Dan Inosanto

Dan Inosanto Dan Inosanto

Dan Inosanto feierte kürzlich seinen 60. Geburtstag (dieser Artikel erschien 1998). 50 dieser Jahre widmete er dem Training und Lehren verschiedener Kampfkunstarten. Er beeinflußte zuerst den Okinawa- und Korea-Stil sowie die japanischen Künste des Judo und Jiu-Jitsu. Inosanto ist es zu verdanken, daß mehrere Künste in der Öffentlichkeit bekannt wurden, einschließlich Filipino, Malaysian, Thai und Indonesian. Zu der Zeit als Inosanto an der Ed-Parker-Schule Kenpo lehrte, wurde er einem der einflußreichsten Meister der Kampfkünste aller Zeiten vorgestellt Bruce Lee. Die bekanntesten Künste, mit denen sich Inosanto befaßt, sind sicher die umstrittensten: Jun Fan Gung Fu sowie die Künste und Philosophien von Jeet Kune Do. Hier spricht er über seinen Freund und Lehrer Bruce Lee und darüber, wie diese Künste entstanden sind.

Dan Inosanto
Dan Inosanto

Kung Fu: Wie, wann und wo fanden ihr erstes Treffen mit Bruce Lee und das nachfolgende Training statt?

Inosanto: Das war 1964 während Ed Parkers erster Internationaler Karate-Meisterschaften. Ed Parker schwärmte von diesem „chinesischen Jungen“ aus Seattle, der die stärksten und schnellsten Schläge hatte. Ein solches Lob war von Parker selten zu hören, deshalb war ich ganz aufgeregt, diesen außergewöhnlichen Kämpfer Bruce Lee zu treffen. Es war bei diesem Turnier, daß Bruce seine nun berühmte Demonstration seiner Kunst, oder Methode, des Jun Fan Gung Fu gab.

Kung Fu: Wie bald nach diesem ersten Treffen begannen Sie ihr Training mit Bruce Lee?

Inosanto: Fast sofort nach den Internationalen Meisterschaften. Er gab eine zweiwöchige Vorführung im Cha-Cha-Tanzen sowie Kampfkunstdemonstrationen am Sing Lee Theater in Los Angeles Chinatown. Bruce bat mich, sein Vorführpartner zu sein, oder, wie ich es gerne ausdrücke, sein Kampfkunst-„Dummy“ für die Demos. Als Gegenleistung bot er mir an, mir die Methode des Jun Fan Gung Fu beizubringen.

Kung Fu: Als Bruce 1964 begann, Ihnen seine Kunst beizubringen, wo haben Sie damals trainiert?

Inosanto: Ich habe mit Bruce privat in meinem Hinterhof und in Parks trainiert. Ich begleitete Bruce auch nach Oakland und trainierte mit ihm und James Lee. Während dieser Zeit fuhr ich oft nach Oakland, um mit Bruce und James zu trainieren. Bruce kam damals häufig nach Los Angeles, und wir trainierten auch oft während dieser Besuche. Mein Training begann im Sommer 1964 und ging bis zum Tod von Bruce 1973.

Kung Fu: Die Namen James Lee, Taky Kimura und Dan Inosanto werden oft zusammen erwähnt als Bruce Lees Top-Schüler und die einzig autorisierten Instruktoren. Können Sie uns ein wenig Hintergrund zu den anderen geben?

Bruce Lee demo
Inosanto bei einer Demo mit Bruce Lee.

Inosanto: Taky war Bruce Lees ältester Schüler in Seattle. Bruce vertraute und respektierte Taky. Bruce erinnerte mich oft daran, daß, ganz gleich was ich gerade lernte und weiter lernen würde, „Taky immer noch mein Senior ist“ und daß ihm immer der entsprechende Respekt gebührte. Bruce konnte manchmal ziemlich traditionsbewußt sein, besonders was Titel des Respekts angeht. Während Trainingsstunden sprach ich ihn immer als Si Fu an, aber wenn wir nicht trainierten, wollte er Bruce genannt werden. Aber damals, wie auch jetzt, nannte ich ihn immer Si Fu. Taky, James und ich selbst sind die einzigen drei Personen, die jemals direkt von Bruce Lee berechtigt wurden, seine Künste zu lehren und weiterzutragen.

