Mark Dacascos

Mark Dacascos

Langsam, aber sicher tritt der Amerikaner Mark Dacascos in die Fußstapfen des unter mysteriösen Umständen verstorbenen Schauspielers Brandon Lee. In American Samurai, Double Dragon und Only the Strong hat er gleichermaßen mit seinem Kampfkunstkönnen wie mit schauspielerischem Geschick geglänzt. Sein Erfolg kommt nicht von ungefähr. Seine Eltern Al Dacascos und Malia Bernal waren erfolgreiche Kung Fu Kämpfer und Lehrer, die noch heute jedem Insider ein Begriff sind. Unser Holywood-Reporter Herbert Biber führte ein ausführliches Interview mit dem aufstrebenden Schauspieltalent, das von 1980-1982 den Titel des Europameisters im Kung Fu innehielt.

Mark Dacascos

Wie begann Deine Filmkarriere ?

MD: Als ich 19 war, begann ich mit dem Film „Dim Sum“, Wayne Wang führte Regie. Wang wurde durch seinen Streifen ‚The Joy Luck Club“ bekannt (Anmerkung der Redaktion: Ein hochgepriesener, kritischer Film in den USA). Es war mein erster Job. Es war toll, denn ich lief zusammen mit meiner Ex-Freundin durch Chinatown in San Franzisko, als mich mein späterer Freund Chris Lee – heute Senior Vize-Präsident bei Tri Star, damals noch Regieassistent – einfach so auf der Straße ansprach und fragte, ob ich ein Schauspieler sei. Ich verneinte, und er fragte, ob ich es denn nicht einmal ausprobieren wollte. Natürlich wollte ich, und so gab er mir seine Visitenkarte. Meine Freundin meinte, er wolle mich nur auf den Arm nehmen, „Ich kenne solche Typen“, kommentierte sie. Meine Mutter hielt mich an, das neue Abenteuer anzuvisieren, und so ging ich zum Vorsprechen und erhielt die
Rolle. Ich spielte einen Jungen, der mit einer Chinesin liiert ist. Als ich meine Filmpartnerin am ersten Drehtag zu sehen bekam, war ich überrascht, wie schön sie war. Das fand ich riesig. Es war Joan Chen, und ich dachte, dies ist ein toller Job. Ich war sehr nervös, hatte dies nie zuvor getan. Leider wurde der Film zweimal gedreht, und bei den Schneidearbeiten fielen meine Szenen letztendlich völlig heraus. Wie auch immer, einige der Szenen wurden später zu einem Clip zusammengestellt, der an einem Wettbewerb in New York teilnahm. Ich glaube, er gewann.

Was kam dannach ?

MD: Ich ging ins College, nahm an Gymnastik-Wettbewerben teil und studierte an der Portland State University Marketing. Letzendlich endete ich dabei, Chinesisch zu studieren. Ich hatte bereits mit 17 in Taiwan die Sprache studiert Ich liebe Sprachen, und so studierte ich Chinesisch und Drama. In diesem Sommer erhielt ich einen Job in einer Berufsaufführung der `West Side Story“. Ich sang, tanzte und spielte als „Chino“. Ich war vielleicht nicht so gut aber mein erster Bühnenauftritt hat viel Spaß gemacht Für einen kurzen Urlaub ging ich zurück nach Los Angeles, meine Mutter und mein Bruder leben hier. Ich schloß mich mit einem Agenten kurz, der mich zu einigen Castings schickte. Fast kam ich an eine gute Rolle heran, doch letztendlich hatte ich einen kleinen Part in der TV-Serie „General Hospital“ ergattert. Ich spielte einen „Under Five“, was (im Fachjargon) soviel heißt wie: Ich spielte eine Nebenrolle mit fünf Sätzen oder weniger. Das war mein erster Fernsehauftritt, der neun oder zehn Monate dauerte. Mein Aufenthalt in LA wurde zu einem Urlaub ohne Ende, ich ging nicht zur Schule zurück Ich ging zum Vorsprechen und wirkte in Werbespots mit Ungefähr zehn mögen es gewesen sein und viele weitere kleine Rollen. Dann kam mein Durchbruch beim Film. In „American Samurai“ spielte ich den Bösewicht Es war schon ein wenig komisch, denn bis dahin hatte ich alles gespielt nur keine Kampfsportrollen. Dennoch tat ich in American Samurai alles andere als meinen Stil, das Kung Fu. Ich spielte einen japanischen Samurai-Krieger, dennoch hatte ich vom Schwertkampf keine Ahnung. Gott sei Dank hatten wir einen Trainer in Israel, wo der Film gedreht wurde, mit dabei, der uns (mich und David Bradley) trainierte.

