WAKO IDM 1997 = Midnight Show

Roland Conar Roland Conar (re.)

Internationale Deutsche Meisterschaft 1997 des DKBV in Ebern – Dreifachturnhalle platzt aus allen Nähten – starke internationale Besetzung – Funktionäre kränkeln weiter am WAKO-Syndrom.

Roland Conar
Roland Conar (re.)

Ohne zu übertreiben, darf die Internationale Deutsche Meisterschaft 1997 in den Kategorien Semi-, Leicht- und Vollkontakt-Kickboxen sowie im Formenbereich als eines der teilnehmerstärksten Turniere Europas bezeichnen. Mehr als 750 Teilnehmer fanden sich im bayerischen Ebern ein, wo sie die Dreifachturnhalle fast zum Überlaufen brachten. Leider konnte Organisator Jürgen Schorn nicht verhindern, daß aufgrund einiger Fehlbesetzungen in seinem Team und gewohnter Kompetenzrangelein seitens der WAKO-Offiziellen die Veranstaltung wieder zu einer Mitternachtsshow ausartete.

Kata zum Beat des Sprechers

Da alle Ansagen sowie die Musik für die Formenkategorie über ein und dieselbe Anlage liefen, gab es schon zu Beginn Schwierigkeiten, da manche Teilnehmer ihre Musik nicht mehr hörten und ihre Formen stattdessen synchron zur Stimme des Sprechers laufen mußten. Im Verlauf des Turniers wurde dieses Problem beseitigt und so nahm die Veranstaltung doch noch einen geregelten Verlauf.

Stare Ostnationen dominieren im Vollkontakt

Im Vollkontakt waren alle Klassen sehr stark von Teilnehmern aus dem Osten besetzt. Sie dominierten fast immer ihre Klassen. Aus deutscher Sicht sind hier vor allem die Leistungen von Sven Altner aus Sachsen, Claudio Vigorelli aus Niedersachsen und Abtin Ramin aus Baden Württemberg hervorzuheben. Altner, der alle Vorkämpfe problemlos überstand, zeigte auch im Finale einen technisch sauberen Kampf, unterlag aber seinem russischen Gegner. Vigorelli, aus dem Stall von Antonio Spatola überzeugte sowohl Kampfrichter als auch Publikum durch seine Vielseitigkeit und Kampfstärke. Auch er kämpfte sich ohne nennenswerte Probleme durch die Vorkämpfe und hatte auch im Finale mit seinem Gegner aus der Ukraine nur in den seltensten Momenten Probleme. Hervorragend präsentierte sich Abtin Ramin in der Klasse -75 kg. Technisch hochstehendes Kickboxen bestimmte seine Kämpfe und an seinem Siegeswillen an diesem Tag scheiterten alle seine Vorrundengegner sowie sein Finalgegener aus der Ukraine klar.

Sven Altner
Sven Altner, Leipzig (li.)
Kerstin Kotyrba

Leichtkontakt bleibt in deutscher Hand

Im Leichtkontakt durchbrach Deutschland klar die Welle aus dem Osten und sicherte sich den Sieg in 8 der 13 Kategorien. Mit hervorragenden Leistungen glänzten unter anderem Claudio Vigorelli, Abtin Ramin, Kerstin Kotyrba, Claudia Schregele, Andreas Hahn, Mike Bela, Stefan Beranek und Thomas Eismann, die alle ihre Klassen gewannen. Wo Deutschland im Vollkontakt nicht überzeugen konnte, hier gelang es eindeutig.

Sandra Hess siegt gleich zweimal

Bei den Formen wurden die Kinder- und Jugendklassen wie schon in den letzten Jahren vom Black Belt Team rund um Uwe Mandler beherrscht und bekannte Namen wie Jerome Cornelius, Niki Hennig und Maria-Luise Coppola fanden sich auf den vordersten Plätzen wieder. Bei den Erwachsenen fiel vor allem auf, daß viele der Topstars nicht am Start waren. Trotzdem war das Niveau sehr hoch. Man konnte viele neue Ideen und Kreationen sehen. Herausragend an diesem Tag war Andreas Dieckmann vom Team TOPTEN, der sowohl die Waffen- als auch die Formenkategorie gewann. Bei ihm wird es spätestens nächstes Jahr soweit sein, daß er zu den ganz großen in Europa gehören wird. Bei den Damen lief Sandra Hess praktisch konkurrenzlos ihre Formen. Sie trat bereits am Nachmittag mit 2 ersten Plätzen den Weg zu einem Showauftritt in Karlsruhe an.

Sandra Heß
Sandra Heß

Roland Conar besiegt WAKO-Weltmeister Lajos Hugyetz

Auch im Semikontakt war es, trotz starker internationaler Beteiligung wieder ein großer Tag für Deutschland. Bis auf ganz wenige Ausnahmen gingen alle Semikontakt-Kategorien an deutsche Kämpfer bzw. Kämpferinnen. Bei den Damen beherrschten Gonca Bagci, Miriam Diller und Gerlinde Melch ihre Klassen klar. Spannend wurde es in der Klasse -65 kg, in der Melanie Moder aus Bayern im Finale auf die bis dahin dominierende Claudia Schregele traf. Ganz knapp ging dieser Kampf dann an Moder, die durch ihre guten Beintechniken überzeugen konnte. Auch bei den Herrn wurden die favorisierten Kämpfer ihrem Image gerecht und ließen ihre Gegner teilweise recht frustriert im Ring zurück. Dazu zählen unter anderem die beiden Weltmeister Martin Kilgus und Thomas Pfaffl, „Oldie“ Andreas Betsche, Günther Schönrock und Harald Heinen. Zwei der spannendsten Finalkämpfe sah man in der Klasse -57 kg, wo sich Rolf Leipert aus Hessen und Hasan Arslan aus Baden Württemberg ein wahres Technikgefecht lieferten. Am Schluß hatte Leipert knapp die Nase vorn und gewann Titel und Pokal. Ebenfalls spannend präsentierte sich das Match zwischen Spitzenkämpfer Roland Conar und dem mehrfachen Weltmeister Lajos Hugyetz aus Ungarn (-79 kg). Zwar dominierte Conar den Kampf schon von Beginn an, aber der etwas müde wirkende Hugyetz kam immer wieder heran und kurz vor Schluß gab es sogar wieder Gleichstand. Nun spielte Conar seine Flexibilität aus und deckte Hugyetz mit einer blitzschnellen Technikserie ein, die ihm die entscheidenden Punkte einbrachte.

Fazit

Zusammenfassend wäre nur noch zu sagen, daß dieses Turnier trotz großer Verzögerung und dem späten Ende recht gelungen war – was man jedoch nur feststellen konnte, wenn man blieb – und in dieser Form sicher wiederholt werden sollte.


Kicksider mit Elvis Presley
Diese Reprtage erschien in der KICK Ausgabe 08/1997, verfasst von Rüdiger Miller aus Österreich.