Einmal mehr fand am 12. Juni 1993 in der Muay-Thai-Hochburg Hanau eine gut organisierte Thai- und Kickboxgala statt. Der veranstaltende 1. Hanauer Thai- und Kickboxclub sowie Organisator Günther Müller stellten so manch spannende Kämpfe in der neuerbauten August-Schärttner-Halle zusammen. Das Programm hätte sicher mehr Zuschauer verdient gehabt, als die tatsächlich anwesenden 800 Leute.
WM-Titel für Özdem
Bereits im ersten Fight ging es um einen Weltmeister-schaftstitel. Der Wuppertaler Özdem Ilhami erkämpfte sich einen verdienten Punktsieg über den jungen Holländer Chufile Ajouaan aus dem bekannten Mejiro Gym. Özdem war über die gesamte Kampfstrecke von 12 Runden der bessere Mann in einem guten Vollkontaktkampf.
Thailänder Chanoy bleibt „top“
Im nächsten Gefecht trat der in Hanau lebende Thailänder Chanoy in den Ring. Chanoy zählt zu den besten Thaifightern überhaupt, nicht umsonst hat er im Februar in Hamburg den starken Holländer Ramon Dekker geschlagen. Sein Gegner Michael Lieuwfaat kann ihm nicht viel entgegensetzen und verliert klar nach Punkten.
Flaschen fliegen in den Ring: Im dritten Kampf kommt erstmals richtig Stimmung auf. Das Hanauer Publikum zeigt sich erbost darüber, daß der Gaggenauer Lacic gegen Lokalmatador Kardüz in der dritten Runde nachschlägt. Daß dieser dafür nur einen Minuspunkt erhält, sieht man mit Argwohn, beginnt zu pfeifen und zu schimpfen. Ein aufgebrachter Fan wirft sogar eine Flasche in den Ring. In der vierten Runde findet der Thaikampf sein vorzeitiges Ende. Der Lokalmatador trifft den Gaggenauer mit einem Kniestoß in den Unterleib. Klare Sache für den Ringrichter: Sofortige Disqualifikation von Kardüz. Supertalent Said Im nächsten Fight besiegt der talentierte Federgewichtler Said Ben Dohhou seinen holländischen Kontrahenten Seher in der vierten Runde durch KO. Ein harter linker Roundhousekick trifft den Holländer an der Leber, der für einige Zeit nicht mehr ans Aufstehen denken kann Said hat in diesem Kampf einmal mehr sein großartiges Talent unter Beweis gestellt Von ihm wird man in Zukunft sicher noch viel hören.
Skandal bim Titelkampf mit Fuckner
Zum Eklat kam es beim Kampf zwischen dem Gaggenauer Markus Fuckner und dem Hanauer Öczan Yesiltas. Fuckner verteidigte seinen deutschen Meistertitel im Cruisergewicht nach Version der IPTA Der Herausforderer trifft in der fünften und letzten Runde den am Boden liegenden Gaggenauer und siegt somit durch KO. Eine merkwürdi-ge Entscheidung! Der Ringrichter hatte nicht den Mut den Lokalmatador zu disqualifizieren. Er fürchtete wohl den Zorn des aufgebrachten Publikums. Und dabei hätte Fuckner wirklich einen Sieg verdient, zeigte er doch in der vierten Runde sogar einen Drehkick zum Kopf. Eine Technik, die man von ihm nicht erwartet hätte.
Schmeichelhaft: über die volle Distanz von fünf Runden ging der vorletzte Kampf des Abends. Der Neu-Isenburger Selhattin Gülsel besiegte den Karlsruher Rino Messinese nur durch ein schmeichelhaftes Urteil der Punktrichter. Mit größerer Agressivität hätte Messinese den von einer Grippe angegriffenen Gülsel sicher schlagen können.
Orlando Wiet wieder in Bestform :Im Hauptkampf stand die Weltmeisterschaft der IPTA in der Klasse bis 70 Kg auf dem Programm. Der Holländer Orlando Wiet, noch im Vormonat zweiter Sieger in Berlin, machte mit seinem Gegenüber kurzen Prozess. In der dritten Runde servierte er den in Hanau lebenden Thailänder Dechasawin mit einem Lowkick ab. So wird Wiet in Zukunft sicher wieder an seine alte Form anknüpfen können.
Fazit
Eine Thaigala, die auf der sportlichen Seite Glanzpunkte setzte und auch ein größeres Publikum verdient hätte. Für viele Zuschauer war die Veranstaltung jedoch zu langatmig. Bis um zwei Uhr nachts in der Halle zu sitzen, ist einfach zuviel. Der größte Unmut entstand jedoch bei den Veranstaltern, die über erhebliche wirtschaftliche Einbußen klagten.