IAKSA Weltmeisterschaft in Odense 1993

Oliver Drexler Oliver Drexler (zweiter von links) bei der Siegerehrung mit den Plazierten und Geert Lemmens (links).

Oliver Drexler, Ex-Weltmeister der WAKO, holt erstmals einen Titel beim Konkurrenz-Verband IAKSA.

Am letzten Augustwochenende fand in der dänischen Kleinstadt Odense die diesjährigen Weltmeisterschaften der IAKSA im Semi-, Leicht- und Vollkontakt Kickboxen der Amateure statt. Aus 30 Nationen rekrutierten sich über 400 Teilnehmer. Viele qualitativ hochwertige Ausscheidungs- und Finalkämpfe standen auf dem Programm. Unser Korrespondent Fritz Exenberger berichtet:

Ein überraschend starkes Teilnehmerfeld, daß sowohl an Quantität wie auch Qualität nichts zu wünschen übrig ließ. Nationen wie Deutschland, Österreich, England, Schottland, Wales, Kanada, Türkei und die Tschechei traten mit kompletten Teams an. Aber auch die Belgier, Slowaken (erstmalig mit dabei), die Iren und die Staaten der GUS waren stark vertreten. Bei genauer Betrachtung der Starter entdeckte man auch schon den einen oder anderen internatioinalen WAKO-Mann.

Oliver Drexler
Oliver Drexler (zweiter von links) bei der Siegerehrung mit den Plazierten und Geert Lemmens (links). Im Hintergrund: Trainer Juergen Schorn.

Drexler siegt: Die Nummer 1 im Sernikontakt, -60 Kg, Oliver Drexler konnte bei seinem ersten internationalen Auftritt in der IAKSA den WM-Titel erringen. In einem Gespräch zeigte sich Drexler positiv überrascht vom Niveau im Semi- und Leichtkontakt. Im Vollkontakt starten ohnehin die meisten Ost-Nationen bei beiden Weltverbänden, mit der Ausnahme, daß bei der IAKSA nur wahre Amateure an den Start gehen dürfen. Bei der WAKO sind Profis nachwievor zugelassen. So geschah es, daß einige russische Sportler für dieses Turnier Startverbot erhielten, da sie bereits in den einschlägigen Profi-Ranglisten geführt werden. Doping: Erstmals gab es bei dieser IAKSA-WM Dopingkontrollen, die von einem Vertreter des nationalen dänischen Komitees, Herrn Keld Virenfeld (Spitzname: Dr. Pinkelstein), durchgeführt wurden.

Semikontakt
Bis 60 Kg demolierte Oliver Drexler im Finale den Waliser McKenzie mit 15 zu 4. Vielfach wußte der verzweifelte Brite nicht, wie er sich gegen den blitzschnellen Deutschen wehren konnte. Drexler erreichte somit als einziger Deutscher den WM-Titel im Semikontakt. In den folgenden zwei Klassen gewinnen Kanadier: Aversa und Lalonda besiegen ihre britischen Gegner Nelson und. Mitchell. Der Österreicher Manfred Weingerl verliert als amtierender Weltmeister sein Finale gegen den Briten Veira, Weltmeister im Durchkämpfen, nach einem temporeichen Duell.

IAKSA
Das Programmheft zur WM

Neues Duell: Das Finale bis 81 Kg war eine Neuauflage des EM-Endkampfes von Hamburg zwischen dem Engländer Baptist und dem Türken Köse. Erneut setzte sich der Brite durch. Ami Calvin ist der Zuschauerliebling: Der US-Amerikaner Thomas Calvin gewann als erster Ami einen WM-Titel bei der IAKSA. In der Klasse bis 91 Kg besiegte er im Finale den Vize-Europameister Velinor Hayden aus Wales klar mit 14 zu 4. In seiner sympathischen, lustigen Art avancierte der Amerikaner zum absoluten Publikumsliebling der dänischen Fans.
Revanche für Nathan Lewis: Der Österreicher Günther Weninger kämpfte sich im Super-Schwergewicht (+91 Kg) bis ins Finale vor, wo er auf den Briten Nathan Lewis stieß, den er bei den Europameisterschaften 1989 und 1991 geschlagen hatte. Diesmal konnte der Österreicher nicht triumphieren. Lewis revanchierte sich mit 22 zu 16 Treffern und holte somit den Titel.