American Samurai
Marks erster großer Film: American Samurai nach dem Drehbuch von John Corcoran.

War „Only the Strong“ Dein nächster Film ?

MD: Genau. In „Only the Strong“ spielte ich einen Copoeirakämpfer, der die brasilianische Kampfkunst beherrscht Eine tolle Rolle, denn der von mir dargestellte Mann war als Jugendlicher ein Gangmitglied, ein echt böser Typ. Sein Geschichteslehrer half ihm zu ein besserer Mensch zu werden, so daß er sich in der Schule verbesserte und schließlich zur Armee ging. Später geht er dann für die US-Regierung nach Südamerika und lernt dort Capoeira. Als er zurück kommt, gibt er die Kampfkunst an 12 der übelsten Kinder an seiner alten Highschool weiter, in der Hoffnung, ihnen dadurch mehr Selbstachtung und Disziplin einzuflößen. Die ganze Geschichte ist somit in sich geschloßen, denn er hilft, wie ihm einst sein Lehrer geholfen hat. Es zeigt den Kampfsport aus einer anderen Richtung, und das ist das Schöne an diesem Film. Kampfsport ist mehr als nur Schlagen und Treten.

War diese Rolle nicht wie geschaffen für Dich ?

MD: Danke, das dachte ich auch. Aber es war Sheldon, der sich für mich eingestzt hatte und dem ich letztendlich die Rolle zu verdanken hatte.

Was kam nach „Only the Strong“

MD: „Roosters“. Es war eigentlich eine sehr kleine, aber eine im Originaldreh-buch dennoch sehr entscheidende Rolle. Nach den Schneidearbeiten war ich völlig verschwunden, was aber nicht so schlimm ist, schließlich konnte ich innerhalb einer großartigen Besetzung mit Edward James Olmos, Sonja Braga und Maria Conchita Alonso spielen und viel lernen. Später kam „Double Dragon“. Ich spiele einen Teenager, der ältere von zwei Brüdern imn Jahre 2007 in Los Angeles, kurz vor einem großen Erdbeben. Es ist großartig, denn der Film basiert auf dem gleichnamigen Videospiel, das über 300 Millionen Mal verkauft wurde. Zusammen mit dem Start dieses Filmes werden Cartoons, Comic-Bücher, eine neue Version des Videogames und Puppen auf den Markt kommen. Der Film ist sehr lustig mit Action, Komödie und Drama. Es ist für jeden etwas mit dabei. Hoffentlich kommt die Story nach dem Schnitt so gut raus, wie ich sie empfinde. Mit Robert Patrick, der den Bösewicht in Schwarzeneggers „Terminator 2“ spielte, Alyssa Milano aus „Wer ist hier der Boss“ (TV-Serie läuft zur Zeit bei RTL) und einem aufstrebenden Jungen namens Scott Wolf sind ganz tolle Schauspieler mit von der Partie. Scott spielt meinen jüngeren Bruder, er ist einfach ein großartiger, wahnsinnig exzellenter Schauspieler. Ich spiele einen Autodieb mit einem guten Herz, der sich in ein Mädchen verliebt, das aus wohlhabenden Elternhaus kommt Das ganze dreht sich um Jugend und Liebe. Es ist wie in den Fünfzigern, ich trage die passenden Klamotten und die richtigen Schuhe, eben alles was dazugehört. Mein behinderter Buder ist an Polio erkrankt, und ich kümmere mich um ihn. Da mein Tagesjob als Autoparker nicht ausreicht, um uns zu ernähren, stehle ich nachts Autos.

Hast Du als als Jugendlicher in Deutschland jemals davon geträumt, Filmschauspieler zu werden ?

MD: Aber sicher. Jedes Wochenende war unsere Familie an einem anderen Ort. Wir nahmen an Wettkämpfen teil und boten Demonstrationen vor Zuschauern. Das liebte ich, es war toll, die Leute zu unterhalten. Nach dem Schulunterricht zog ich mir in Hamburg jeden Tag einen Jacky Chan oder einen Bruce Lee Film rein, bevor ich zum Kung Fu ging. Es war mir egal, was gezeigt wurde, ob Kung Fu oder etwas anderes. Ich saß da und schaute mir zusammen mit meinem Freund Emanuel Bettencourt alles an. Später trainierten wir vier Stunden Kung Fu. Ich habe definitiv immer davon geträumt zum Film zu gehen.

