Bubishi – Die Geheimnisse des traditionellen Karate

George Alexander

Das Bubishi ist ein ganz einzigartiges, esoterisches Buch. Es wurde als die Quelle des Okinawan Karate beschrieben und wird von den Okinawa Meistern sehr geschützt. Das Bubishi hat die Entwicklung von Karate stark beeinflußt. Geheimnisumwittert ist das Bubishi oder Martial Art Spirit der geheime Karatetext des Okinawa Karate. Dieses Buch inspirierte die modernen Entwickler von Karate, wie Chojun Miyagi, Gründer des Goju Ryu Karate, Kenwa Mabuni, Gründer des Shito Ryu Karate sowie Gichin Funakoshi, Gründer des Shotokan Karate. Jahrhundertelang behütet wurde das mystische Buch vollstündig ins Englische übersetzt und ist nun sogar als Video verfügbar! Das Bubishi hat eine lange Geschichte, wenn man seine ursprüngliche geheime Natur bedenkt und daß es im 17. Jahrhundert oder sogar noch früher geschrieben wurde. Es war außerdem das Ausbildungshandbuch oder Kampfkunst-Textbuch des Südlichen Shaolin-Tempels im Pu Tiien Distrikt der Provinz Fukien, China. Der Tempel liegt vermutlich am Berg Chui Lung, nahe der Stadt Foochow. Die Existenz dieses Tempels wurde niemals tatsächlich bewiesen. Er existiert jedoch in der Legende und ist bekannt als der Shoreiju Tempel oder Neun-Drachen-Tempel. Die chinesische Kampfkunst-Gottheit, bekannt als Busaganashi, wird mit diesem Tempel und dem Bubishi in Verbindung gebracht.
George Alexander verrät weitere Einzelheiten.

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Was das Bubishi so einzigartig macht, ist, daß es die Geschichte des „Weißer Kranich“- Fauststils sowie des hochkontroversen Death Touch oder Dim Mak beinhaltet. Dieser wird auch als „The Secret of the Blood“ bezeichnet, da sich der Death Touch auf die meridiane Theorie und den Fluß des Chi oder der internen Energie durch den menschlichen Körper bezieht. Das Bubishi beschreibt die Druckpunkte oder vitalen point strikes (Kyusho Jutsu in japanisch) sowie Knockout- und Tötungstechniken. In alter Zeit fungierten die Budomeister auch als Ärzte. Daher enthält das Bubishi auch viele Rezepte für Kräutermedizinkuren bei Kampfverletzungen. Das Buch enthält auch Kapitel über philosophisches Denken. Ein Kapitel hat den Titel „Wie Sie ihr wertvolles Leben schätzen“ und enthält Aussagen wie „Diejenigen, die die Arten von Kenpo (Faustart) studieren, sollen sie nur zur Verteidigung anwenden und nicht, um andere zu treffen“ und „Ehrlich sein zu sich selbst und anderen, ist der wahre Weg, das Leben voll auszuleben“. Das Bubishi endet mit einer Erklärung und Demonstration von 48 Grundlegenden Anwendungen zur Selbstverteidigung. Dazu gehören Zeichnungen oder Grafiken, die Selbstverteidigungsszenarien zeigen, wie z.B. einen Angriff und die entsprechende Abwehr und Gegenangriff. Leider geben die Zeichnungen keine Folge von Bewegungen an. Die Elemente des individuellen Kampfes, wie Körperverlagerung, Ausweichen und das Nutzen von Distanz werden nicht genau erklärt. Einige der Techniken sind jedoch deutlich erkennbar, während andere erst nach sorgfältiger Studie offensichtlich werden. Die Techniken umfassen nicht nur Schlagen, Blocken und Kicken, sondern auch Werfen, Aushebeln, Ringen und Bodenkampf. Diese werden als die effektivsten Selbstverteidigungstechniken des Mönch-Faustboxen und Hakutsuru oder „Weißer Kranich“-Kampftechniken angesehen.
Von einem philosophischen Standpunkt aus gesehen ist das Bubishi paradox. Es betont die Erhaltung des menschlichen Lebens, eine These der buddhistischen Philosophie. Tatsächlich wurde das Buch wegen der tiefgehenden Philosophie, die es enthält, von vielen Karate-Großmeistern geschätzt und verehrt. Dennoch lehrt es Dim Mak, den Death Touch (tödliche Berührung). Es lehrt auch den kontroversen Delayed Death Touch (verzögerte tödliche Berührung), eine Methode, die irgendwie noch unheilvoller ist. Obwohl es sagt „Man soll nie jemand anderen verletzen“ und weiter „Man soll vorsichtig sein und nie permanente Verletzungen verursachen, die nicht geheilt werden können“. Dann enthält es Heilmittel oder – methoden für jedes Trauma oder versetzten Todeshieb.