Leichtkontakt
Das Gerücht, es ist nicht alles Sonnenschein in der IAKSA-Germany, bewahrheitete sich im Durchkämpfen. Kein einziger Deutscher stieß bis ins Finale vor. Viele Titel gehen nach Österreich: Der Österreicher Werner Wohlfahrter, amtierender Europa- und Vize-Weltmeister, – 60 Kg, dominierte klar über den Schotten Brockmann. Einen weiteren Titel holte Thomas Hengstberger, – 67 Kg, in die Alpenrepublik, ebenso Richard Klein, -71 Kg, und Reinhard Ulz, + 91 Kg. Doppelsieger In der Klasse -7S Kg konnte der Brite Veira einen Doppelerfolg feiern. nach seinem Sieg im Semi, gewann er auch das Leichtkontakt, der Schotte Salmon unterlag ihm im Finale. Der Waliser Clements besiegte in der nächsten Klasse (-81 Kg) den Österreicher Poll. Christoph van Laere gewann in der Klasse -91 Kg den Titel für Belgien. Nach mehreren dritten Plazierungen, endlich den Titel verdient. Im Finale schlug er den Österreicher Bernhard Tuma.

IAKSA Kickboxing
Das Vorwort vom IAKSA Präsidenten Geert Lemmens.

Vollkontakt
Durch die Öffnung des Ostens finden nun viele Sportler den Weg in den Westen und somit die Möglichkeit an Turnieren teilzunehmen, darunter viel zweitklassige Ex-Sowjetboxer, die immer noch stärker sind als „reine Kickboxer“. Aber auch hier wird das Niveau ständig enger, denn auch die Russen kochen nur mit Wasser.
Starke Ostblock-Nationen dominieren im Vollkontakt. Außer im Leicht-Mittelgewicht, nahmen Ost-Europäer an allen Finalkämpfen im Vollkontakt teil. Nur 4 Westler konnten sich durchsetzen. Die größte Überraschung gelang hier dem Österreicher Werner Plak, bislang Vize-Europameister. Er besiegte in den Vorkämpfen einen Bulgaren und einen Russen und konnte selbst im Finale nicht vom Bassart aus Kasaachstan geschlagen geben. Sven Reichmann holt seinen zweiten WM-Titel . Nach Oliver Drexler im Semi, konnte der Berliner Sven Reichmann den zweiten und letzten Titel mit nach Hause bringen. Im Finale der Klasse bis 71 Kg besiegte er den Spanier Calderon knapp nach Punkten und konnte somit seinen Erfolg von 1991 wiederholen.

Sven Reichmann
Der Berliner Sven Reichmann wurde erneut Vollkontakt Weltmeister.

Damen: Die fünf, sechs Damen pro Gewichtsklasse und Disziplin legten ein durchweg hohes Niveau an den Tag. Starke Kanadierin überrascht mit Axtkicks. Die Kanadierin Dawn Roffey zeigte sich von ihrer stärksten Seite und siegte im Semi bis 6S Kg und belegte im Leicht den Zweiten. Sie beeindruckte vor allem mit ihrem Axttritt, mit dem sie so manche Gegnerin zur Verzweiflung brachte. Neuauflage Eine Neuauflage des EM-Finales im Semi, -SS Kg, gab es zwischen der Schottin Mitchell und der Engländerin Gill. Diesmal siegte die Schottin, die wenig später beim Leichtkontakt der Österreicherin Beatrix Hütter unterlag. Und als letzte deutsche Finalistin unterlag die attraktive Steinke der Engländerin Hubbart im Leicht, +65 Kg.


Weitere Reportagen:
IAKSA Weltmeisterschaft 1997 in Birmingham
IAKSA Weltmeisterschaft 1995 in Quebec, Kanada
Europameisterschaft 1992 in Hamburg


Fazit: Durch die Teilnahme von WAKO-Spitzenleuten, wie z.B. Oliver Drexler, gewinnt eine Weltmeisterschaft an Wert. Es kann nicht geleugnet werden, daß hier wie da in verschiedenen Klassen oder Disziplinen, Spitzenkämpfer mitmachen, die zum teil noch nie gegeneinander gekämpft haben. Außerdem gilt es noch viele mehr zu schlagen, um ein echter Weltmeister zu werden.
Fotos: Fritz Exenberger, Michael Liebender



Cynthia Rothrock
Dieser Bericht erschien in der Oktober 1993 Ausgabe von KICK.