982 Leverkusen

Der Begründer und erster Promoter der All-Style Bewegung und seine Unterstützer entschieden sich 1991 dazu ihren Sport umzubenennen: „Kick-Boxen“ statt „All-Style Karate“. Mit der Umbenennung zu WACO von WAKO begann eine Vision, die Georg Brückner im Programmheft zur 5. Internationalen Deutschen Meisterschaft in Leverkusen formulierte: Kickboxen erhält mit seinem neuen Namen den Anspruch auf Anerkennung als Olympischer Sport. Er war schon 1982 fest davon überzeugt, dass WAKO Kickboxen eines Tages eine Anerkennung durch das IOC erhalten würde. Seine Visionen aus dem Vorwort des Programmheftes:

KICK-BOXEN ist ein sportlicher Zweikampf mit Hand- und Fußtechniken, der in jedem Fall mit einer Schutzausrüstung sowohl im Training als auch im Wettkampf durchgeführt werden muß. Die Handtechniken entsprechen etwa dem Boxen. Die Beintechniken (Kicken) dürfen nur mit dem Bereich des Fußes treffen. Seine Entstehung verdanken wir ganz sicher den unzähligen sogenannten Kampfsystemen wie Karate,Taekwondo, Kungfu etc., besonders deshalb, weil diese asiatischen Systeme über einen symbolischen Scheinkampf und philosophische Denkart nicht hinausgehen. Für uns haben diese Stile ein ziemlich unverständliches Gedankengut. Sie wollen nichts oder nur wenig miteinander zu tun haben. Sie verharren mit unerschütterlichem Eifer auf ihren Standpunkten, daß nur sie, und das jeder für sich allein, das einzig wahre System vertritt.
Nicht nur in Deutschland gibt es daher eine Fülle von Systemen und Organisationen, die sich gegenseitig ablehnen, sich kontaktlos nebeneinander wie Fremde bewegen, die sich sogar erbittert bekämpfen, wer denn nun wirklich das bessere System, die bessere oder größere Organisation oder die wahren Meister hat. Über diese geistigen und politischen Ambitionen führen sie Streit. Ihre Philosophien sind nicht so erhaben wie sie behaupten. Ihr Motto: „Der Sieg über sich selbst ist wichtiger als alles andere.“ Ja, er ist sogar wichtiger als der Sieg über ihre Vernunft und die Einsicht, daß sie im Prinzip doch alle das gleiche tun.
Sie kämpfen mit geistigen Waffen und pochen auf ihr philosophisches Erbe. Sie berufen sich auf jahrtausendalte Traditionen, obwohl fast alle ihre Systeme kaum älter als höchstens 50 Jahre sind. Und dieses Theater erleben wir in Deutschland nun schon seit Beginn der 60er Jahre. Nichts hat sich bisher geändert und nichts wird sich daran ändern. So ist es wohl nicht verwunderlich, wenn sich neben diesen unversöhnlichen, unrealistischen und verstaubten Ansichten ein neuer Stil, ein neues System, eine neue Gedankenwelt entwickeln mußte.
Ein freies, realistisches und unabhängiges System, das nur den sportlichen Aspekt der Technik und ein wirklich überprüf- und meßbares Wertungssystem berücksichtigt. Ein echtes Sportsystem im Sinne des olympischen Gedankens.
Ein Wettkampfsystem also für alle, und das sind heute nicht mehr wenige, die lieber Sport als Philosophie betreiben möchen. Ein Wettkampfsystem, das im Sinne von Freundschaft, Achtung und echtem Wettbewerb eine gemeinsame Zukunft anstrebt, anstelle von Glaubensgemeinschaften mit unüberbrückbaren Religionskriegen. Sport ist eine geistige und körperliche Dimension, ein ewiges Bestreben von: Schneller, Weiter, Höher und Besser. Da diese Grundsätze, verbunden mit einer logischen Entwicklung und kreativen Arbeit im traditionellen Lager undenkbar sind, mußte ein neuer Weg gefunden werden. Ein Weg des gesunden Selbstbewußtseins, die Möglichkeit geistiger Freiheit und persönlicher Entfaltung. Denn es gibt kein einziges Argument, geistig auf der Stelle zu treten und der Diktatur einiger Pseudo-Meister noch länger zu huldigen.
Wir sind so frei, unseren Weg selbst zu bestimmen. Wir wollen feststellen, was an dem technischen Repertoire der traditionellen Systeme aller Schattierungen wirklich brauchbar ist in Bezug auf einen echten Zweikampf. Allerdings nur auf sportlicher Ebene. Und das liebe Teilnehmer und werte Gäste, sollen Sie heute miterleben.
Georg F. Brückner

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