Praktizierende des Goju Ryu sehen das Bubishi als die ultimative Quelle ihres Stils an. Der Grund dafür ist, daß der Name Goju Ryu, was harter/weicher Stil bedeutet und das Konzept von Härte und Weichheit zusammenfaßt, von dem Begründer des Goju Ryu, Chojun Miyagi (1888 bis 1953) gewählt wurde. Miyagis Quelle der Inspiration für den Namen Goju Ryu war „Acht Gedichte einer Faust“, ein Kapitel des Bubishi. Das dritte Gedicht wird folgendermaßen übersetzt: „Alles im Universum atmet hart (Go) und weich (Ju), ein und aus“. Miyagi borgt auch Techniken aus dem Bubishi für bestimmte Goju Ryu Kata. Sanchin (Samchien auf chinesisch) wird im ersten Kapitel des Bubishi erklärt. Dies ist eine Basisübung zum Entwickeln von Atmen, Stoßen und Fußarbeit. Das Kapitel über die Sechs Windhände (Rokishu) war die Basis für Miyagis Tensho Kata. Er entwickelte dieses Kata als Ergänzung zu Sanchin. Das Bubishi bezieht sich auch auf Nipaipo Kata (28 Schlag- und Fluchttechniken) und Happuren (Acht heimliche Schritte), eine Chi Kung oder Energieform.

Niemand kennt den wahren Autor des Bubishi
Der Autor des Bubishi ist unbekannt. Es gibt keine Aufzeichnung, aus der hervorgeht, wann es tatsächlich geschrieben wurde. Niemand weiß das bestimmt. Vielleicht wurde es von einem von Chinas „Weißer Kranich“-Boxmeistern geschrieben. Das Buch wird als Textbuch der Boxstile „Weißer Kranich“ und „Mönchsfaust“ angesehen. Einige Kapazitäten gehen davon aus, daß das Bubishi während der Ching Dynastie (1644 bis 1912) geschrieben wurde und daß entweder Kanryo Higasionna (1851 bis 1916) oder Chojun Miyagi (1888 bis 1953) es in Okinawa eingeführt hat. Es ist bekannt, daß Miyagi bei seiner Rückkehr aus China Anfang des 20. Jahrhunderts eine Kopie des Bubishi mitbrachte.

Geschichte des „Weißer Kranich“-Fauststils

Die Legende sagt, daß eine Frau namens Fang Chi Liang die Gründerin des Stils „Weißer Kranich“ war. Sie beobachtete die ausweichenden Bewegungen des Kranichs und entwickelte seinen Kampfstil. Der Weiße Kranich oder Hakutsuru, wie er auf japanisch genannt wird, ist ein Stil, der die weichen Bewegungen des weißen Kranichs oder Reihers imitiert. Der Stil beruht auf Ausweichen und Genauigkeit im Treffen vitaler Punkte.
Nach der Legende war, als Fang Chi Liang ein junges Mädchen war, ihr Vater von den Städtern in einem Kampf über die Kontrolle ihres Dorfes betrogen worden. Er war ernsthaft verletzt, und als sie hörte, was ihrem Vater passiert war, schwor sie, Rache zu nehmen. Sie erkannte, daß sie als junge Frau und ohne besondere Fähigkeiten zu kämpfen nicht in der Lage war, ihren Vater zu rächen. Eines Tages hörte sie im Hof vor ihrem Fenster zwei Kraniche miteinander kämpfen. Als sie hinausging, um die Kraniche zu beobachten, fielen ihr die stoßenden, pickenden, hüpfenden und ausweichenden Bewegungen der Vögel beim Kämpfen auf. Nachdem die Kraniche weg waren, dachte sie über das, was sie gesehen hatte, nach. Nach langen Stunden der Meditation war ihr klar, daß, wenn sie genauso kämpfen könnte wie die Kraniche, sie dann ihren Vater rächen könnte. Die folgenden drei Jahre übte sie täglich und dachte nur daran, was die Kraniche in ihrem Kampf getan hatten. Sie erkannte den Wert des Hingebens an die Macht der Stärke. Sie erkannte auch das natürliche Gesetz der konstanten Veränderung im Kampf; Änderung von stark in nachgiebig und von nachgiebig in stark (Yin und Yang, die negative und positive Kraft in der Natur). Sie verstand den Kampfwert und die Wirksamkeit fortlaufender Bewegungen des Blockierens und der Gegenwehr. Nachdem sie dieses Wissen erworben und die Fähigkeit und den Mut entwickelt hatte, es anzuwenden, rächte sie ihren Vater und wurde zur Heldin des Dorfes und zur Lehrerin des Fauststils „Weißer Kranich“. Das erste Kapitel des Bubishi erzählt diese Legende und beschreibt das Sanchin-Kata sowie die „Weißer Kranich“-Kampftechniken.

