Italo-Fights WAKO PRO

WAKO PRO Drazen Ordulj (re.) und Raymond Boniali (li.) kämpfen um die WAKO-PRO Weltmeisterschaft mit Lowkicks.

Die schöne Hafenstadt Triest war Austragungsort einer WAKO PRO Gala. Während sich die meisten Touristen schon auf den nächsten Winter vorbereiteten fand sich ein Häuflein tapferer Österreicher an der Adria ein, um zu sehen, was von Glanz und Glorie der einstigen K.u.K.-Hafenstadt so übrig geblieben ist. Der Hauptkampf: Weltmeisterschaft der WAKO-PRO zwischen dem Kroaten Drazen Ordulj und dem Belgier Raymond Boniali.

WAKO PRO
Drazen Ordulj (re.) und Raymond Boniali (li.) kämpfen um die WAKO-PRO Weltmeisterschaft mit Lowkicks.

Hände zu tief – und aus!
Nach einem Tag Pizza und Pastaessen bis zum Abwinken und der Feststellung, daß die Italiener doch die schöneren Mädels haben, war es dann soweit und der erste Österreicher konnte in den Ring steigen. Fatih Dikici aus Wien war derjenige, der die Ehren der rot-weiß-roten Fahne aufrecht erhalten sollte. Was ihm zu Beginn auch gut gelang. Mit schönen Jabs konnte er die Deckung des Livornesen Giuseppe Yop durchbrechen und mit anschließenden Lowkicks gute Treffer landen. Das Glück war ihm aber nur bis zur dritten Runde hold. Da lies die Luft langsam nach und ein Körperhaken Yops traf genau auf die Leber. Dikici kam zwar wieder hoch, doch hielt er für den italienischen Schiedsrichter die Hände nicht hoch genug, worauf ihn dieser auszählte. Alle Proteste aus der österreichischen Ecke halfen nichts, es war aus.

Stark, stärker, Hengstberger
Erst wenige Woche zuvor hatte Thomas „Tattoo“ Hengstberger den WKA Intercontinental Titel gewinnen können. Nun stand er wieder im Ring und zwar im Rahmen eines Prestige Kampfes gegen den Römer Michele Nuzzi. Dieser zeigte, daß er es verstand Lowkicks zu treten und landete obendrein schöne Fausttreffer bei Hengstberger. Der Österreicher kam erst ab Runde drei auf, dann aber richtig. Seine Backkicks liesen die Angriffe Nuzzis mehr als einmal ins Stocken geraten, und auch mit Axkicks konnte er zwei schöne Treffer landen. Bei Nuzzi ging langsam die Luft aus, und so konnte Hengstberger vollends das Kampfgeschehen übernehmen, was sich auch auf den Punktzetteln der Ringrichter abzeichnete. Nach Verlauf der fünf Runden stand Thomas „Tattoo“ Hengstberger als eindeutiger Punktsieger und Publikumsfavorit der Triester Zuschauer fest.

Hengstberger

Schienbein gebrochen
Nun kam es, wie es kommen mußte und Drazen Ordulj und Raymond Boniali stiegen in den Ring. Gleich von Beginn an wollte der Kroate Boniali überpowern und schlug mit Händen und Füßen auf den Belgier ein, der sich nur zaghaft wehrte, und so auch einige nette Treffer einstecken mußte. Bis zur Runde fünf änderte sich nichts an der Vorgehensweise. Ordulj machte mit harten Lowkicks und Schwingern Druck, Boniali versuchte mit Frontkicks das Schlimmste zu vermeiden. Dem Belgier war noch das rechte Schienbein beim Blocken aufgeplatzt, womit es nur begrenzt einsatzfähig war. Ab Runde sechs hatte der Kroate sein Pulver verschossen. Nun konnte Boniali seine Treffer landen. Beinahe hätte sich das Blatt vollkommen gewendet wäre da nicht ein kleines Hinderniss gewesen: die Ringseile. Diese waren nicht fest gespannt, und so fiel Boniali beim Versuch, einen von Orduljs Angriffen auszupendeln, aus dem Ring. Erst als dasselbe in der gleichen Runde noch zweimal passierte, wurden die Organisatoren aktiv, und klebten mit Tape die Ringseile notdürftig zusammen. Ab Runde neun kam wieder der Kroate auf, der dem Belgier noch zusätzliche Kopfschmerzen bereitete. Das plötzliche Ende kam zu Begin der zehnten Runde. Nachdem Boniali einen Lowkick geblockt hatte, drehte er sich um und humpelte in seine Ecke, aus der schon das Handtuch geflogen kam. Das Aus für den Belgier, der sich – wie sich später herausstellte – das Schienbein gebrochen hatte, und so der Weltmeistertitel an Drazen Ordulj aus Kroatien ging.

Samurai Erstausgabe
Diese Reportage erschien in der Erstausgabe des Samurai Magazins 01 / 1997. Photos und Text: Horst Kalcher