The Austrian Karate Kid

Flying kick

Dominik Rab

Dominik Rab – mit 18 Jahren einer der erfolgreichsten
österreichischen Kata Läufer

Auftragen, polieren.“ Wieviele Väter mögen diesen Ratschlag, den Pat Morita im Film „Karate Kid“ dem jungen Ralph Macchio gab, schon mißbraucht haben, um das Karatetraining des Sprößlings für ein blitzendes Auto zu nutzen. Nicht so Wilhelm Rab. Sein blitzt und blank geputztes Auto erhält seinen Glanz stets in der Waschstraße, denn sein Filius Dominik hat weitaus Besseres zu tun. Der 18 jährige ist in den letzten Jahren zu einem der international erfolgreichsten Kata Läufer im Bereich Hard-Style der Alpenrepublik aufgestiegen. Europäischer Champion 1996, ein zweiter Platz bei den WKA Jugend EM in Wien 1994, ein dritter Platz bei der WKA EM in Slowakien 1994 sowie der EM in Cheltenham, England 1995, zweimal Vierter bei der WKA WM in Karlsruhe 1995 und Prag 1996 und ein fünfter Rang, und somit beste österreichische Plazierung, bei den US Open 1996. Daneben war Dominik Rab noch auf nationaler Ebene erfolgreich: Die österreichischen Meistertitel der WAKO von 1992 – 1994 waren selbstverständlich sein. Nicht schlecht für ein Alter von gerade mal 18 Jahren!

flying karate kick
Flying Kicks wie aus dem Bilderbuch.

Training von klein auf
Dominik Rabs Kampfsportkarriere begann im zarten Alter von sieben Jahren. Damals sah er zum erstenmal Karate. Seine Liebe für die asiatische Kampfkunst erwachte sofort. Seither scheute der junge Kärntner auch nicht An-fahrtswege von zweimal wöchentlich bis zu 140 Km um zu seinem Training in der Bushido Athletic Association zu kommen. Bis zu seinem 15. Lebensjahr fuhr Dominik Rab bei Wettkämpfen „zweigleisig“. Er ging sowohl in den Kata Wettbewerben als auch im Semikontakt an den Start. Dort war er ähnlich erfolgreich, und konnte die österreichischen Meisterschaften der WAKO von 1992 bis 1994 für sich entscheiden und sich bis auf den dritten Platz bei der Junioren EM der WKA 1994 vorkämpfen. 1994 war das letzte Mal, daß er Semikontakt kämpfte. Seitdem schenkt er seine ganze Aufmerksamkeit der Kata. Das macht sich bemerkbar: Bei der EM der WKA im slowakischen Poprad 1994 belegte er hinter den beiden Briten Dopson und Morris sensationell den dritten Platz. Bald bemerkte man im heimatlichen Kärnten, daß die trainingsspezifischen Möglichkeiten begrenzt waren. Man begann sich umzusehen, neue Anregungen zu finden. So stieß man auf den WAKO Vize-Weltmeister (Waffen) und zweifachen Europameister Werner Stark, München. Er war es, der Dominik Rab die Kata Unsu lehrte, und ihn in der hohen Kunst des Dehnens unterwies. Darüber hinaus lehrte er ihm die richtige Atemtechniken. Die Zeit, die Stark nicht zur Verfügung stand, wurde von Dominik und Wihelm Rab dazu verwendet, die von Stark erhaltenen Trainingstips mittels Video umzusetzen, und Videos von Werner Stark und Dominik Rab synchron ablaufen zu lassen und so Fehler auszubessern. Die von Werner Stark erhaltenen Tips und Anweisungen stellen, laut Wil-helm Rab, den Grundstein für Dominiks Erfolg dar. Stark kann als Wegbereiter für den Rabs Erfolg bezeichnet werden. Darüber hinaus nahm Dominik Rab an zwei Lehrgängen der deutschen Nationalmannschaft unter der Leitung von Bundestrainer Antonino Spatola teil. Neue Anregungen schlugen sich in Dominiks Kata Vorführungen nieder.

