11. Vienna Open

Klaus Nonnemacher Klaus Nonnemacher punktet sich auf Platz 2

11. Vienna Open
auch diesmal wieder in Wien!
Begrenzter deutscher Erfolg durch WAKO-Erlaß
Horst Kalcher berichtet

Durch die Jahrhunderte war Wien immer schon die Drehscheibe des Weltgeschehens. Egal ob Wiener Kongress, Gipfelgespräche zwischen Kennedy und Chruschov oder einfach nur durch den Opernball, immer wieder wußte sich die Österreichische Bundeshauptstadt gekonnt ins internationale Blickfeld zu stellen. So auch diesmal. Anlaß dazu waren die 11. Vienna Open, die kurz vor dem berüchtigten Veranstaltungssommerloch im Budo Center zu Wien stattfanden. Wie jedes Jahr lenkte auch heuer wieder ein Mann die Geschicke und Abläufe eines der größten Kickboxturniere Europas: Fritz Exenberger. Dank seines Eifers in der Vorberei-tungsphase fanden sich 522 Starter aus 19 Nationen ein, um herauszufinden, wer denn die/der Beste in den Bereichen Semi-, Leicht- und Vollkontakt sei. Es wären mehr Starter geworden, hätte es nicht einige Wochen zuvor einen Erlaß der WAKO gegeben: WAKO Kämpfer dürften nur mehr an WAKO Turnieren teilnehmen. Was man bei der WAKO damit bezwecken will, weiß wahrscheinlich auch die WAKO selbst nicht, jedenfalls blieben auf Grund dieser Verfügung rund sechzig deutsche Starter den Vienna Open fern. Wieder einmal wurde dadurch bewiesen, daß Sportpolitik zwar den Egos einiger Funktionäre wieder auf die Sprünge hilft, den Sportlern aber nichts bringt. Nichtsdestotrotz fanden sich einige kleine Grüppchen Deutscher ein, die mit ihren Erfolgen beweisen konnte, daß durchaus mehr Medaillen möglich gewesen wären, wäre man zahlreicher vertreten gewesen..

Germanische Erfolge
Den größten Erfolg erzielten darunter die Recken vom TUS Stuttgart. Wie nicht anders zu erwarten kämpfte sich im Semikontakt bei den Damen bis 55 Kg Gonca Bagci bis ins Finale vor. Diese Finalbegegnung wurde eine zwischen Europas Besten. Bagci traf auf die starke Ungarin Rita Pesuth, der sie sich jedoch nach Ablauf der Kampfzeit nur knapp nach Punkten geschlagen geben mußte, und so mit dem zweiten Platz vorlieb nehmen mußte. In der Klasse bis 65 Kg war Vereinskollegin Adriane Doppler im Finale. Ihr war es vergönnt ihre Gegnerin Anita Madsen aus Norwegen zu besiegen. Auf Rang drei landete Anja Binder vom Kun Tai Ko. Auch die Klasse über 65 Kg war fest in deutschen Händen. Tanja Stadler von der WKA Germany konnte ihre namenlose Kontrahentin von Miracle Bayern schlagen, und so die zweite Siegertrophäe für Deutschland einheimsen.

Auch bei den Herren waren die Deutsch, obgleich nur minder vertreten, erfolgreich. In der Klasse bis 71 Kg/Semikontakt kam es zur ersten spektakulären Begegnung Deutschland-Österreich. Der Stuttgarter Thomas Pfaffl traf auf den Kärntner Martin Sabith. Während Sabith versuchte zu kicken, konnte Pfaffl seine Klasse und Routine ausspielen, und dem Österreicher die Punkte entreissen. Nach der Kampfzeit hatte er sich, wenn auch nur knapp, gegen Sabith durchgesetzt, und wieder ging eine Siegestrophäe mehr in die Bundesrepublik. Die nächste deutsch-österreichische Begegnung konnte man in der Klasse über 91 Kg sehen. Diesmal hatte aber der Österreicher die Nase vorn, was kein Wunder war, handelte es sich doch um den Mann, der donauauf- und abwärts als lebende Kickboxkoriphäe verehrt wird. Austrias Mr. Kickboxing himself, der schnellst Backfist in town: Günther Weninger. Ihm stand, wie schon so oft, Deutschlands Mr. WKA, Klaus Nonnemacher, gegenüber. Nur wenige Wochen zuvor konnte Nonnemacher bei den Czech Open den Sieg erringen. Weninger hatte aus seinen Fehlern gelernt, und war diesmal perfekt auf den Kampfstil des Deutschen eingestellt. Immer wieder war er einen Bruchteil einer Sekunde schneller, wenn es darum ging, seine Fäuste ins Ziel zu bekommen. Der Sieg ging an Weninger. Im Duell Nonnemacher-Weninger steht es somit nur noch 2:1 für den Deutschen.

Klaus Nonnemacher punktet sich auf Platz 2

Еsterreich am Stockerl
Auch andere Österreicher konnten den Weg auf die vorderen Ränge finden, besonders im Leichtkontakt. Sowohl Reinhard Worlitschek vom Tosan Wien in der Klasse bis 60 Kg, wie auch Bernhard Sussitz vom CKF bis 75 Kg konnten den Sieg mit nach Hause nehmen. Aber die österreicher waren auch für zweite Plätze gut. Bei den Damen war es im Leichtkontakt Ivana Mirek vom ASKÖ Pikal Wien in der Klasse bis 55 Kg, die sich dort der Ungarin Rita Pesuth geschlagen geben mußte. Bei den Herren konnte im Semikontakt bis 75 Kg Bernhard Wagner vom Octagon Wien bis ins Finale vorrücken. Dort traf er auf den (bis jetzt) unbekannten Holländer Jan Engelhard, der zwar nicht aus dem Thaiboxlager stammte, dafür aber vom Kyokushin kam, und Wagner klar in die Schranken verweisen konnte. Im Leichtkontakt bis 75 Kg mußte sich Christoph Brandstetter vom Shaolin Wien dem oben erwähnten Bernhard Sussitz geschlagen geben. Bei den „ganz schweren Jungs“ war es Hans Gruss vom Octagon Wien, der gegen den starken Ungarn Istvan Toth den zweiten Platz erkämpfen konnte. Und auch im Vollkontakt gab es einen Platz in den vorderen Rängen, die, wie gewohnt, von den Kämpfern aus den östlichen Ländern dominiert wurden, welche mit teilweise sehr altertümlicher Schutzausrüstung in den Ring stiegen und kämpften. Diese schwache Sicherheitspolitik ist ein großer Kritikpunkt an diesem Turnier. Oliver van Haentjes mußte sich im Finale bis 91 Kg dem Tschechen Kracik geschlagen geben.

Gonca Bagci in der Defensive gegen Rita Pesuth

Fazit
Wieder einmal hervorragend vom schönsten Promoter Österreichs ausgerrichtet, gingen auch die 11. Vienna Open reibungslos über die Bühne. Überraschend war das Favoritensterben im Semikontakt, woran teilweise obskure Schiedsrichterleistungen Schuld hatten. Wünschenswert wäre zwar eine größere Beteiligung von deutscher Seite gewesen, aber, wer weiß, vielleicht dürfen sie nächstes Jahr wieder die österreichische Hauptstadt besuchen, um auf den Kampfflächen mitzuschwitzen, wie es auch die WAKO-Fighter aus Ungarn und anderen Ländern dürfen.


Dieser Beitrag von Horst Kalcher erschien in Ausgabe 10 / 1997