Kampfszenen, Explosionen und eine Geschichte mit starken Emotionen, damit gewinnen viele große Actionthriller ein großes Publikum. Für die Schauspielerin Cynthia Rothrock nichts Neues. Dennoch betritt sie im 1996 gedrehten Film Sworn to Justice dramaturgisches Neuland: Sie ist erstmals in Liebesszenen zu sehen. „Ich war ganz schön aufgeregt,“ gibt sie in Interviews zu, doch ihre weiblichen Reize sprechen durchaus für sich und stellen eine wertvolle Erweiterung ihres Horizontes dar. Im Rothrock spielt in der Hauptrolle die Psychologin Janna Dane, die ansehen muß, wie ihre Familie bei einem Überfall ums Leben kommt. Am Ende rächt sie den Tod ihrer Angehörigen, doch zwischendurch geht es richtig rund. Hin und her gerissen von Wahnvorstellungen und Intrigen verliebt sich die attraktive Psychiaterin in Nicholas (Kurt McKinney), was interessante Würze in die Story bringt.
Bekannte Schauspieler wie Tony Lo Bianco („Nixon“, „Tyson“, „French Connection“), Brad Dourif („Missisippi Burning“), Mako („Robocop III“, „Rising Sun“, „Red Sun Rising“) und dem Altstar aus der ersten Serie von „Raumschiff Enterprise“, Walter Koenig (Mr. Chekhov) geben der Produktion von Neva Friedenn und Paul Maslak einen deutlich höheren Stellenwert als die sonst üblichen Billigproduktionen im Genre der Kampfsportorientierten Filme. Das Produzentenduo Maslak / Friedenn ist dafür bekannt, neue, populäre Aspekte in Handlungen mit ehemaligen Budosportchampions einzubauen. Ihren ersten Erfolg feierte das Gespann 1994 als sie mit Don Wilson in der Hauptrolle „Red Sun Rising,“ abdrehten. Dieser Film war bislang Wilsons größter Erfolg, was sich durch beeindruckende Einschaltquoten bei der Erstausstrahlung im US-Fernsehsender HBO niederschlug. Laut Maslak erreichte „Red Sun Rising“ bei seiner Weltpremiere die bislang höchsten Quoten für einen Actionstreifen. „In diesem Film wollen wir zeigen, daß jeder gute Kämpfer auch ein natürlich gutes Schauspieltalent besitzt. Wir hatten gleich drei gute Champions in einem Film. Das ist einzigartig in diesem Genre,“ erklärt Maslak die ungewöhnliche Zusammenstellung der Besetzung für „Sworn to Justice.“ Maslak, der vor seiner Karriere als Filmproduzent und Regisseur einen guten Ruf als Fachjournalist genoß, versucht ständig, die Basis für Kampfsport so zu erweitern, daß ein größeres Publikum Interesse an Kampfsport findet. Er will keine reinen Insiderfilme drehen, die nur von Menschen gesehen werden, die bereits Kampfsport betreiben. Seine Absicht liegt darin, einen größeren Publikumskreis anzusprechen, damit sich mehr und mehr Leute für den Budosport und seine Werte interessieren. Seine 25-jährige Erfahrung als Fachjournalist und aktiver Sportler helfen ihm dabei, ebenso der Rat anderer kompetenter Kollegen, wie z.B. der des langjährigen Formenchampions Eric Lee, der für die Choreographie verantwortlich zeichnete.
Die Idee für Cynthias erste Liebesszenen stammen ursprünglich von Maslak, der die Hauptdarstellerin intensiv auf die Rolle vorbereitete. In einer Pressemitteilung erklärt er seine Intentionen: „Wir wollten Cynthia nicht nur einfach als Actiondarstellrin zeigen. Wir zeigen sie sexy. Wer sie sieht und kennt, weiß daß sie es auch ist!“
Kurzporträt: Cynthia Rothrock
Auf den Pfaden von Bruce Lee – erste Erfolge in Hong Kong
Geboren und aufgewachsen in Scranton, Pennsylvania (USA), einer kleinen Provinzstadt in der Nähe der Industriemetropole Pittsburgh, begann Rothrock im Alter von 13 Jahren mit Taekwondo und einem Shaolin Stil. Anfang der Achtziger zog sie nach San Jose im sonnigen Kalifornien, wo sie unter Ernie Reyes trainierte (siehe Reportage in dieser Ausgabe). Sie setzte sich auf nationalen Karate Turnieren auf dem ganzen Kontinent durch und dominierte die Schwarzgurt Formenklasse mit und ohne Waffen über fünf Jahre ungeschlagen. Sie gewann auch gegen Männer, denn die Formenklassen waren noch neu und es gab noch nicht soviele unterschiedliche Klassen wie heute. Bislang hat noch niemand ihren Rekord gebrochen.
Lesetip: Interview mit Cynthia Rothrock
1985 tauschte Rothrock ihren Erfolg auf den großen Turnieren gegen eine Karriere als Schauspielerin ein. Ähnlich wie Bruce Lee zog sie es zunächst vor, ihre Leinwandlaufbahn nicht in Hollywood sondern in Hong Kong zum Laufen zu bringen. Dort hatte sie den härtesten Test ihres Lebens zu bestehen: die großen physischen Anstrengungen und großen Gefahren bei den typischen Kampfsportfilmen made in Hong Kong. Außerdem mußte sie sich als Weiße über ihre asiatischen Kolleginnen durchsetzen.
Drei Jahre später – und mit vielen ausgeheilten Verletzungen und Schrammen – war sie zum größten und bekanntesten weiblichen Actionstar in der Fernostmetropole avanciert. Und nicht nur das: heute ist sie die bekannteste weibliche Actiondarstellerin, die man kennt. Selbst in Europa kennt sie jeder Film- und Videofan. Nach ihrer Rückkehr aus den Orient ließ sie sich in Los Angeles nieder um in US-Produktionen Fuß zu fassen. Seitdem hat sie in zahlreichen Filmen mitgespielt und sich in den USA einen großen Namen gemacht. Vor allem im Kabel-TV und im Videomarkt ist ihr Name ganz oben in der Gunst der Konsumenten.
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