George Alexander
4.0.2

Chinesische Medizin und Kampfkünste

Die chinesische Medizin basiert auf dem Konzept des Flusses des Chi oder der vitalen Energie entlang der Meridiane. Die chinesische Theorie der Akupunktur beruht auf demselben Fluß des Chi. Chi fließt durch den menschlichen Körper entlang Kanälen oder Meridianen, und die Akupunkturpunkte liegen auf diesen Meridianen. Es gibt 14 Meridiane. Zwei davon liegen auf der zentralen Linie des Körpers. Das Conception Vessel (CV) liegt in der vorderen Mitte des Körpers und das Governing Vessel (GV) in der hinteren Mitte entlang der Wirbels?ule. Die anderen 12 Meridiane liegen symmetrisch auf beiden Seiten des Körpers. Jeder dieser 12 Meridiane ist mit einem inneren Organ des Körpers verbunden. Der Fluß des Chi entlang der 12 Meridiane steht mit der Tageszeit in Beziehung. Das Chi fließt alle zwei Stunden von einem Meridian zum nächsten und durchläuft den gesamten Zyklus innerhalb von 24 Stunden. Wenn der Chi-Fluß gestoppt oder eingeschränkt wird, tritt der Tod ein.

Dim Mak – Die Tödliche Berührung – Mehr als nur eine Berührung!

Die Tödliche Berührung oder Dim Mak beruht auf der gleichen Theorie wie die Akupunktur. Tatsächlich benutzt die Tödliche Berührung dieselben vitalen Punkte, die in der Akupunktur benutzt werden. Auf diese gleichen Punkte wird geschlagen, um den Chi-Fluß oder die lebenspendende Energie zu unterbrechen. Die Akupunktur kennt mehr als 300 Punkte, die auf den Meridianen liegen. 108 dieser Punkte gelten in der Kampfkunst als Schlagpunkte, von denen 36 die wirkungsvollsten sind.

Vitalpunkte

Das Schlagen auf Vitalpunkte oder Druckpunkte ist eine der esoterischen Kampfkunsttechniken, die uns aus alter Zeit ?berliefert wurden. Kein Zweifel, daß die alten Prinzipien das moderne Karate und Juijitsu sowie die anderen Kampfkünste beeinflußt haben. Ein Vitalpunkt ist ein spezieller Punkt des menschlichen Körpers, der, wenn ein Schlag oder Druck auf ihn einwirkt, Schmerz und Unbehagen erzeugt oder eine Verletzung, Bewußtlosigkeit oder sogar den Tod verursacht. Der Winkel und die Quantität der eingesetzten Kraft beeinflußt auch die Wirksamkeit des Schlages. Der Bubishi Martial Art Spirit lehrt uns, daß es 36 Vitalpunkte gibt und 7 Stellen, die den sofortigen Tod bewirken. Viel dieses Wissens ist auch im Bunkai des klassischen Karate-Kata enthalten.

Organe

Das Bubishi beschreibt das Schlagen auf bestimmte Vitalpunkte und be-zeichnet dies als „Organ Striking“. Diese Kunst verewigt ohne Zweifel die Idee der Tödlichen Berührung. Es gibt drei wichtige Organe, die durch die Rippen nur teilweise geschützt sind und direkt getroffen werden können. Es sind die Nieren, die Leber und das Herz. Wenn diese getroffen, oder genauer, mit einer eindringenden Hand durchbohrt werden, reagieren die Organe mit Schock und funktionieren nicht mehr richtig. Der Tod tritt sofort oder kurz danach ein. Wenn z.B. die Nieren getroffen und beschädigt werden, wird das Blut nicht mehr gereinigt, und innerhalb von drei Tagen wird aufgrund einer Infektion der Tod eintreten.
Bei der „Penetration Hand“-Technik werden die Finger steif gehalten, um einen Speer (Nukite) zu formen, und die Finger werden in die lebenswichtigen Organe des Gegners hineingestoßen. Das ist eine spezielle Technik, die spezifisches Training erfordert, um wirkungsvoll zu sein. Die Trainingsmethode beginnt da-mit, die Finger in einen mit Bohnen gefüllten Eimer zu stoßen. Sobald es einfach ist, mit voller Kraft in die Bohnen zu stoßen, werden diese durch Sand und schließlich durch Kies ersetzt. Die „Penetration Hand“ ist ein wesentlicher Teil der Dim Mak Technik und ist das Konzept hinter den „Six Wind Hands“, die im Bubishi diskutiert werden.