Wurdest Du dabei von Deinen Eltern beeinflußt ?

Venice Beach

MD: Sicher. Ich bin ihnen dafür sehr dankbar. Außerdem bin ich Ihnen dafür dankbar, daß sie mir die Martial Arts als Teil meines Lebens gegeben haben. Sie geben mir Disziplin und erleichtern den Umgang mit anderen Menschen. Außerdem zeigen die Martial Arts, wie verletzlich und wertvoll das menschliche Leben ist. Es kann einem von heute auf morgen genommen werden. Dadurch ist man für jeden Tag, jeden Moment dankbar. Als Schauspieler muß man für all diese Gefühle offen sein. Ich arbeite noch daran, denn ich habe. wie jeder andere auch. viel zu lernen. Die Marntial Ars haben mir mit Sicherheit geholfen, den entscheidenden Schritt zum Film zu unternehmen.

Eine Frage zum Business. Wie wirst Du mit der üblichen Egozentrik, den Machtspielen und dem Geschäftemachen fertig ?

MD: Glücklicherweise habe ich mit Cathryn James eine Managerin gefunden, die für mich Mentor, Freund, Business-Mutter und Schwester zugleich ist. Von geschäftlicher Seite aus gesehen verkörpert sie das beste, was mir passieren konnte. Ich bin durch viele Agenturen gegangen, alles gute Häuser, doch sie hat mir mit Abstand am meisten geholfen. Sie ist meine Managerin. Darüber hinaus habe ich noch einen Business-Manager, einen Agenten, einen Anwalt und einen Publizisten. Ein ganzes Team, das ich zur Zeit noch brauche. Wenn ich einmal einen Namen wie Bruce Willis oder Marlon Brando habe, wird dies aber nicht mehr nötig sein. Jetzt, da ich noch am Anfang stehe, ziehen alle an einem Strang und helfen. Ich glaube nicht, daß ich es ohne sie schaffen könnte. Was die Geschäftemacherei anbelangt, so halte ich mich aus dieser Politik völlig heraus. Ich spreche vor, spiele meine Rollen und lasse alle anderen ihren Job tun.

Was ist Deine Philosophie fürs Leben ?

MD: Ich glaube, daran arbeite ich noch. Meine Philosophie soll mich dahin führen, daß ich jeden Moment genieße. Schau Dir doch einmal Brandon Lee an. Er hatte alles, und auf einmal war alles vorbei. Man muß das Leben wirklich genießen, denn man weiß nicht, wie lange es dauern wird.

Wie siehst Du Deine Zukunft beim Film ?

MD: Ich habe eine Vorstellung von dem, was ich erreichen will. Ich möchte wie ein Chameleon sein und meine Farbe von Film zu Film ändern, In „Only the Strong“ sehe ich anders aus, spiele eine andere Rolle und dann kommt „Double Dragon“, und ich spiele ein Kind. Ich bin froh, daß ich genau das tun kann, was ich möchte. Ich habe ein wenig Action, dann folgt ein wenig Drama. Ich möchte, daß die Leute über mich reden: „Oh, Mark macht Kampfsport und er schauspielt – er kann beides vermischen oder auch nicht.“

Du strebst also nicht den Ruf eines Kampfsportdarstellers an ?

MD: Nein. Das wäre ganz schlecht. Ich schauspiele der Schauspielerei wegen. Ich mag Filme auch ohne Action. In einem Drama, einer Romanze oder in einer Komödie steckt teilweise sogar mehr Action als in einem klassischen Actionfilm.

Was war bislang Dein bester Film ?

MD: Oh mein Gott, das ist eine schwere Frage. „American Samurai“ hat mir besonders viel Spaß gemacht, weil es meine erste Hauptrolle war. Ich war nicht der Held, sondern der Bösewicht und spürte somit nicht den Druck, den Film nach vorne bringen zu müssen. Dennoch blieb für mich genug übrig, um eine gute Rolle abzuliefern.

Wie hältst Du Dich bei all Deinen Filmaktivitäten in Form ?

MD: Ich trainiere mindestens dreimal die Woche Kung Fu. 1 1 /2 bis 2 Stunden pro Tag.

Praktizierst Du noch immer den Stil Deines Vaters, Wun Hop Kuen Do ?

