Europameisterschaft 1977 Wien (Finale)

First European Championships WAKO 1977 Gekaempft wurde in Jhoon Rhee Schutzausruestung mit Vollkontakt. Kopfschutz war freiwillig. Kampfszene aus dem Schwergewicht.

Vor ca. 2000 Zuschauern fand Anfang Oktober in der Kurhalle Oberlaa das 2. Ranglistenturnier der W.A.K.O-Europa statt. Veranstalter und Ausrichter war das Sport-Center-Zimmermann, das schon im letzten Jahr mit großem Erfolg im Rahmen der österreichischen Staatsmeisterschaften im Semi-Kontakt den Vollkontakt-Kampf Valera/Safranic organisierte.

First European Championships WAKO 1977
Gekämpft wurde in Jhoon Rhee Schutzausrüstung mit Vollkontakt und auf Tatami. Kopfschutz war freiwillig. Kampfszene aus dem Schwergewicht.

Es hatten über 70 Teilnehmer aus acht verschiedenen europäischen Ländern gemeldet, die sich schon vorher bei ihren nationalen, Meisterschaften für dieses Europacup-Turnier qualifizieren mußten. Die rege Beteiligung ist vor allem der Initiative und dem großen Einsatz der W.A.K.O-Europa zuzuschreiben. Es wurde in sechs Gewichtsklassen gekämpft, wobei jedes Land maximal zwei Kämpfer pro Gewichtsklasse sowie zwei Coaches stellen durfte. Am Vorabend der Veranstaltung fand ein Schiedsrichterseminar unter Verwendung von Videoaufzeichnungen statt. Am Samstag um 9 Uhr war Abwaage der Kämpfer und um 10 Uhr wurde dann auf zwei Kampfflächen mit den Vorkämpfen begonnen. Zunächst kamen die Leichtgewichtsklassen. Hier fungierten als Hauptschiedsrichter: Georg F. Brückner (Berlin), Jochen Böckmann (Cloppenburg), Geert Lemmens (Belgien), Jean Pierre Schuepp (Schweiz), Schoneville (Holland), Zarko Modric (Jugoslawien), Wolfgang Wedde (Norwegen), Enio Falsoni (Italien) sowie Seitenrichter aus mehreren Nationen. Die Vorkämpfe endeten pünktlich um 15 Uhr und somit standen die sieben Kämpfe des Abends fest. Die Abendveranstaltung wurde um 19.30 Uhr eröffnet, wobei zunächst dem Publikum die Ländervertreter und anschließend die 14 Teilnehmer einzeln vorgestellt wurden. Im 2. Full-Contact Europacup-Turnier 1977 bewies das deutsche Team, daß sich die Arbeit von wenigen Monaten mit einem großartigen Erfolg bezahlt gemacht hat. Technisch und kämpferisch boten die Deutschen einen hervorragenden Eindruck. Man darf sagen, daß sie in Europa zur absolut führenden Nation geworden sind. Zwar haben die Holländer in der Wertung durch das 1. Turnier in Rotterdam noch einen Vorsprung — die Deutschen konnten in Holland nur mit einem kleinen Team antreten — aber das Blatt hat sich gewendet. Von 12 deutschen Teilnehmern wurden sechs erste Plätze, ein zweiter Platz, zwei dritte Plätze und ein vierter Platz belegt. Lediglich zwei unserer Kämpfer schieden bereits im 1. Duell aus. Wie alle unsere Kämpfer schienen auch viele Teilnehmer der anderen sieben aktiven Nationen von den Strapazen der vorangegangenen Wettkämpfe und Vorbereitungen ein wenig müde und überfordert. Um Sieger eines Turniers zu werden, muß man 3-4 Kämpfe a 2 Runden an einem Tag bestreiten. Das sind 6-8 Runden! Vollkontakt! Und Voll-Kontakt bedeutet: Voller Einsatz mit vollem Risiko, eine körperliche Leistung und konzentrierte Anspannung, die bis zur totalen physischen Erschöpfung führen kann. Unter dieser Belastung hatte besonders Werner Kryszewski zu leiden, der gleich im ersten Kampf gegen den starken, rauhbeinigen und kampferfahrenen „Chakuriki-Mann“ Bakker aus Holland antreten und ausscheiden mußte. Ein besonderes Mißgeschick wiederfuhr unserem großen Favoriten und Publikumsliebling, Darryl Tylor. Mit seinen phantastischen Techniken konterte er den wild angreifenden Holländer J. Schepers mehrmals mit bildschönen Beintechniken. Schepers, der diesem Klassemann nichts gleichwertiges entgegenzusetzen hatte, revanchierte sich mit einem bösen Foul. Er trat Darryl mit einem wuchtigen Fußstoß seitlich in das Kniegelenk und verletzte ihn so stark, daß er lange Zeit nicht mehr laufen konnte. Es half Tylor wenig, daß Schepers daraufhin disqualifiziert wurde. Zum nächsten Kampf konnte er nicht antreten und mußte somit ausscheiden. Erst am Abend hatte er seine Schmerzen überwunden und konnte so wenigstens dem Publikum seine außergewöhnliche Kung-Fu-Kata und seine akrobatischen Beintechniken am Partner Jörg Schmidt demonstrieren. Donnernder Applaus für dieses überragende Talent, von dem wir mit Sicherheit noch viel sehen und hören werden. Aus technischen Gründen wurde auf dem 2. Kongreß in Wien einstimmig beschlossen, die diesjährigen Wettkampfturniere zu beenden und auszuwerten. Für das nächste Jahr sollen etwas größere Pausen zwischen die einzelnen Turniere gelegt werden und nur noch zwei europäische Wettbewerbe stattfinden. Die geplante Weltmeisterschaft am 2. April 1978 in Berlin wurde auf den 5. November ’78 verschoben, damit die Vorbereitungen der einzelnen Länder zu diesem ersten großen Kräftemessen in Ruhe und mit Sorgfalt durchgeführt werden können. Durch diesen Beschluß ergibt sich aus der Rangliste von Wolfsburg der Endstand der ersten deutschen Meisterschaft und mit der Rangliste von Wien das Ergebnis der ersten Europameisterschaft.

