Als Generalprobe für die WKA Weltmeisterschaften im Oktober, hielt die tschechische Full Contact Union die Czech Open im Semikontakt, Vollkontakt und Formen ab. Über 200 Starter aus neun Nationen nahmen teil; darunter das deutsche WKA-Team unter Leitung von Klaus Nonnenmacher. Sie behaupteten ihre Vormachtstellung im Semikontakt.
Starke Damen aus Osteuropa
Bei den Damen konnten sich die Kämpferinnen aus den Oststaaten durchsetzten. In der Klasse bis 55 Kilo gewannen Anna, Dana und Jana mit den dazugehörigen Familiennamen Wysolka aus Polen, Gömöryova aus Slowakien und Pokorna aus Tschechien. Bis 65 Kg regierte die Österreicherin Dunja Grdseloff vom Octagon Wien. Sie konnte sich im Finale gegen Jana Pokorna vom Fighters Gym Prag, auch bekannt unter „Octagon Prag,“ durchsetzen. Grdseloff zeigte, was in ihr steckt und deklassierte die hilflos wirkende Tschechin mit 14:2. Dritte wurde Jana Marcinkova, ebenfalls Tschechien. In der Klasse über 65 Kg siegte auch eine Jana, womit dieser Name eindeutig zum beliebtesten Mädchennamen der diesjährigen Czech Open ausgerufen wurde. Diesmal war es eine Jana Moravcova gegen ihre Klubkollegin Lucie Kostalova vom Fighters Gym Prag. Auf den Dritten Platz konnte sich Simona Jancikova vorkämpfen.
Deutsches WKA Team in Teamwertung an zweiter Stelle
Waren bei den Damen die östlichen Nachbarn am Zuge, so setzten sich bei den Herren im Semikontakt Deutsch-land, Österreich und Tschechien durch. Es gab fast kein Finale, bei dem nicht ein Kämpfer vom WKA Team Deutschland, Octagon Wien oder dem Fighters Gym Prag teilnahm. Schon in der ersten Klasse bis 60 Kg kam es zur ersten deutsch-österreichischen Paarung: Hasan Arslan, Deutschland gegen Markus Perschl, Wien. Trotz schöner Fausttreffer mußte sich Perschl dem Deutschen geschlagen geben, der mit seinen Beinen schöne Treffer erzielen konnte. Dritter wurde Krysztof Guzowski aus Polen. Hasan Aslan konnte gleich im Ring bleiben, stand er auch im Finale bis 67 Kg. Diesmal hieß sein Gegner Lukas Stransky vom Fighters Gym Prag. Stransky konnte mehr Treffer anbringen, oder hatten die Schiedsrichter auch nur mehr gesehen, auf jeden Fall wurde er zum Sieger erklärt. An dritter Stelle fand sich Johann Timmermann aus Belgien wieder.
Im nächsten Finalkampf war wieder ein Belgier dabei. Steven Viaene kämpfte gegen Bernhard Wagner vom Octagon Wien. Die besseren Fausttreffer und somit mehr Punkte konnte der Österreicher erzielen, womit Wagner das Turnier gewann. Platz drei ging an Lukas Stransky aus Prag.
Deutsche Kämpfer Trumpfen auf
Mußte sich Lalli Emmanouilidis aus Deutschland im Finale bis 71 Kg noch Miroslav Sobotka vom Fighters Gym Prag geschlagen geben, so konnte in der Klasse bis 81 Kg Roland Conar für Deutschland zeigen, was Semikontakt wirklich ist. Mit zwölf zu vier deklassierte er Miroslav Sobotka regelrecht, dem in der höheren Klasse die Kraft fehlte. Die Klasse bis 91 Kg teilten sich Dusan Macak und Rudolf Stransky, beide aus Tschechien. Platz drei belegte Klaus Nonnenmacher.
Weltmeisterfinale bei den „ganz Schweren“
Klaus Nonnenmacher traf auf IAKSA Weltmeister Günther Wenninger aus Wien. Stand es in der ersten Runde noch vier zu vier. Holte sich Nonnenmacher mit einem schönen Beintreffer zum Kopf zwei Punkte, die Wenninger aus der Konzentration brachten. Immer mehr vergrößerte sich der Vorsprung des Deutschen, den Wenninger bei größten Bemühungen nicht wett machen konnte. Sieger: Klaus Nonnenmacher, der den dritten ersten Platz für das deutsche Team holte. Mit zwei zweiten und einem dritten Platz landeten sie in der Mannschaftswertung somit auf Platz zwei hinter dem Fighters Gym Prag, mit drei ersten Plätzen, drei zweiten Plätzen und zwei dritten Plätzen. Dritter wurde das Octagon Wien mit zwei ersten, und zwei zweiten Plätzen.