MD: Der Stil meines Vaters verändert sich. Er entwickelt sich immer weiter, geht mit der Zeit. Wie mein Vater schon immer zu sagen pflegte, soll man soviel lernen wie möglich. So lernte ich in Taiwan, begann mit dem Capoeira und anderen Stilen, die mich interessierten. Wenn es zum Training kommt, dann boxe ich am Sandsack und mache Sparring mit meinen Freunden. Sie schlagen mir ins Gesicht, und ab und zu bekomme ich davon ein Veilchen. Wir trainieren richtig und betreiben nicht etwa einen Show-Workout, bei dem sich keiner wehtun darf. Niemand schaut zu und wir haben unseren Spaß. Ich mache dies drei bis vier mal die Woche. Darüber hinaus trainiere ich noch, was die Rolle zusätzlich von mir verlangt, z.B. Krafttraining.

Was sind Deine kommenden Projekte ?

MD: Als nächstes kommt „Slayer“. Ich bin gut 2.000 Jahre alt und spiele eine Art „Highlander“.

Denkst Du heute noch an Deine Kindheit zurück, die Du zum Großteil in Hamburg verbracht hast ?

MD: Absolut, viele Erinnerungen werden wach. Hamburg ist für mich eine meiner liebsten Städte. Ich liebe die beiden Alstern, die die Stadt durchfließen. Wir hatten eine Gang, die sich die „Doodoos“ nannte. Kein besonders feiner Name, denn auf Deutsch bedeutet es soviel wie „Kleine Scheißer“. Wir waren eine Gruppe von Farbgurten und blödelten in unserer Freizeit herum, gingen zusammen ins Kino und trainierten am Abend. Mein Vater ließ mich und Emanuel (Bettencourt) die „Kinderklasse“ unterrichten. Es war seine Eigenart, später vorbeizukommen um nach dem Rechten zu sehen. Ich kann mich noch sehr lebhaft daran erinnern, als wir einmal mit 14 Leuten anstatt des Kung Fu Trainings einen „Doodoo-Walk“ einstudierten. Emanuel und ich waren einfach in einer tollen Stimmung. Gerade als wir fertig waren, platzte mein Vater hinein: „Mark, was in aller Welt machst Du hier?“ war sein bestürzter Kommentar.

Hast Du noch Kontakt mit Deinen alten Freunden aus Hamburg ?

MD: Ja. Emauel und ich sind beste Freunde. Gelegentlich kommt er, um mich zu besuchen. Es ist für mich die einzige Möglichkeit, Deutsch zu sprechen. So verstehe ich alles, wenn jemand mit mir Deutsch spricht. Wenn ich selbst Deutsch spreche, muß ich aber hier und da schon nachdenken, was ich an bestimmten Stellen sagen soll. Ich liebe Deutschland und ich freue mich, bald wieder zurückzukommen, um meinen Film „Only the Strong“ bei seinem Kinostart vorzustellen.

Mark Dacascos
Mark Dacascos mit unserem Fotografen Andre Alex Lima am Strand von Venice Beach in Kalifornien.

Die Eltern: Al Dacascos und Malia Bernal
Der Vater: Al Dacascos, 51 Jahre, war der erste amerikanische Kung Fu Stilist, der an Amerikanischen Freestyle Karate Turnieren teilnahm. Er begann Ende der sechziger Jahre und trat 1973 als einer der besten Punktkämpfer und Katadarbieter vorn aktiven Wettkampf zurück Er gewann folgende Titel: Central North American Grand Champion. Rocky Mountain Grand Champion und Kata Grand Champion der Lang Beach Internationals. Zuvor gewann er die Chinesische Kata Meisterschaften in den Jahren 1966, 1970 und 1971. Sein eigener Stil „Wun Hop Kuen Do“ bedeuted soviel wie „Der Weg der kombinierten Fäuste“, Für seinen Stil überarbeitete er das Kajukenbo Karate im Resultat einer Diskussion mit Ron Lew, einem Instruktor des Fu-Jow Pai (Tigerkralle), dem Paul Eng (T’ai Mantis), dem Kam Yuen (Praying Mantis) und dem Won lack Man (internes System). 1969 führte sein Austausch dazu, daß er Professor Emperado, Begründer des Kajukenbo Stils, darüber informierte, daß er seine Kunst nicht länger als Kajukenbo bezeichnen werde. Dacascos erweiterte das Kajukenbo um das Ch`uan Fa und entwickelte daraus seinen eigenen Stil, das Wun Hop Kuen Do. 1975 zog er zusammen mit seiner Familie nach Hamburg, wo er eine der ersten Schulen für Kampfsport eröffnete. Im selben Jahr wurde er in das Verzeichnis der „Who is Who in Martial Arts“ aufgenommen. 1977 ernannte ihn das amerikanische Kampfsportmagaziri Black Belt zum Kung Fu Kämpfer des Jahres. Zu seinen Meisterschülern zählen u.a, Eric Lee, Karyn Turner, Karen Sheperd, Peter Morales, Christian Wulf und Emanuel Bettencourt.
Die Mutter: Malia Barnal (Dacascos), SO Jahre, trat erstmals 1974 durch Ihre Ranglistenplazierung im amerikanischen Magazin Professional Karate in Erscheinung. Fünf Mal gewann sie den Katawettbewerb der International Karate Championships. 1974 siegte sie bei den US Championships in Dallas, Texas. 1975 trat sie vom aktiven Wettkampf zurück 1983 wurde sie von ihrem Ehemann geschieden, lebt heute unter dem Namen Malia Barnal.


