IAKSA WM 1997

Tomas Barada Tomas Barada kickt sich souverКn zu einem weiteren Weltmeisterschaftstitel

Die fünfte Welt­meisterschaft des Weltverbandes für Amateur­kickboxen, IAKSA, fand Ende Septem­ber 1997 in Birming­ham, England statt. Zeitgleich feierte man mit dieser WM das 10-jährige Bestehen des Weltverbandes.
Trotz organisatorischer Mängel, wurde die Meisterschaft nach Ansicht der Beteiligten gut über die Bühne gebracht. Knapp 400 Teil­nehmer aus 30 Nationen und vier Kontinenten stritten um die Gunst der Punkt- und Kampf­richter. Entsprechend der strengen Statuten des Verbandes durften nur echte Amateure an dieser WM teilnehmen, die auch wirklich die Nationalität ihres Landes nachweisen konnten. Hier hebt sich die IAKSA von anderen Verbänden deutlich ab.

Günther Wenninger
Günther Wenninger (li) holte erneut Gold für Österreich

Aus sportlicher Sicht geriet die WM zum Höhepunkt der IAKSA-Geschichte. Sie übertraf dabei sogar die letzte Auflage in Kanada. Viele Favoriten blieben bereits in den Vorkämpfen auf der Strecke und so manche Ausscheidungskämpfe waren Final verdächtig. Gab es früher pro Nationalteam nur wenige herausragende Kämpfer, so konnte man diesmal eine deutlich gestiegene Leistungsdichte beobachten. Die Türken hatten in der Vergangenheit noch nie eine Goldmedaille erkämpfen können, diesmal gewannen sie gleich dreimal Gold im Vollkontakt. Das läßt darauf hoffen, daß die Europameisterschaft 1998 in Istambul eine Bereicherung werden wird.

Ebenfalls drei Goldmedaillen gingen an die USA und Kanada, die jeweils fünf Finalisten stellten. Traditionell stark auch die Irländer: mit drei ersten Plätzen erreichten sie ihr bestes Ergebnis seit ihres Beitritts. Im Vollkontakt blieben die Russen mit viermal Gold stärkste Nation. Überraschend, daß sie auch im Leichtkontakt (Charapova, Damen, -65 Kg) und Semikontakt (Morozov, Herren, +91 Kg) Kämpfer stellten, die bis ins Finale vordringen konnten.

Master Sken
Im Showteil zeigte Master Sken (li.) seine beliebten Muay Thai Vorführungen

Viele neue Länder nahmen teil. Unter ihnen Länder aus den Vereinigten Arabischen Emiraten. Libanon konnte mit zwei dritten Plätzen einen guten Einstand feiern. Die Tschechen zeigten sich von ihrer starken Seite. Jana Moravcova (Damen, -55 Kg) und Dusan Macak (-81 Kg) errangen Weltmeisterehren.
Das Abschneiden des deutschen Teams war enttäuschend. Torsten Weber erreichte als einziger Deutscher im Leichtkontakt, +91 Kg, das Finale, wo er sich dem Österreicher Robert Kruckenhauser geschlagen geben mußte. Im Semikontakt scheiterte Weber beim Einzug in das Finale an einem weiteren Österreicher. Der spätere Sieger Günther Wenninger war an diesem Tag einfach nicht zu schlagen. Mit Michael Steier belegte lediglich ein weiterer Deutscher im Leichtkontakt bei den Herren einen Medaillenrang mit Platz drei. Bei den Damen erreichte Christine Zöllner über 65 Kg die Silbermedaille. Der emtierende Europameister Mark Lewandowski scheiterte an Reiner Gerdenitsch, seinem Finalgegner der letzten EM aus Graz.

Tomas Barada
Tomas Barada kickt sich souverän zu einem weiteren Weltmeisterschaftstitel

Zwei Kämpfer ragten aus dem Teilnehmerfeld deutlich hervor. Der Slowene Tomas Barada, bereits mehrfacher IAKSA und WAKO Welt- und Europameister, deklassierte in der Klasse bis 67 Kg nicht nur seinen französischen Finalgegner Bicer. Selbst seine Vorkämpfe gewann er jeweils mit einem Vorsprung, der für mehrere Fights gereicht hätte. Der Österreicher Richard Klima fiel ebenfalls auf. Durch seine guten Kicks und seine Beweglichkeit konnte er in all seinem Kämpfen überzeugen.

Martin Mutanda
Martin Mutanda, der erste Fullcontact-Weltmeister aus Afrika

Erstes Gold für Afrika
Ein hohes Niveau herrschte im Vollkontakt über 91 Kg. Hier ging der Afrikaner Martin Mutanda an den Start. Der symphatische Fighter von der Elfenbeinküste erreichte bereits einen Vize-Weltmeistertitel im Semikontakt (Berlin, 1991) und im Leichtkontakt (Hull, 1995). Für den dritten Anlauf hatte er sich die härteste Disziplin ausgesucht. Mit drei K.o.-Siegen hatte er sich erfolgreich ins Finale gekämpft, wo er dem Russen Alexandre Skolov gegenüberstand. Nach drei Runden votierten die Punktrichter mit 2:1 Stimmen für den Afrikaner, der somit als erster Vertreter seines Kontinents einen Titel im Kickboxen errang.

Roland Conar im Pech
Die Kampfrichterleistungen konnte man angesichts nur fünf Proteste, von denen nur zwei angenommen wurden, als positiv ansehen. Unmut kam bei einigen harten Leichtkontaktkämpfern auf, denn die Unparteiischen hatten die Anweisung erhalten zu festen Kontakt, „Vollkontakt mit T-Shirt“, sofort zu unterbinden. Großes Pech hatte der in Deutschland lebende Kroate Roland Conar. Nach mehrfachem Gewinn eines Titels bei der WKA erwischte er bei der IAKSA einen rabenschwarzen Tag. Er unterlag bereits im ersten Kampf dem Tschechen Miroslav Sobotka deutlich.



Kick illustrierte 1998
Die letzte KICK Ausgabe vom Februar 1998

Diese Reportage wurde von unserem Wiener Korrespondenten und IAKSA Experten Fritz Exenberger verfasst und erschien in der Ausgabe 02/98. Es war die letzte noch im Handel erhältliche KICK Ausgabe, denn danach wurde das Budo Journal eingestellt. Fritz Exenberger betreibt u.a. die Octagon Sportschule in Wien: https://www.octagon.at/