Nur wenige seiner Gegner haben den Schlußgong zur letzten Runde gehört. So stark ist der Druck, den Jean-Marc Koumba hinter seinen Faust- und Fußtechniken hat, und dabei sieht er so harmlos aus. Beim Kölner KO-Künstler, 42 seiner 55 Siege kamen durch KO, bewahrheitet sich einmal mehr das alte Sprichwort „in der Ruhe liegt die Kraft“. Wenn man ihn ganz normal auf der Straße trifft, wird man kaum vermuten, daß er seine Freizeit schlagend und kickend in einem Kickboxring verbringt. Einmal im Ring losgelassen wird er jedoch zur Gefahr seiner Gegner.
Dabei ist es nicht mal so, daß er in wilder Mike-Tyson-Manier mit brachialer körperlicher Gewalt und rohem, tierischem Instinkt auf seine Gegner losgeht. Er bleibt stets ruhig und locker, dreht immer dann auf. wenn er eine Chance sieht. Dann bringt er seine fließenden Kombinationen an, bei denen schon einmal seine rechte Gerade, sein linker Haken oder sein harter Halbkreiskick voll einschlagen. Und wenn er nicht gleich mit dem ersten Volltreffer das Ende des Kampfes erreicht dann setzt er gnadenlos nach und trifft im folgenden umso härter. Dann bekommt sein Gegner richtige Kopfschmerzen. Das ist halt so, wenn Jean-Marc trifft.
Weltmeisterschaft in Atlantik City
Seine bislang größten Erfolge feierte der gebürtige Gabuner, 23 Jahre alt im Lager des Deutschen Kick-boxverbandes und der WAKO. Mehrere Deutsche Meistertitel, die Europameisterschaft 1992 in Kavala (Griechenland) und den Titel des Vize-Weltmeisters 1993 in Budapest (Ungarn) sind bislang seine größten Erfolge im Vollkontakt-Amateurlager. „Nebenbei“ bestreitet er auch Kämpfe im Leichtkontakt (Durchkämpfen). In dieser eher zarten Disziplin hat er es zu mehreren Deutschen Titelehren und zum Gewinn der Weltmeisterschaft im amerikanischen Atlantik City gebracht Das zeigt zwar seine Vielseitigkeit auf, doch für seine neue Karriere zählen diese Erfolge nicht so richtig, denn Jean-Marc will demnächst als Kickboxprofi auch international kräftig auf den Putz hauen.
Erste Proftfights gewonnen
Bislang hat er all seine Profikämpfe gewonnen, die einzigen beiden Niederlagen kamen als Amateur. Bereits in seinem ersten Profikampf, 1992 in Berlin im Rahmenprogramm der Leichtgewichts-Weltmeisterschaft zwischen Kuhr und Wilson, imponierte er mit einem KO-Sieg über den zehn Kilo schwereren Baunataler Andreas Mohr in der zweiten Runde. Nach diesem erfolgreichen Debut und einem weiteren Sieg in Wolfsburg holte er sich 1993 ebenfalls
vorzeitig die Deutsche Meisterschaft im Cruisergewicht nach Version der WAKO-PRO. In Mannheim besiegte er den Giessener James McQueen durch KO in Runde fünf, beförderte ihn mit einem gesprungenen Drehkick sogar aus dem Ring. Für seinen vorerst letzten Profikampf stieg er im Februar im Kölner Sartory Saal in den Ring. Dieses Match bestritt er aufgrund privater und beruflicher Probleme jedoch ohne die nötige Vorbereitung, und so kam es, daß er „nur“ nach Punkten gewann. Sein schwedischer Kontrahent verlangte ihm mehr ab als viele andere Gegner, was sicher auch daran lag, daß dieser Kampf im Schwergewicht ausgetragen wurde. Dennoch siegte er trotz schlechter Verfassung, was schon einiges über sein Talent und seinen Kampfgeist aussagt.