Ennio Falsoni
Ennio Falsoni (blaues Hemd) bei seinem ersten Auftritt in der WAKO. Er diente als Kampfrichter bei einigen Kämpfen. Der Italiener wurde 1987 zum Präsidenten der WAKO bestellt.

Das Kampfgeschehen:

Fliegengewicht (9 Teilnehmer)
Der in der BRD lebende Ali Phelivan, der in Wolfsburg schon den 1. Platz belegte, ging mit seiner stürmischen Agressivität unbekümmert seine Gegner an. Nichts gegen seine furiosen Attacken, die seine Kontrahenten oft an den Rand des k.o.’s brachten, aber er sollte sehr bald sein technisches Repertoire ausfeilen, da in der Zukunft seine unsauber geschlagenen Handtechniken eher mit Minuspunkten geahndet als mit Wertungen honoriert werden dürften. Er schlägt fast ausnahmslos mit der Innenhand, die selbst mit den Safe-T’s keinen Schutz bietet und prinzipiell einen Regelverstoß darstellt. Er schlug ohne große Anstrengung zuerst den Italiener Ferrario und dann den Holländer Resida. Auf der anderen Poolseite dominierte der starke Norweger Max Mankowitz, der im 2. Kampf einen unerwartet technisch sauberen und gut eingestellten Jerome Canabate aus der Schweiz vor sich hatte. In dem von beiden hochwertig geführten Duell konnte der Norweger zwar gewinnen, doch der junge Schweizer, der vorher schon in glänzender Manier den Holländer Jellema abfertigte, hat deutlich gezeigt, daß er die Qualitäten eines echten Klassekämpfers aufweist. Das Finale Mankowitz, der Titelverteidiger aus Rotterdam, und Phelivan bot bis zur letzten Sekunde Hochspannung. Sieger mit knappem Wertungsvorpsrung, 29:26 bei 1:1 Top-Ten Punkten: Ali Phelivan, BRD.

