1. Ratinger Kampfkunst Tag

Geert Lemmens

Unter der schirmherrschaft des japanischen Generalkonsulates in Düsseldorf fand am 9. Oktober 1994 in der Ratinger Stadthalle der erste Ratinger Kampfkunsttag statt. Die Veranstaltung sollte diversen Verbänden und Gruppen der Szene im Großraum der rheinischen Metropole die Möglichkeit geben, sich den Interessenten zu präsentieren. Einerseits mit Infoständen und Beratungsgesprächen am Nachmittag und dann mit Demos und Show in der abendlichen Galaveranstaltung. Der Veranstalter, die Artissimo GmbH, hatte eine glückliche Hand bei der Auswahl der Repräsentanten der einzelnen Kampfkünste.

ITF Taekwondo Vorführung

Hwa Rang Do
Das Hwa Rang Do ist in den USA mittlerweile ein fester Bestandteil der Martial Arts Szene. In Deutschland kennen bisher nur wenige diese anspruchsvolle und facettenreiche koreanische Kampfkunst, die auf eine 1800 Jahre lange Tradition zurückblicken kann. Als umfassende Ausbildung für Elitekrieger gedacht, hat sich das Hwa Rang Do seinen festen Platz mittlerweile auch in der deutschen Szene gesichert. Unter der Leitung von Klaus Wachsmann, Chief Instructor Europe, zeigt die Hwa Rang Do Gruppe aus Bochum eine eindrucksvolle Demo der Kunst aus Korea.

Kyeok-Too-Ki
„Großmeister“ Mijo Vajcek aus Ratingen versteht diese Kampfkunst als Zusammenfassung von Judo, Karate, Kung-Fu, Hap Ki Do und verschiedenen Waffentechniken. Dieser Part der Veranstaltung war nicht gerade ein Höhepunkt, da die Demonstrationen viel zu lang, technisch mittelmäßig und unspektakulär waren.

Tai Chi Chuan
Die chinesiche Heil- und Meditationskunst Tai Chi Chuan wurde von Master Rupert Shonaike demonstriert, der seit 1977 in Deutschland unterrichtet Master Shonaike zeigte neben den traditionellen Formen auch die Tai Chi Schwerform und erstmalig die Two Men Tai Chi Form San Shui.

Ninjutsu
Die Künste des Bujinkan Ninpo Tailjitsu wurden von Heinz Meyer und seinen Ninjas in sehr realistischer Art und Weise dargeboten. Dem Zuschauer wurde klar, daß Ninjutsu eine realistische Selbstverteidigung für die Straße ist. Heinz Meyer hat mit dieser eindrucksvollen Demonstration dazu beigetragen, das „Schall- und Rauch-„Image dieser alten Kriegskunst zu verdrängen.

Taekwondo
Der Teamweltmeister der ITF, die deutsche Herrennationalmannschaft unter der Leitung von Bundestrainer Lan Ung Kim, stellte einen der Höhepunkte der Veranstaltung dar. Die Kämpfer der ITF-Deutschland präsentierten Taekwondo par excellence. Die Formendarbietungen hatten schon beinahe US-Niveau und rissen das Publikum in der fast ausverkauften Ratinger Stadthalle zu Begeisterungsstürmen hin. Dies war eine Werbung für den koreanischen Nationalsport, wie sie besser nicht hätte sein können. Im April 1995 finden in Köln die Europameisterschaften im Taekwondo statt. KICK wird in der nächsten Ausgabe eine ausführliche Vorberichterstattung liefern. Wilfried Peters und sein „Black Fighter Show Team“ rundete die Taekwondo Demonstration mit gut inszenierten Einlagen ab. Wing Tsun ETWO-Vertreter Sisuk Mario di Ninni und Sihing Lothar Bauer demonstrierten alle Varianten dieser energiegeladenen chinesisch-stämmigen Selbstverteidigung.

ITF Taekwondo Sparring

Escrima
Die philippinischen Ecrimadores entwickelten einen Kampfstil, um sich gegen die spanischen Besatzer verteidigen zu können. Die in Ratingen gezeigte Variante, das Latosa Escrima, ist eine besonders effektive Variante, sich unter Verwendung der einfachsten Waffen und Werkzeuge aus dem täglichen Leben gegen Aggressoren aller Art zur Wehr zu setzen. Auch hier präsentierte das EWTO-Team unter Leitung von Lothar Bauer eine eindrucksvolle Show.

Kalaripayattu
Kalaripayattu ist eine der älteste Kampfkünste der Welt. Einst fast vergessen, genießt dieser indische Kampfstil heute wieder wachsende Aufmerksamkeit. Diese alte Kunst zeichnet sich durch seine geschmeidigen Bewegungen aus, die von Mitgliedern der Kadgamala-Organisation sehr anschaulich vorgeführt wurden.

Kickboxen
IAKSA-Koryphäe Marwan Abu Khardra wurde als Mann wie Dynamit angekündigt. Die mitreißende Trainingsvorführung des heutigen IAKSA-Bundestrainers vom Juka-Dojo aus Hamburg hielt alle Versprechen des Moderators. Mit einer sehr dynamischen Choreographie und der entsprechenden musikalischen Untermalung führte Khardra alle Facetten des Kickboxtrainings vor. Das Publikum war begeistert.

Geert Lemmens karate
Geert Lemmens

Karate
Die wohl bekannteste der Budo-Sportarten wurde von Geert J. Lemmens und seinen Söhnen präsentiert Der Altmeister und Pionier im deutschen Kampfsport überzeugte mit einer Shotokan-Vorführung der höchsten Form. Darüber hinaus zeigten einige Lemmens-Schüler Kadgamala Karate. Lemmens entwickelte diesen Stil in den 70er Jahren, ein traditioneller Karatestil mit den Erkenntnissen der modernen Sportwissenschaft. „Eine Brücke zwischen Ost und West“. Bedeutung und Zweck jeglicher Kampfkunst versinnbildlichen Selbstverteidigung in breitester Auslegung. Kadgemala hat sein eigenes Selbstverteidigungssystem. Dieses gründet sich nicht auf Tricks – die funktionieren sowieso nicht -, sondern auf realistische, nüchterne Tatsachen und Techniken, Verhaltensregeln und psychologische Motivation. Ken Speck und Geert Lemmens jr., die Selbstverteidigungsexperten der deutschen Kadgamala-Organisation, zeigten wirklich realistische, konsequente und knallharte Selbstverteidigung.

Aikodo

Aikido
Meister Asai und seine Schüler aus der Aikido-Schule Düsseldorf gewährten den Zuschauern tiefe Einblicke in das Wesen dieser alten japanischen Kampfkunst. Die geschmeidigen und ausholenden Bewegungen machten Sensei Asais Demonstration zu einem Augenschmaus für das Publikum. Dank Steven Seagal wird Aikido immer populärer.
Fazit: Man kann diese Veranstaltung als gelungenen Versuch der Veranstalter betrachten, die Kampfkünste zu verbreiten.


Diese Reportage von Stefan Billen wurde in KICK Ausgabe 01 1995 veröffentlicht.