Brauchbares Niveau bei den Formen
Für den Formenwettbewerb hatten sich zwar nur knapp zwanzig Teilnehmer angemeldet, trotzdem war das Niveau gut. Bei den Damen siegten die Slowakinnen Andrea Holoskova vor Lucia Soltesova und Jarmila Skoknova mit der Kata Unsu. Im Hardstyle Männer führte die Shotokan Kata Unsu gleich zweimal zum Erfolg: Roman Kratky auf den ersten und Jozef Czaki auf den dritten Platz. Den zweiten Platz konnte Radek Hadrovsky belegen. Wushuwaffen waren es, die Pokale bei den Freestyle Männern versprachen. Mit einer Kettenform gelangte Pavel Biskup auf Rang eins, gefolgt von David Pokorny mit den Schmetterlingsmessern. Auf Platz drei landete Radek Hadrovsky, der sich für seine Nunchaku-Form erkennbar von Kim Silver inspirieren lies.
Einsamer österreichischer Sieg im Vollkontakt
Litauer, Slowaken und Tschechen waren es, die den Vollkontaktwettbewerb bestimmten, und alle Klassensiege für sich holen konnten. Alle? Nein, in einer Klasse leistete ein tapferer Österreicher erbitterten Widerstand gegen die übermächtigen Oststaaten. Willi Milovic, der bekannte Kölner Volksschauspieler, war es natürlich nicht, sondern der gleichnamige IAKSA-Vollkontakt-Weltmeister aus Wien. Bei näherem Hinsehen konnten durchaus Unterschiede festgestellte werden. Oder könnten sich besorgte Ohnesorg-Theater Fans wirklich vorstellen, daß ihr Willy in den Ring .. Wohl kaum. Wenn also in weiterer Folge hier von Herrn Milovic geschrieben wird, ist der andere gemeint, der aus Österreich. Dieser war es, der sich bis ins Finale der Klasse -71 Kg vorkämpfte. Dort traf er auf den (fast) heimischen Favoriten Rene Pazitny, bei dem er noch eine Rechnung offen hatte. Die beiden waren mittlerweilen dreimal aufeinander getroffen, wobei Milovic zweimal den Sieg davontragen konnte.
Beim letzten Kampf war es jedoch der Slowake, der als Sieger den Ring verlassen konnte. Dies konnte und wollte Milovic nicht auf sich sitzen lassen. War er in den Vorkämpfen nicht in bester Form, so zeigt er nun, was wirklich in ihm steckte. Immer wieder kamen die Axtkicks des Wieners durch Pazitnys Deckung, und der Punktvorsprung auf Milovic Seite wuchs an. Der Slowake versuchte zwar immer Druck auf Milovic auszuüben, was ihm aber nicht so recht gelingen wollte. Der Österreicher spielte seine Routine aus und konnte so Punkt für Punkt für sich gewinnen, daß er nach Ablauf der drei Runden zum Sieger ernannt wurde. Somit steht es im Duell Milovic – Pazitny drei zu eins für den Österreicher.
Ansonsten war die Sache , wie schon erwähnt, eine rein „östliche“ Angelegenheit. In der Klasse bis 57 Kg siegte der Litauer Rimantas Dervinis gegen den Polen Krzysz-tof Guzowsky. Bis 60 Kg hieß der Sieger Tranka Gintaras aus Litauen vor Michal Liska aus Tschechien. Bis 63,5 Kg gab es ein rein slowakisches Finale Peter Palan gegen Igor Benedikovic, wobei Palan der Sieg gehörte. Bis 67 Kg war es der Litauer Ruslanas Pacesa vor dem Slowaken Anton Topercer, bis 75 Kg Jaroslav Gabor aus Slowakien vor Jiri Mach aus Tschechien die zum Sieger erklärt wurden. Dem Tschechen Radek Nekvinda gehörte der Sieg in der Klasse bis 81 vor Karol Kozak aus Slowakien. Roman Kracik aus Tschechien wurde Sieger vor seinem Landsmann Petr Vondracek, und zu guter letzt siegte in der Klasse über 91 Kg in einem rein slowakischen Finale Patrik Matejka vor Oto Buzasi. Der Wiener Rudolf Mayerhofer konnte den dritten Platz belegen, und so ein wenig Abwechslung in die Ergebnisliste bringen.
Fazit
Mit weniger Teilnehmern als im Vorjahr wurde das Potential nicht voll ausgeschöpft, dennoch wurde ein relativ hohes Niveau erreicht; und das sowohl von Seiten der Aktiven als auch der Offiziellen, wobei einzig die Leistung von einigen Semikontakt-Schiedsrichtern zu bemängeln war. Ansonsten aber organisatorische gut abgelaufen, so daß man sich auf die WKA-Weltmeisterschaften im Oktober freuen darf.
Dieser Bericht fand seinen Platz in der KICK Ausgabe 10 / 1996.
Autor und Fotograf: Horst Kalcher