Dim Hsueh – Angriff auf Arterien

Wie im Bubishi beschrieben, hat Dim Mak oder Jyusho Jutsu zwei Arten von Vitalpunkten. Die erste wird Dim Hsueh (Blood Gate Attack) genannt. Dies ist ein Punkt, wo es einen Zugang zu einer Vene oder Arterie gibt. Das Schlagen oder Drücken auf solch einen Punkt wird manchmal als Versiegeln oder Schneiden (Zerreißen) der Venen bezeichnet. Die Auswirkung eines zerrissenen Blutgefäßes ist traumatisch, sie resultiert im Zusammenbrechen des Blutkreislaufs. Das kann zum sofortigen Tod führen, wenn es sich bei dem getroffenen Blutgefäß um eine Arterie am Hals oder an der Schläfe handelt.
George Alexander

Dim Ching – Angriff auf Nervengeflecht

Der zweite im Bubishi beschriebene Dim Mak Punkttyp heißt Dim Ching (Angriff auf Nervengeflecht). Dieser Punkttyp markiert Nervenzentren auf den 12 mysteriösen Meridianen. Ein Angriff auf ein auf einem Meridian gelegenes Nervengeflecht kann den Chi-Fluß (Lebensenergie) zu einem Organ unterbrechen und einen Schock im Gehirn auslösen, der zur Bewußtlosigkeit oder sogar zum Tod führen kann. Wenn ein Nervengeflecht getroffen wird, werden Schmerzsignale auf Nervenbahnen zum Gehirn geleitet, und das System wird überlastet. Das Gehirn reagiert physiologisch mit einem neurologischen Shutdown. Manchmal ist eine Stelle sowohl ein Chi-Punkt als auch ein Blutpunkt. Anders gesagt, eine Stelle – wie die Schläfe – kann ein Nervengeflechtpunkt und ein Arterienpunkt sein. Dim Hsueh und Dim Ching sind beide zusammen als Dim Mak, Tödliche Berührung, bekannt.