Kung Fu: Sie sagen „Künste. Wieviele Künste hat Bruce Lee Ihnen beigebracht?

Inosanto: Dadurch daß Bruce Lee sein Wissen über Kampfkunst ständig weiterentwickelt hat, lag es in der Natur der Sache, daß er tatsächlich mehrere Kampfkunstarten lehrte. Was ich hier mit seinen „Künsten“ meine, sind die drei Künste, die Bruce selbst entwickelte: „Bruce Lee’s Tao of Chinese Gung Fu“, „Bruce Lee’s Method of Jun Fan gung Fu“ und „Bruce Lee’s Jeet Kune Do.“

Kung Fu: War Ihr Training mit Bruce Immer persönlich?

Inosanto: Ja.

Kung Fu: Gab es eine Zeit, anders als damals, als sie mit Bruce und James in Oakland trainierten, wo Bruce vor der Eröffnung der Chinatown School in Los Angeles Unterricht für kleine Gruppen gab?

Inosanto: Ja, 1966 an der Los Angeles Chinatown School, direkt hinter Wayne Chans Apotheke. Bruce trainierte mit Wayne Chan, Tony Hum und mir.

Kung Fu: War die Eröffnung der Chinatown School der erste öffentliche Auftritt“ von Bruce Lees Lehrmethoden der Kampfkunst?

Inosanto: Nein, bevor wir das Chinatown Jun Fan Gung Fu Institute eröffneten, erlaubte Bruce mir, seine Methode des Gung Fu einer Gruppe von Frauen in einem Selbstverteidigungkurs beizubringen. Bruce sagte, daß die Methode Frauen besser anvertraut werden konnte, also war es „okay“, die Frauen zu trainieren, aber sonst niemanden.

Kung Fu: Erzählen sie uns von der Chinatown School. Wie wurden die Studenten ausgewählt, und was war deren Hintergrund? Gab es auch weibliche Mitglieder?

Inasanto: Die Mehrzahl der zuerst zugelassenen Studenten waren meine Kenpo-Schüler sowie die Schüler von Herrn Parker. Sie hatten einen traditionellen Hintergrund. Zu der Zeit gab es aus mangelndem Interesse keine Frauen unter den Studenten.

Kung Fu: Haben sie direkt am allerersten Tag mit dem Unterricht begonnen?

Inosanto: Ja, ich habe gleich vom ersten Tag an gelehrt. Bruce kam immer wieder mal dazu, um zu verbessern und gewisse Dinge zu erklären.

Kung Fu: Die Zertifikate ihres Ausbilders stammen vom Februar 1967. Wurden sie während ihrer Zeit an der Chinatown School zum offiziellen Ausbilder ernannt?

Bruce Lee Certificate
Ukrunde

Inosanto: Nein, meine persönliche Trainerlizenz wurde 1966 von Bruce ausgestellt unterzeichnet und besiegelt. Die tatsächlichen Zertifikate, die ich erhielt, wurden zu einem späteren Datum 1967 ausgestellt.

Kung Fu: Haben sie nach dieser ersten Klasse weiter regelmäßig in Chinatown unterrichtet?

Inosanto: Ja, ich unterrichtete zwischen 90 und 95 Prozent aller Klassen am Jun Fan Institute. Ich bat Bruce, ab und zu einzuspringen und zeitweise mit den Studenten zu arbeiten. Ich wußte, daß die Erfahrung, mit Bruce zusammenarbeiten zu können, so außergewöhnlich war, daß ich wollte, daß auch die anderen die Gelegenheit dazu hatten. Bruce bat mich, einige Studenten, eine kleine Gruppe, auszuwählen, und er war bereit einige Zeit mit ihnen zu verbringen.