Treffen mit Kevin Thompson
1996 lies sich das Vater/Sohn-Gespann Rab das erste Mal auf das große Abenteuer Amerika ein. Man reiste zu den US Open nach Florida. Gerade erst 17 Jahre alt, meldete sich Dominik Rab in der allgemeinen Klasse an. Mit dem Ergebnis konnte man durchaus zufrieden sein: Mit nur 0,14 Punkten Rückstand auf den Sieger, dem sechsfachen Weltmeister Kevin Thompson, wurde der fünfte Platz erreicht. Ein Erfolg, der auch internationale Anerkennung brachte. Der Sieger Kevin Thompson erklärte sich sofort bereit den jungen Österreicher für weitere Turniere zu trainieren. Dieses Angebot wurde im März 1997 genutzt. Für eine Woche kamen Wilhelm und Dominik Rab nach New Jersey um der Einladung des Amerikaners nachzukommen. Diese Woche geriet für Dominik Rab nach eigenen Angaben die härteste seines bisherigen Kampfsportlerlebens, aber auch die lehrreichste. Besonders die Mimik und die Courage Thompsons haben es ihm angetan, so der junge Österreicher. Dank der ständigen Kiais bei jeder Technik im Training konnte Dominik am dritten Tag nur mehr krächzen. Aber „Kata ist Kampf“, wie der Amerikaner weiß, „und der ist nun einmal nicht leise.“ Das Training unter dem charismatischen Amerikaner soll aber nicht nur für die Stimme nachhaltige Folgen haben. Im Juni wird noch schnell das Abitur gemacht, und ab Juli geht es für ein halbes Jahr nach New Jersey um sich länger unter die Fittiche Kevin Thompsons zu begeben. Neben den US Open und den New York Open stehen natürlich auch alle anderen großen amerikanischen Turniere auf den Programm von Dominik Rab. Der Amerikaaufenthalt wird nur für eine kurze Woche unterbrochen: Im November ist Dominik in Deutschland um seinen EM Titel in Calw bei Stuttgart zu verteidigen. Danach heißt es wieder zurück zu Kevin Thompson bis kurz vor Weihnachten.

Kevin Thompson
Geminsames Training bei Kevin Thompson in New Jersey, USA.

Väterlicher Freund
Bis dahin hält sich Dominik Rab mit seinem täglichen Training fit. Dreimal wöchentlich geht es in die Kraftkammer, dreimal trainiert er seine Technik, wobei jedes Training sich über 2 – 4 Stunden zieht. Vollends unterstützt wird er dabei von Vater Wilhelm. Der sieht sich weniger als Vater, sondern als Freund mit väterlichen Aufgaben. „Meine Aufgabe“, so Wilhelm Rab, “ist es, für Dominik die besten Rahmenbedingungen zu schaffen, und ihm alle Belastungen außerhalb der Kampffläche fernzuhalten.“ Dazu gehört auch, auf eine ausgewogenen Ernährung und einen soliden Lebenswandel zu achten. Alkohol und lange Disconächte sind kein Thema für den jungen Kärntner. So ist es nur eine Frage der Zeit, bis sich Dominik Rab seinen großen Wunsch erfüllen wird: Den Weltmeistertitel. Falls es sich irgendwie ergeben sollte, wird natürlich auch, wie bei so vielen Kampfsportlern, eine Filmkarriere angestrebt. Durch sein Auftreten bei den Kata Bewerben, die genug schauspielerisches Können verlangen, hat Dominik die besten Voraussetzungen dafür. Sollte es mit der Schauspielerei nicht so klappen, will er Veterinärmedizin studieren. Welchen Weg er einschlagen wird, soll sich erst in einigen Jahren zeigen. Als Kompromiß gibt es ja immer noch die Rolle des kämpfenden Tierarztes im Film.

Samurai Karate

Diese Reportage erschien in der Samurai Ausgabe 03 / 1997.
Fotos: Richard Pichler
Text: Horst Kalcher

Anmerkung: Kevin Thompson starb am 8. Januar 2020 an den Folgen der Erkrankung ALS.