Superleicht-Gewicht (10 Teilnehmer)
Für Deutschland kämpften Hansi Jaensch und Rafik Jamali. Martin Giesselmann, der auf eigene Kosten nach Wien gekommen war, aber für Deutschland offiziell nicht starten konnte, da nur 2 Kämpfer pro Gewichtsklasse zugelassen waren, wurde vom Schweizer Team kameradschaftlich aufgenommen und mitbetreut. Seinen Erfolg konnte er jedoch auf sein persönliches Konto buchen, da die Ergebnisse ja nur dem Kämpfer zugute kommen, welcher sie auch erzielt hat. Hansi Jaensch besiegte Gnani, Italien und Holten, Norwegen, Martin gewann gegen den Österreicher Dienstl und den Holländer Randanie, der vorher den Jugoslawen Hertaric bezwang. So mußte im Halbfinale Giesselmann gegen Jaensch antreten, zwei Sportkameraden, die sich schon aus Hannover und Wolfsburg kennen. Martin mußte man bescheinigen, daß er sich wesentlich verbessert hat. Die Teilnahme an 4 großen Turnieren hat ihm eine Menge guter Erfahrungen gebracht. Die k.o.-Niederlage gegen Jaensch in Hannover hatte er sicher nicht vergessen. Er war vorsichtig, kämpfte taktisch klug und nahm alle Chancen wahr. Er konnte Jaensch zwar nicht bezwingen, aber er trotzte ihm ein recht knappes Ergebnis ab.

Martin Giesselmann
Martin Giesselmann (rechts), ein Lemmes-Schüler, zeigte deutlich, daß er immer stärker wird und Übersicht in seinen Kämpfen erkennen läßt.

Auf der anderen Seite qualifizierten sich für das Halbfinale Jamali und Harinck, Holland. Jamali konnte wegen einer Knieverletzung erst kürzlich das Training wieder aufnehmen. Sein Konditionsmangel war maßgeblich Schuld an der Niederlage gegen den Holländer. Im Kampf gegen Giesselmann landete er nach einem excellenten Fußfeger im Eifer des Gefechts ein böses Foul, das ihm die sofortige Disqualifikation einbrachte: Er setzte seinen Angriff fort und traf Giesselmann voll am Kopf, dem danach noch lange der Schädel brummte. Angriffe gegen am Boden liegende Gegner sind wegen zu hoher Verletzungsgefahr strikt verboten worden. Im Endkampf Jaensch-Harinck setzte sich der Berliner, wie schon in Rotterdam, gegen den Holländer wieder durch und sicherte sich damit den Sieg und mit großem Punktvorsprung den Europatitel.