Kung Fu: Waren sie selbst auch in dieser Gruppe?

Inosanto: Ja. Ich assistierte Bruce beim Un euicht dieser kleinen Gruppe

Kung Fu: Was genau wurde in der Chinatown School gelehrt?

Inosanto: Während der Zeit, als ich 1964, 1965 und 1966 mein Training mit Bruce begann, gab es einen ständigen Entwicklungsprozeß. Bruce beschäftigte sich permanent mit jeder Kampfkunst, über die er Informationen bekommen konnte. Für die damalige Zeit war seine Bibliothek recht umfangreich, und nicht nur für die damalige Zeit Es var nicht so, daß Bruce alle Bereiche studierte, aber er forschte tatsächlich auf der Basis des gesamten Wissens, das zu dieser Zeit existierte. Er hat z.B. nicht alles, was er über Ning Chun wußte, vollständig aufgenommen, aber es gab definitiv ein Element des Wing Chun in seinem System. Er nahm nicht alles auf, was die Südliche Gottesanbeterin betraf, aber es gibt Elemente der Südlichen Gottesanbeterin in Jeet Kune Do. Bruce forschte über Muay Thai; er mochte die Art wie die Thais ihre Ellbogen und Knie benutzten, und er mochte den tatsächlichen Kontakt Bruce entnahm auch Elemente aus dem französischen Savate. Was er mochte, war der Coup de pie bas oblique Kick sowie der seitliche Chasse Kick. Was Kali betrat das er auch untersuchte, bat er mich, ihm zu zeigen, was ich gelernt hatte. Er teilte Techniken in vier Kategorien ein: nicht gut gut gut für Bühnenshows; gut für Filme. Er untersuchte ständig die Filmwirkung der verschiedenen Bewegungen. Silat war eine weitere Kampfkunst, die Bruce studierte. Er benutzte viele verschiedene Arten von Techniken für seine Filme. 1967 schenkte Bruce Lee mir mein erstes Buch über Silat von Donn Draeger. In Bruces handgeschriebenen Notizen vermerkte er, daß „ein Pencak-Mensch ein wohl-konditionierter Athlet ist“. Silat war auch bekannt für seinen Bodenkampf, und er machte die Notiz „den Bodenkampf von Grund auf zu untersuchen.“ (Dan zeigt auf die Zeichnungen in Bruces Notizbuch.) Sie können mir nicht erzählen, daß das keine Silat-Technik ist Dies alles ist der Beweis, daß Bruce alle Kampfkünste dieser Zeit studierte und Elemente übernahm, die zu dieser Zeit für ihn sinnvoll waren. Bruce hatte es fest in der Hand, welchen Wissensumfang er an die Chinatown School (Studenten) weitergeben wollte. Er schränkte den Umfang des Materials, das er mir zu lehren erlaubte, stark ein. Bruce ordnete an, daß ich nur etwa ein Zehntel des tatsächlichen Materials lehrte, das er zu dieser Zeit entwickelt hatte. Ich fragte Bruce nicht nach dem Grund. Er war mein Si Fu. Ich hoffte immer, er würde mir erlauben, offener zu sein und etwas mehr lehren zu dürfen, aber er wollte es auf seine Art Es war schwierig für mich, bestimmte Dinge den Chinatown-Studenten nicht zu zeigen. Es war etwa so, wie wenn man sein erstes gemischtes Eis bekommt und dann nur das Eis mit Vanillegeschmack probieren darf und nicht die anderen Geschmacksrichtungen schmecken darf.

Kung Fu: Haben Sie an seiner Forschung teilgenommen?