Only the Strong (Film)
Erfreulich ist, hier wird uns ein Film serviert, der anders sein will und eine positive Botschaft hat für all die hoffnungslosen Kids da draußen, die Gewalt und Kriminalität schon auf dem Schulhof zur Genüge kennenlernen. Endlich, möchte man meinen, ein Film der Sinn macht und nicht bloß stumpfsinnig das Menschenabschlachten feiert wie die meisten Actionfilme, die die Kampfkünste zum größten Teil als physische Gewaltform portraitieren, und deren Helden selten mehr können als Schlagen und Treten. Only the Strong bemüht sich, die Kampfkünste als Ausdruck von Geist, Körper und Seele darzustellen. Der Film feiert stattdessen das musikalisch-rhythmische Capoeira, eine tanzähnliche afrikanisch-brasilianische Kampfkunst, deren Ursprung im 16. Jahrhundert liegt, als brasilianische Sklaven mit Capoeira eine Verteidigungsform zum Schutz vor den weißen Kolonialmächten entwickelten und diese tödliche Kampfkunst als Tanzform verschleierten. Hier die Story: Mark Dacascos spielt Louis Stevens, einen US Army Elite Soldaten, der in seine Heimatstadt Miami zurückkehrt und seine ehemalige High School mit Drogen- und Gewaltproblemen überlastet vorfindet. Während seiner Stationierung in Brasilien hat Stevens jedoch Capoeira erlernt und fordert nun seine Schule auf, ihm die zwölf schlimmsten Schüler zu überlassen, um diese in disziplinierter Kampfkunst zu trainieren und auf den rechten Weg zu führen. Sein Vorhaben stößt auf den Widerstand des Bandenchefs Silverio, der die Schüler lieber als Drogenkuriere und Killer benutzen will. Mit Hilfe seines ehemaligen Lehrers Kerrigan (Geoffrey Lewis) und der attraktiven Lehrerin Dianna (Stacey Travis) gelingt es Stevens nach zähem Ringen schließlich, die rebellenhaften Jugendlichen zu zähmen. Gemeinsam nehmen sie den Kampf auf gegen den für die Kriminalität in ihrere Schule verantwortlichen Drogendealer Silverio. Weniger erfreulich: Die mutigen Produzenten hätten besser daran getan das Drehbuch zu überarbeiten. Mit Ausnahme des Helden und seines weiblichen Co-Stars sind die Charaktere allzu klischeehaft latino, macho und gängstermäßig. Der Lichtblick dieses insgesamt nicht schlechten Films ist jedoch Mark Dacascos, dem eine steile Karriere vorausgesagt wird, Er wirkt nicht brutal und knallhart wie so viele andere typische Actionhelden, sondern erfrischend natürlich und verletzbar. Er ist gutaussehend und zudem ein glaubwürdiger Schauspieler. Unglücklicherweise werden die spektakulären Bewegungen des Capoeira jedoch nicht so gezeigt, wie es hätte sein können, was an Kameraarbeit und Schnitt liegt. Wenn ein Schauspieler wie Mark Dacascos all die Bewegungen monatelang trainiert hat und perfekt ausführen kann, dann sollte dies besser nicht durch überflüssige Szenenschnitte verwässert werden. Alles in allem ist Only the Strong aber besser als so manch anderer dümmlicher Actionfilm.

Darsteller, Mark Dacascos, Stacey Travis, Geoffrey Lewis, Paco Christian Prieto, Todd Sussman, Richard Coca, Christian Klemash, Drehbuch: Sheldon Lettich & Luis Esteban Begte, Sheldon Lettich Produzercen: Samuel Hadida, Stuart & Shapiro, Steven G. Menkin Verleih: Twentieth Century Fox


Mark Dacascos martial arts
Dieses Interview erschien in Kick kampfkunst Magazin 03-1994