Leichtgewicht
Im ersten Kampf des ersten Durchgangs standen sich gleich die beiden am stärksten eingeschätzten Kämpfer gegenüber (Jörg Schmidt konnte aus gesundheitlichen Gründen nicht antreten) Ron Kuyt, Holland, und Kemal Zeriat, BRD. Beide kannten sich schon aus Gelsenkirchen und Paris und wußten, daß jeder dem anderen sehr wenig liegt. Kuyt galt seit Jahren als unschlagbar und ist wohl auch der Beste aus dem Chakuriki-Stall von Tom Harinck. Wer die Kampfszene in Europa etwas besser kennt, der weiß, daß die Chakuriki-Mannschaft keinen Wettkampf ausläßt, der sich ihr bietet, ob das nun im Leicht- oder Vollkontakt ist. Am liebsten kämpfen sie jedoch in ihrem Kick-Box-Stil mit allen Mitteln, Ellbogen- und Kniestöße nicht ausgenommen. Aber die Vorherrschaft der Holländer schrumpft immer mehr zusammen, seitdem sich in Europa mehr und mehr Sportler mit dem Vollkontakt-Karate ernsthaft beschäftigen. Kemal Zeriat hat aus zwei Kämpfen gegen Kuyt klug seine Erfahrungen gezogen, außerdem verfügt er über eine bombenstarke Kondition und trainiert mit eiserner Disziplin. Er wußte den Holländer richtig einzuschätzen und konnte ihn in einem harten Duell ausschalten. Danach siegten Kantzer, Österreich, über Duvovic, Jugoslawien, Alfred Blum über Ekkelboom, Holland, und Mladenowic, Jugoslawien, über Galliani, Italien. Zeriat siegte dann über den unerfahrenen Österreicher und Blum über den Jugoslawen. Den Kampf um den 3. Platz mußte der Österreicher wegen Verletzung aufgeben. Zeriat und Blum, Endkampfgegner von Wolfsburg, bestritten das Finale. Aufgrund seiner weitaus besseren Kondition konnte Zeriat nach einer verhaltenen 1. Runde noch voll aufdrehen und den Kampf bestimmen. Völlig erschöpft mußte Blum den Kampf in der 2. Runde aufgeben.

Ron Kuyt vom Dojo Chakuriki in Aktion (rechts)

Halbmittelgewicht
Peter Harbrecht eröffnete die Kämpfe in dieser Gewichtsklasse gegen den Holländer Elffrink. Schon nach kurzem Schlagabtausch konnte er mit einem herrlichen Halbkreisfußstoß zum Kinn seines Gegners durch K.O. gewinnen. Im 2. Kampf stand er gegen Oreski, Jugoslawien, der zuvor den Italiener Falcetti bezwang. Auch diese Begegnung konnte Peter souverän für sich entscheiden. Im Endkampf traf er dann auf den mutig kämpfenden Aalstede aus Holland, der sowohl über Fragele, Italien und Kovacic, Jugoslawien, gesiegt hatte. Der Holländer griff respektlos an, wurde aber von Peter immerwieder mit klassischen Serien gekontert. Einmal wurde er sogar zu Boden geschickt und angezählt. Bei einer weiteren Serie von harten Treffern, rettete den Holländer nur ein Zeitstop wegen eines gelösten Fußschutzes. Trotz vieler Treffer, die Aalstede einstecken mußte, die ihn wanken ließen, versuchte er noch das Blatt zu wenden. Ja, er traf dabei unseren Peter sogar ein paarmal sehr stark. Es war ein Endkampf, in dem sich beide nichts schenkten, in dem beide in der 2. Runde fast am Ende ihrer Kraft waren. Aber die große Überlegenheit und weitaus bessere Technik sicherte Peter Harbrecht einen verdienten Sieg.

Peter Harbrecht
Peter Harbrecht (links) gegen den Holländer Aalstede.

Mittelgewicht
Wie schon erwähnt mußte unser Darryl Tylor wegen Verletzung ausscheiden. Das kostete uns mit Sicherheit auch in der 2. Gewichtsklasse den ersten Platz, denn der Finalist Rompa, Holland, der sportlich absolut nichts zu bieten hat, hätte Tylor nur durch ein Wunder schlagen können. So kämpfte er ohne jedes Niveau gegen den Jugoslawen Batina, der nach einem Freilos anschließend gegen Tylor wiederum kampflos weiterkam. Diesen Endkampf sollte man allerdings schnell vergessen, denn er lag so weit unter unserem allgemeinen Niveau, daß man darauf wirklich hätte verzichten können. Rompa verlor gegen den ausgeruhten Batina zu Recht und erntete außerdem noch Pfiffe und Buhrufe. In dieser Klasse ist auch Dieter Herdel gestartet, der sich in Wolfsburg durch seine überragenden Leistungen die Fahrkarte nach Wien gesichert hatte. Er fühlte sich an diesem Tage nicht besonders gut und ließ in seinen beiden Kämpfen gegen Hudales, Jugoslawien, und Rompa seine wilde Frische und mitreißende Kampfesfreude vermissen. Er deklassierte zwar den Jugoslawen, fand aber keine Einstelung zu diesem unbequemen Rompa. So mußte er sich mit einem 3. Platz begnügen, den er durch Tylors Ausscheiden automatisch erhielt. Sicher wäre auch dieser Kampf der beiden Endkämpfer von Wolfsburg eine attraktive Publikumsdelikatesse und auch eine gute Werbung für unser sportliches Niveau gewesen. Aber manchmal fehlt eben das gewisse Quentchen Glück, das auch dazugehört.