Inosanto: Ja. Ich schätze mich glücklich, daß es mir möglich war, an seiner Forschung und Entwicklung während dieser Zeit teilzuhaben. Bruce war immer ein Forscher und Philosoph. Seine Notizen und Papiere reflektieren Jahre der Suche nach Wissen und allem, was ihm für seine „persönliche Befreiung“ nützlich war. Ich forsche auch immer noch bis auf den heutigen Tag. Ich trainiere mit den außergewöhnlich talentierten und begabten Machado-Brüdern in deren Stil des brasilianischen Jiu-Jitsu. Das einzige, was mir mehr Freude macht als lehren, ist trainieren und lernen.

Kung Fu: Was haben Sie da? Notizen?

Inosanto: Das sind einige der Aufzeichnungen, die Bruce mir gab. Beachten Sie die Titel: „Jun Fan Gung Fu, für Persönliche Befreiung“, „Jeet Kune Do, für Persönliche Befreiung“. Bruce schrieb eine Reihe davon, wobei er dem vorher Geschriebenen etwas hinzufügte oder wegnahm. Ich beziehe mich immer noch auf diese Aufzeichnungen. Sie sind für mich von unschätzbarem Wert, während ich für Bruce auf die von ihm gewollte Art weitermache, seine Künste, Philosophien, Prinzipien und Konzepte zu lehren und in Erinnerung zu behalten.

Kung Fu: Was ist Jeet Kune Do? Wie kann man die „Echtheit‘ der Abstammung eines Jun Fan oder Jeet Kune Do Ausbilders nachweisen? Haben Sie in diesen Künsten Ausbilder hervorgebracht?

Inosanto: Die Abstammung von Jun Fan Gung Fu und Jeet Kune Do ist von allen Kampfkünsten am leichtesten zu verfolgen. Si Jo („Gründer des Systems“) Bruce Lee brachte in seinem Leben nur drei Ausbilder hervor. Den verstorbenen James Lee, der selbst niemanden zum Ausbilder der Künste des Bruce Lee gemacht hat Taky Kimura, der in Seattle, Washington, lebt und lehrt, war durch Bruce Lee zertifiziert, Jun Fan Gung Fu zu lehren. Er hat aber bis heute keine Ausbilder in Jun Fan Gung Fu hervorgebracht Der einzige Ausbilder, der vollständig und absolut autorisiert ist, seine drei Künste einschließlich Jun Fan Gung Fu und Jeet Kune Do, zu lehren, zu fördern und weiterzutragen, bin ich selbst Ich habe Ausbilder in Jun Fan Gung Fu hervorgebracht Die einzig legitime, auf Bruce Lee zurückgehende Abstammung in Bezug auf Ausbilder geht durch meine Linie. Ich muß meine Linie der Ausbilder etwas näher erklären. Nach dem Tod von Bruce Lee vergab ich den Titel, habe aber nicht mehrere Studenten zertifiziert. Das Vergeben dieser Titel war zu dieser Zeit wichtig, besonders wegen des Gefühls des Verlustes, das alle beim Tod von Bruce Lee fühlten. Ich spürte, daß es wichtig war, ein System der „Unterstützung“ zu bilden und hoffnungsvoll an der Verewigung von Bruce Lees Methoden fortzufahren. Viele genau dieser Studenten verschwanden in den nächsten zwanzig Jahren wieder aus dem Umfeld von Bruce Lees Künsten, setzten ihr Leben fort und studierten andere Bereiche. Ich bin sicher, die Leser sind mit denjenigen, die weitermachten, vertraut Mehrere Jahre später begann ich tatsächlich mein bestehendes Ausbilderprogramm. Während der letzten 10 Jahre habe ich die Standards angehoben und die Anforderungen an die Personen, die mein Programm durchlaufen, sehr viel strenger gestaltet.

Kung Fu. Was ist das ursprüngliche Jeet Kurie Do? Wo wird es gelehrt? Was ist der Unterschied zwischen dem ursprünglichen Jeet Kune Do und Jeet Kune Da Konzepten?