Nahziel EM-Gürtel
Sein nächstes Ziel ist die Europameisterschaft der Professionals, wobei er am liebsten mit dem Griechen Paris Vasilikos um den Gürtel kämpfen würde. Vasilikos besiegte Jean-Marc im Finale der Amateurweltmeisterschaft 1993 in Budapest, wobei er ihn in der zweiten Runde empfindlich treffen konnte. In einem Kampf über mehr als drei Runden hätte der Kölner diesen Nachteil sicher wieder wett gemacht, doch so blieb ihm nur der zweite Rang. Positiv für die Promotion dieses Kampfes kommt hinzu, daß Vasilikos im Februar dieses Jahres einen anderen Kölner um die besagte EM-Krone besiegte. Der Grieche schlug Stefan Nordine Abdelbaki nach Punkten und eröffnete somit alle Möglichkeiten für den Showdown gegen Jean-Marc Koumba, denn dieser hatte Abdelbaki bereits vor einigen Jahren durch einen schweren KO in Karlsruhe besiegt Kämpfe in Gabun Nach einem Gewinn der europäischen Lorbeeren könnte für den Kölner auch ein WM-Titel in greifbare Nähe rücken – und daß nicht nur fürs übliche Kleingeld, das in den meisten Divisionen bezahlt wird Im und um das Cruisergewicht sind zur Zeit einige der bestbezahltesten Kickboxer wie Rick Roufus (USA) und Rob Kaman (Holland) angesiedelt Ein Kampf mit diesen Größen würde ihm schon eine beachtliche Börse einbringen, die sich bei einer Titelverteidigung durchaus auf sechsstelligem Niveau bewegen könnte. Neben Kämpfen in den bekannten Kickbox-Hochburgen könnte eventuell ein Kampf in seinem Heimatland Gabun aktuell werden. Dort erfreut sich das Kickboxen und das Savate einer immer größer werdenden Popularität Fernsehübertragungen finden regelmäßig statt Eine Attraktion wäre dies allemal für die Gabuner, denn Jean-Marc ist schon heute der erfolgreichste Kickboxer dieses für afrikanische Verhältnisse sehr wohlhabenden Landes.
Würde am liebsten mit van Damme kämpfen
Zum Kickboxen ist der seit vier Jahren in Deutschland lebende Sohn einer Botschaftsangestellten und eines Druckers über seine Begeisterung für Filmstar Jean-Claude van Damme gekommen. Er sah seinen ersten Filmhit „Karate Tiger“ und meldete sich sofort zum Kickboxen und Taekwondo an, bestritt in seiner Heimat die ersten Kämpfe. In der Zwischenzeit ist van Damme jedoch nicht mehr sein Vorbild. Er hält ihn für so überheblich, daß er mit ihm am liebsten ein paar Sparringsrunden gehen würde. Aus sportlicher Sicht ist mittlerweile der Berliner Leichtgewichtschamp Michael Kuhr zu seinem Vorbild avanciert.
Zukunftspläne
Nach seinem künftigen Werdegang gefragt antwortet Jean-Marc wie selbstverständlich: „Ich will Profiweltmeister werden“. In der Zwischenzeit verdient er nach einer abgebrochenen Schreinerlehre seine Brötchen als Trainer in der Kölner Sportschule Baaden, wo er von Gustav und Rene Baaden betreut wird, und als Sicherheitskraft. Später will er vielleicht in seine Heimat zurückkehren, um dort eine eigene Sportschule zu eröffnen. In der Zwischenzeit steht jedoch seine Kickboxkarriere im Profilager an erster Stelle.
Kommende Kämpfe
Seinen nächsten Kampf bestreitet er am 1S. Oktober in Mannheim bei der Fight Night Ein Titelkampf um die Europameisterschaft ist für das kommende Frühjahr geplant Der Austragungsort steht zur Zeit noch offen, ebenso der Verband. Wahrscheinlich wird es jedoch in Köln oder Berlin zum ersehnten Titelfight kommen.
Zusammenfassung:
Jean-Marc Koumba ist ein deutscher Kickboxer aus der Kölner Sportschule Baaden, der in den 90er Jahren das Cruisergewicht im WAKO Kickboxen dominierte. Bei den Amateuren gewann er 1993 in Atlantic City die Weltmeisterschaft im Leichtkontakt und wurde im gleichen Jahr Vize-Weltmeister im Vollkontakt in Budapest, Ungarn. Er bestritt zahlreiche PKO Vollkontakt Profikämpfe unter Veranstalter Michael Deubner bei der Kickboxmania in Mannheim und errang 1994 in der Leverkusener Wilhem-Dopatka Halle den EM-Titel der WAKO PRO durch einen Punktsieg über den Französischen Herausforderer. 1993 errang er durch einen Sieg über den Neu-Isenburger James McQueen als erster deutscher Sportler einen WAKO PRO Titel, die Deutsche Profi Meisterschaft im Cruisergewicht. Nach seinem Rücktritt vom aktiven Sport siedelte er nach Madagaskar um, wo er als Bodyguard für den Präsidenten tätig war. Heute betreibt er auf Madagaskar, ein Hotel in Antsirabe.