Halbschwer-Gewicht
In dieser Gewichtsklasse gab es ein unerfreuliches Ereignis. Der Holländer Bakker, der Werner Kryszewski aus dem Rennen warf und anschließend gegen den besten Italiener des ganzen Turniers, Galessi, verlor, traf anschließend im Kampf um den 3. Platz auf den Italiener Malori. Die Chakuriki-Leute haben bekannterweise zwar eine gute Einstellung zum Wettkampf, aber mit Anstand zu verlieren, das haben sie bis heute nicht gelernt. Malori, einer der beachtlichsten Techniker aus Italien, der gegen Moore verlor, aber gar nicht schlecht aussah, zeigte sein hitziges südländisches Temperament schon beim ersten Schlagabtausch mit Bakker. Nach einem Stopkommando des Schiedsrichters Geert Lemmens schlug Bakker noch nach. Malori schlug zurück, Bakker ließ sich das nicht gefallen, Malori reagierte darauf erneut. Bis Geert Lemmens die unsportlichen Streithähne trennen konnte, setzte Bakker dann noch einen Kopfstoß an. Geert Lemmens entschied spontan, und er hatte dabei prinzipiell Recht, Disqualifikation für beide. Während Geert noch mit den Punktrichtern sprach, schmiß der Italiener Hand- und Fußschutz auf die Kampffläche und ging. Selbst durch die Umwandlung der gemeinsam revidierten Entscheidung auf je einen Minuspunkt und Verwarnung zur Disqualifikation im Wiederholungsfall konnte an der inzwischen aufgetretenen Situation nichts mehr gerettet werden. Der Italiener drehte plötzlich durch, rannte zu Bakker und versuchte eine Schlägerei anzufangen. Zum Glück ergriffen besonnene Sportler die beiden Streithähne und trennten sie. Die hitzige Atmosphäre kühlte sich nach einer Weile wieder ab. Aufgrund dieses Vorfalls wurden beide endgültig disqualifiziert und der 3. Platz nicht vergeben. Über den aggressiven Italiener soll eine einjährige internationale Sperre verhängt werden. Dieses unsportliche Ereignis wurde aber im Endkampf zwischen Moore und Galessi wieder gut gemacht. Ein sportlich fairer, aktionsreicher Kampf mit vielen Höhepunkten fand beim Publikum große Anerkennung und viel Beifall. Sieger: Maurice Moore.

Nach der offiziellen Siegerehrung wurde dem W.A.K.O-Präsidenten für Europa, Georg F. Brückner, vom Präsidenten der AKA, Bernd Zimmermann, ein Ehrenpokal für besondere Verdienste um die W.A.K.O und seine Pionierleistungen um das Vollkontakt-Karate in Europa überreicht.

Voller Einsatz bei den Finalkämpfen. Kampfrichter Geert Lemmens überwacht mit guten Augen.