Inosanto: Tatsächlich gibt es keinen Unterschied zwischen dem Original und Jeet Kune Do Konzepten, denn um die Konzepte des Jeet Kune Do zu üben, muß man das Originalmaterial von Jeet Kune Do kennen, das Jun Fan Gung Fu genannt wird. Ich benutze den Begriff Jeet Kune Do Konzepte, um zu betonen, daß Jeet Kune Do ein Konzept ist. Ich lernte von Si Fu Bruce Lee und der Richtung der Forschung und Entwicklung, die er mir wies. Jeet Kune Do war Bruce Lees persönliche Forschung und Entwicklung dessen, was für ihn im Kampf funktionierte. Können Sie Jeet Kune Do lehren? Ich sage immer: „Ja“. Können Sie es standardisieren? Ich sage: „Nein“. Sie mögen mich fragen, warum. Meine Antwort ist, weil, in Si Fu Bruce Lees eigenen Worten, „Jeet Kune Do das Finden der Ursache Ihrer eigenen Ignoranz ist Jeet Kune Do favorisiert das Formlose, nutzt alle Wege und ist an keinen gebunden.“ Da jedes
Individuum persönlich verschieden ist muß es Jeet Kune Do benutzen, um die Ursache seiner eigenen Ignoranz zu finden, und muß alle die Wege nutzen, die ihm persönlich passen. Was man als „ursprüngliches Jeet Kune Do“ bezeichnete, ist in Wirklichkeit Jun Fan Gung Fu. Dies ist das Material, das Si Fu Bruce Lee hinterließ. Nun kann Jun Fan Gung Fu, oder die Jun Fan Methode von Gung Fu, gelehrt werden und ist standardisiert, so daß Studenten sie leicht erlernen können. Jun Fan Gung Fu liefert die grundlegenden Trainingsmethoden, Techniken, Strategien, Prinzipien und Konzepte für Kampf und Selbstverteidugung. Jun Fan Gung Fu Grundlagen bereiten sie vor für Ihren eigenen, persönlichen Weg der Forschung und Entwicklung für Ihren eigenen, persönlichen Weg des Kampfes, was Si Fu Bruce Lee so bezeichnete: „Jeet Kune Do, der Weg, die Ursache Ihrer eigenen Ignoranz zu finden.“

Kung Fu: Dies scheint der perfekte Obergang zu den unvermeidlichen „kontroversen“ Fragen zu sein. Niemand in der Geschichte der Kampfkünste scheint in die Mitte solch eines kontroversen Themas gestellt worden zu sein, wie sie selbst bezüglich der Künste von Bruce Lee. Was ist Jeet Kune Do? Wer sollte es lehren usw. ?

Inosanto: Ich bin nun 60 Jahre alt Über die Hälfte meines Lebens habe ich Bruce Lees Künsten und Lehren gewidmet Wissen Sie was? Ich bin sicher zu wissen, daß ich getan habe, was Bruce Lee mich bat zu tun. Ich bin sicher zu wissen, daß ich die einzige Person bin, der Bruce seine Kunst anvertraute; zu lehren, fördern und fortzufahren für ihn. Ich bin nicht perfekt, und ja, in später Einsicht, hätte ich viel des Betrugs und Mißbrauchs von Bruces Namen durch Leute, die sich als Bruce Lees echte oder legitime Lehrer ausgaben, stoppen sollen. Ich gebe Leuten immer den Vorteil des Zweifels und vielleicht mehr Vertrauen, als sie verdienen, wenn sie die Wahrheit über sich selbst und ihren Trainingshintergrund und Empfehlungsschreiben präsentieren. Leute sagen oft „Dan ist zu nett.“ Bruce sagte das auch manchmal, aber er sagte mir auch, daß Bescheidenheit eine andere Form von Stolz ist Ich wähle, es nicht als Forum zu benutzen, um die Inkonsistenzen und Fehler dieser Personen zu exponieren, Das Leben ist viel zu kurz, um all die Zeit und Energie für so etwas Negatives zu verschwenden. Dies ist kein Versuch, die Frage zu umgehen. Ich verbringe jeden Tag mit lehren, erreiche so jeden Monat Tausende von Leuten, beantworte alle ihre Fragen. Kampfkunst ist in den letzten Jahren so politisch geworden und kommerzialisiert worden. Leute verbringen mehr Zeit damit, andere Kampfsportler, Systeme, Stile usw. niederzumachen, anstatt zu trainieren und zu lehren, ihre Kunst zu benutzen, um etwas in die Gemeinschaft einzubringen. Ich wünschte, Publikationen über Kampfkunst würden der Förderung des Guten, für das Kampfkunst in der Welt benutzt werden kann, mehr Zeit widmen. Kampfkunst zu benutzen, um Kulturen, Rassen und Gemeinschaften zu vereinigen, anstatt zu versuchen, Personen abzuwerten. Bruce Lee ist zu einer Ware geworden, einem Produkt. Leute verkaufen, vermarkten ihn und schlagen Kapital aus jeder Phase seines Lebens. Das macht mich wirklich traurig. Bruce war nicht nur mein Lehrer, sondern mein enger Freund. Selbst heute noch, wenn ich nach ihm gefragt werde, geht mir das immer noch emotional nahe. Bruce war weit mehr als ein Stück Kampfkunstware. Bruce war ein Mensch, mit Fehlern, so wie wir alle. Doch Bruce verließ die Kampfkunstwelt mit einem starken und mächtigen Geschenk. Zum Zeitpunkt von Bruces Tod war ich, wie schon erwähnt nicht vorbereitet auf die Aufmerksamkeit und das Medieninteresse, das mich den Rest meines Lebens verfolgen würde. Ich fühle, daß ich in der Vergangenheit getan habe, und heute immer noch tue, wozu ich, und ich alleine, von Bruce selbst berechtigt worden bin. Und das ist: zu lehren, Ausbilder zu zertifizieren, Klassen zu leiten und seinen Namen, sein Künste, sein Leben und sein Vermächtnis zu fördern,

Kung Fu: Wie ist Ihre Einstellung gegenüber des neu gebildeten Jun Fan Jeet Kune Do Nucleus? Einige Publikationen erwähnten, daß Sie eine Mitgliedschaft abgelehnt haben.

Inosanto: Ich habe im Januar 1996 am ersten Treffen des Nucleus teilgenommen. Ich erklärte meine Positionen und Gründe für mein Weitermachen von 1964 bis heute; mein Lehren und Fördern von Bruce Lees Künsten usw. auf meine Art, und ich brachte mehrere von Bruces Aufzeichnungen mit Einige davon haben sie heute gesehen, wie z.B. seine Erklärung „Jeet Kune Do ist kein System oder Stil oder keine Organisation, zu der man gehören kann …“. Kurz danach wurde mir eine Aufzeichnung sowie das „Protokoll“ des Treffens geschickt. Das dem Protokoll beigefügte Material gab an, daß jedes Mitglied des Nucleus jederzeit sich zur Ruhe setzen, zurücktreten oder den „Emeritus Status“ verlangen konnte. Ich glaubte, daß der Emeritus Status der beste Weg wäre, den Kern zu unterstützen und auch den Wünschen von Bruce Lee treu zu sein. Leider hat der Nucleus meine Abwesenheit von der Gruppe in kürzlich erschienenen Publikationen mitgeteilt Jeder weitere Kommentar würde sicher nur das Feuer der Kontroverse schüren und würde keinem konstruktiven Zweck hinsichtlich der Zukunft der Künste dienen. Heute vertraue ich die Zukunft von Bruce Lees Künsten, Wissenschaften und Philosophien meiner aktuellen Gruppe von Ausbildern an, um mich in meinen Bemühungen zu unterstützen, fortzufahren wie Bruce es gewollt hätte. Es ist noch nicht viel über mein Ausbilderprogramm geschrieben worden. Ich habe die Studenten, die Ausbilder werden sollen, immer persönlich ausgewählt Es ist keine Organisation, der man beitreten kann, wo man Beiträge bezahlt und ein zertifizierter Ausbilder wird. Mein Ausbilderprogramm beinhaltet den Jun Fan Gung Fu und Jeet Kune Do Rat und Zweigstellen, eine Weiterführung des Rates, der in den frühen 80er Jahren zusammen mit Taky Kimura gebildet wurde, wie es im Buch des verstorbenen Chris Casey dokumentiert ist.