Schwergewicht
Die Schwergewichtklasse ist fast teilnehmerschwächste Klasse überhaupt. Liegt es nun daran, daß große und körperlich stärkere Leute an diesem Sport keinen Gefallen finden oder daß diese Schwergewichte nicht zum Wettkampf neigen? Für Kunibert Back war es kein großes Problem hier Sieger zu werden. Seine von oben heruntergezogenen Hack-Fußstöße bringen alle seine Gegner an den Rand der Verzweiflung. Zuerst wußte der Italiener Rugliancic damit so gut wie nichts anzufangen und mußte sich immer wieder durch diese von Ramiro Guzmann kreiierte Technik schwere Treffer einhandeln und danach auch der Jugoslawe Kokol. Sonst sah man wenig Technik, Rugliancic, Italien, gewann durch einen Zufallstreffer über den bärenstarken und recht beweglichen Slopar, der sogar mehrmals mit gesprungenen Fußstößen angriff, dann aber in eine volle Fausttechnik lief, die ihn über die Zeit zu Boden schickte. De Graaf, Holland, wurde durch einen Ellbogenstoß des Italieners Buccioni verletzt und konnte nicht weiterkämpfen. Der Italiener mußte wegen dieses Verstoßes disqualifiziert werden. Viele Kommentare besagen eindeutig, daß die Deutschen einen großen Vorsprung vor allen anderen Europäern haben. Wir nehmen dieses Kompliment gern entgegen und hoffen, so motiviert, im kommenden Jahr noch mit viel besseren Leistungen aufwarten zu können. Eine weitere erfreuliche Bilanz: Allen Gegnern des Vollkontakt-Karate zum Trotz gab es während des ganzes Turniers aufgrund der Safety-Ausrüstung und dem neuen W.A.K.O-Reglement keine nennenswerten Verletzungen. Um 22 Uhr endete die Veranstaltung, die nicht nur beim Publikum, sondern auch bei den Medien bestens ankam. So berichtete das österreichische Fernsehen am Vorabend der Veranstaltung in einer Vorschau, sowie über die Vorkämpfe am Samstagabend und widmete am darauffolgenden Sonntag und Montag je eine Sendung mit absolut positiven Kommentaren dieser neuen Sportart. Folgende W.A.K.O Landesvertreter wurden bestätigt: Jochen Böckmann (BRD), Jean Pierre Schuepp (Schweiz), Bernd Zimmermann (Österreich), Geert Lemmens (Belgien), Wolfgang Wedde (Norwegen), Stoker (Holland), Enio Falsoni (Italien), Zarko Modric (Jugoslawien). Da die ursprünglich auf Mitte Oktober festgesetzte Veranstaltung kurzfristig um eine Woche vorverlegt werden mußte, konnten dieses Mal die Landesvertreter für Frankreich, England und Spanien nicht teilnehmen.

Folgende W.A.K.O Termine wurden beschlossen: Februar 1978: Internationales Schiedsrichterseminar in Zagreb, Mai 1978: 1. Ranglistenturnier, Europacup in Wolfsburg, 5. Nov. 1978: Vollkontakt-Weltmeisterschaften in der Deutschlandhalle Berlin, Dezember 1978: 2. Ranglistenturnier, Europacup, Basel.

Text: Georg F. Brückner
Photos: Bullmann

 


2. Europäisches Ranglisten-Turnier 1977 in Wien

SCHWERGEWICHT ( + 84 kg) HEAVY-WEIGHT ( + 184 Ibs) WERTUNG PUNKTE

Turnierwertung
1. Kunibert Back, Germany 4 : 0
2. Lado Kokol, Yugoslavia 2 : 2
3. Gianni Rugliancic, Italy 2 : 2

HALBSCHWERGEWICHT (79-84 kg) LIGHT-HEAVY-WEIGHT (173-184 Ibs)

Turnierwertung
1. Maurice Moore, Germany 6 : 0
2. Vittorio Caselli, Italy 4 : 2
3.  – disqualifiziert –

MITTELGEWICHT (74-79 kg) MIDDLE-WEIGHT (163-173 Ibs) Sieger:

Turnierwertung
1. Marin Batina, Yugoslavia 4 : 0
2. H. Rompa, Holland 4 : 2
3. D. Herdei, Germany 4 : 2

HALB-MITTEL-GEWICHT (69-74 kg) LIGHT-MIDDLE-WEIGHT (152-163 Ibs) Sieger:

Turnierwertung
1. Peter Harbrecht, Germany 6 : 0
2. Aalstede, Holland 4 : 2
3. lvia Oreski, Yugoslavia 4 : 2

LEICHTGEWICHT (63-69 kg) LIGHT-WEIGHT (139-152 Ibs) Sieger:

Turnierwertung
1. Kemal Zeriat, Germany 6 : 0
2. Alfred Blum, Germany 4 : 2
3. Andelko Mladenovic, Yugoslavia 4 : 2

SUPERLEICHTGEWICHT (57-63 kg) SUPER-LIGHT-WEIGHT (125-139 Ibs) Sieger:

Turnierwertung
1. Hansi Jaensch, Germany 7 : 1
2. R. Harinck, Holland 5 : 1
3. Martin Giesselmann, Germany 6 : 2

FLIEGENGEWICHT (bis 57 kg) FLY-WEIGHT (-125 Ibs) Sieger:

Turnierwertung
1. Ali Phelivan, Germany 5 : 1
2. Max Mankowitz, Norway 5 : 1
3. Jerome Canabate, Switzerland 4 : 2

 


Europameisterschaft WAKO 1977
Gesamtwertung. 1. Platz = Europameister

+84 Kg
1. Jan de Graf, Holland 130 : 119 6 : 2
2. Kunibert Back, Germany 101: 0 4 : 0
3. Gianni Rugliancic, Italy 60 : 60 2 : 2
4. Michäle Castelain, Belgium 26 : 30 2 : 2
5. Lado Kokol, Yugoslavia 0 : 41 2 : 2

-84Kg
1. Gerard Bakker, Holland 184:107 8 : 2
2. Maurice Moore, Germany 105: 76 6 : 0
3. Vittorio Caselli, Italy 118: 71 4 : 2
4. Van de Meer, Holland 104 : 106 4 : 2
5. Werner Kryszewski, Germany 101 : 81 4 : 2

-79 Kg
1. H. Rompa, Holland 156 : 178 10 : 4
2. Bert de Frel, Holland 151: 26 8 : 0
3. J. Schepers, Holland 116:161 6:4
4. Geier Kjelman, Norway 85: 77 4 : 4
5. Dieter Herdel, Germany 65 : 61 4 : 2
6. Marin Batina, Yugoslavia – 31 : 23 4 : 0

-74 Kg
1. Peter Harbrecht, Germany 137: 52 6 : 0
2. Serge Metz, Holland 84: 58 6 : 0
3. Aalstede, Holland 129: 56 4 : 2
4. Slobodan Sokota, Yugoslavia 125: 63 4 : 2
5. Ivica Oreski, Yugoslavia 109: 41 4 : 2
6. Morten Reinertsen, Norway 86: 46 4 : 2

-69 Kg
1. Ron Kuyt, Holland 161 : 73 8 : 2
2. Kemal Zeriat, Germany 178: 86 6 : 2
3. Jörg Schmidt, Germany 116 : 102 6 : 2
4. Dennis Wip, Holland 103: 83 5 : 3
5. P. Stolp, Holland 124 : 108 4 : 4
6. Alfred Blum, Germany 94 : 162 4 : 4
7. Andelko Mladenovic, Yugoslavia 141 : 32 4 : 2

-63 Kg
1. Hansi Jaensch, Germany 284: 214 13:3
2. Martin Giesselmann, Germany 232 : 162 8:4
3. Ivan Menes, Holland 147 : 129 8:0
4. Jimmy Barletta, Belgium 179: 58 6:2
5. R. Harinck, Holland 137 : 111 5:3
6. Rafik Jamali, Germany 121 184 4:6

-57 Kg
1. Max Mankowitz, Norway 252 : 124 11 : 1
2. Ali Phelivan, Germany 92 : 73 5 : 1
3. Jerome Canabate, Switzerland 124: 66 4 : 2
4. Lan Ung Kim, Germany 92 : 36 4 : 2
5. E. Resida, Holland 45 : 107 2 : 4