Kung Fu: Bruce Lees Sohn Brandon war immer ein wichtiger Mensch in Ihrem Leben, besonders nach seines Vaters Tod, Können Sie uns ein wenig über Brandon Lee erzählen? ist es wahr, daß er als jugendlicher nicht an Kampfkunst Interessiert war?

Inosanto: Als Junge kam er nur einmal zum Training. Er probierte dies und jenes aus, aber als Erwachsener kam er, um ernsthaft zu studieren
und trainieren. Er nahm es wirklich ernst und war sehr talentiert Ich trainierte ihn mit dem Gedanken, daß er vielleicht eines Tages alles übernehmen könnte. Als er zu trainieren begann, sagte ich zu ihm, „Brandon, du kannst strikt Jun Fan Gung Fu trainieren; du mußt nicht Kali, Silat Muay Thai, französisches Savate oder Shootwrestling machen, du kannst hier trainieren, was immer du willst“ Also dachte ich, er würde strikt die Künste seines Vaters üben. Aber er sagte, er wolle alles trainieren. Brandon war sehr offen gegenüber allem, was er gebrauchen konnte. Eines Tages sagte ich zu ihm: „Es ist so schwer, deinem Vater zu folgen. Einige Leute sagen, ich mache dies richtig und jenes falsch. Das ist alles so schwer für mich.“ Brandons Antwort war „Du sagst es! Ich weiß, was du durchmachst.“

Kung Fu: Brandon bat Sie, in mehreren seiner Filme mitzuwirken. Warum haben Sie in keinem mitgemacht?

Inosanto: Ich wollte es nicht tun, weil man sagen würde, ich würde Brandon Lee, den Sohn von Bruce Lee, ausnutzen. Brandon meinte, das sei lächerlich, aber ich weiß, wie Leute in der Kampfkunstgemeinde reden.

Kung Fu: Waren Sie für ihn wie eine Vaterfigur?

Inosanto: Brandon kam immer bei mir zu Hause vorbei und sprach mit mir über Probleme, die er hatte. Aber er entwickelte eine wirklich enge Beziehung zu meiner Frau Paula und besprach mit ihr mehr persönliche Fragen.

Kung Fu: Wie war Brandon als Kampfsportler?

Inosanto: Er war hervorragend in allem, was er trainierte. Er erhielt Zertifkate in Thai-Boxen sowie in den Kampfkünsten seines Vaters.

Kung Fu: War Brandon einverstanden mit der Richtung, in die Ihr Lehren gegangen ist?

(Jeff Imada, der prominente Stunt-Koordinator aus Hollywood, der auch anwesend ist, wirft ein): Brandon stimmte allem zu, was Dan sagte oder tat. Er würde Dan in jeder Situation den Rücken decken.

In Deutschland veranstaltet die Filipino Kali Akademie in Speyer regelmäßig Lehrgänge mit Inosanto.
Webseite: www.inosantokali.com


 

Dan Inosanto
Dieses Interview erschien in der letzten Ausgabe von Kung Fu Revue 1998.