Verzögerte Tödliche Berührung

Der vielleicht am meisten kontroverse Aspekt von Bubishi und Dim Mak ist der „Delayed Death Touch“ und die damit verbundene Theorie des „Secret of the Blood“ (Geheimnis des Blutes). Dieses mystische Buch Bubishi, was Kampfkunstgeist bedeutet, beschreibt Kenntnisse von Techniken, die zu sammeln Jahrhunderte gedauert haben muß. Die Verzögerte Tödliche Berührung benutzt die chinesischen Tierkreiszeichen, um den Tag in 12 zweistündige Perioden zu teilen, in denen das Blut zu bestimmten Zeiten des Tages an bestimmten Stellen am stärksten fließt.
Vielleicht bezieht sich diese Theorie des „Secret of the Blood“ auf die Entdeckung des Kreislaufsystem des Körpers durch die Chinesen. Die in dieser Theorie angenommene Logik ist, daß die Zyklen von Sonne und Mond den Körper und die Blutzirkulation beeinflussen. Die westliche Medizin geht davon aus, daß Blut kontinuierlich fließt und nicht in 12 Intervallen pausiert, obwohl auch geforscht wird nach einem neuen (für die Chinesen alten) Kreislaufsystem, das der westlichen Medizin bisher nicht bekannt ist, und das eine physiologische Basis für die 12 Zwei-Stunden-Perioden und die Bewegung des Chi oder der Lebensenergie durch den menschlichen Körper liefern würde.
Nach der neuesten Forschung entspricht die Theorie des „Secret of the Blood“ diesen 12 Zwei-Stunden-Perioden durch höhere Blutdruckwerte, die während bestimmten Zeiten des Tages an spezifischen Vitalpunkten eine Sensibilität erzeugen. Die Technik des „Delayed Death Touch“ ist es, einen der gezeigten Vitalpunkte zur richtigen Stunde und an der präzisen Stelle mit einer „Penetration Hand“ (eine der „Six Wind Hands“) anzugreifen. Dies führt entweder zum sofortigen Tod oder zum verzögerten Tod nach einem bestimmten Zeitplan.
Die Verzögerung bevor Todeseintritt variiert von sofort (innerhalb von sieben Schritten, wie das Bubishi so poetisch beschreibt) bis zu einem Tag, bis zu drei Jahre später. Dies hängt davon ab, welcher Punkt zu welcher Zeit des Tages getroffen wurde. So unglaublich das scheinen mag, nach diesen Theorien könnte ein potentielles Opfer als Ergebnis der „Delayed Death Touch“-Technik noch drei Jahre später an einem Schlag sterben. Die chinesischen 12 Zwei-Stunden-Perioden, die 36 verletzlichsten Punkte der „Delayed Death Touch“-Technik und welcher Punkt welcher Stunde entspricht, das alles kann im Bubishi nachgelesen werden.
Bei der weiteren Analyse dieser mysteriösen Technik ist es wichtig zu wissen, da? der Delayed Death Touch auf Dim Hsueh und nicht Dim Ching oder Nervengeflechtangriff basiert. Eine Erklärung östlicher Forscher zur Frage, warum diese mysteriöse Technik der Tödlichen Berührung funktioniert, ist, daß wenn ein Punkt getroffen wird, das Blut zum Herz fließt und das Atmen erschwert. Mit anderen Worten, eine Thrombose wird verursacht, d.h. die Bildung eines Blutklumpens in einem Gefäß. Die Thrombose stoppt die Blutzirkulation und führt zum Tod, wenn sie nicht behandelt wird. Im Fall eines zerrissenen Blutgefäßes wird die Zirkulation sofort gestoppt, und der Tod kann sofort eintreten, wenn die Arterie an der Schläfe oder am Hals sitzt.
Ungeachtet der gefährlichen Natur der Tödlichen Berührung und Angriffstechniken auf Vitalpunkte muß man, um in Dim Mak – oder auch jeder anderen Kampfkunst – effektiv zu sein, ausreichend ausgebildet sein. Das bedeutet, daß man ein hartes Training absolvieren muß, wie etwa die ausgestreckten Finger in Bohnen, Sand oder Kies stoßen, um Kraft in den Fingern zu entwickeln. Das ist erforderlich, da diese Technik in der chinesischen Methode des Angriffs von Vitalpunkten häufig benutzt wird. Auch die Fähigkeit, bei der Anwendung einer Penetrationstechnik genügend durchschlagende Kraft zu erzeugen, ist erforderlich. Dies ist wichtig, um Muskelgewebe zu durchstoßen und so Arterien- und Nervenzentren zu erreichen und zu beschädigen.

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Man darf sich aber nicht vorstellen, daß allein das Wissen, welche Punkte zu treffen sind, die Unbesiegbarkeit im Kampf garantiert. Der Unterschied, Vitalpunkte bei einem Freiwilligen anzugreifen, um ihn bewußtlos zu machen, und Vitalpunkte während eines Kampfes auf Leben und Tod genau zu treffen, ist enorm. Es erfordert eine große Fertigkeit und Erfahrung. Daher kann das Üben grundlegender Bewegungen, Formen (das Treffen von Vitalpunkten ist im Karate-Kata als verborgenes Wissen mit enthalten) und Boxen nicht vernachlässigt werden. Auch das exakte Treffen der Punkte ist ein weiterer Faktor im Training von Dim Mak. Gleichgültig, um welche Kampfkunst es sich handelt, oder welche Technik in einer Kampfkunst betont wird, sind Kampfgeist, Schnelligkeit, Kraft und Timing alles Basiselemente, die über Sieg oder Niederlage im Kampf entscheiden. Dies alles ist im Bubishi enthalten.
Die Wirksamkeit des Treffens von Vitalpunkten als Mittel, verwundbare Stellen des Gegners zu treffen, steht außer Frage. Dennoch bleibt die esoterische Natur des „Delayed Death Touch“ und des „Secret of the Blood“ kontrovers. Es ist keine Frage, daß Kyusho Jutsu in der praktischen Anwendung der Kampfkünste wirkungsvoll sein kann. Dennoch wird es in der Welt der modernen Kampfkünste als etwas obskur angesehen.
Das Bubishi ist immer als mystisches Buch und als rätselhaft angesehen worden. Es enthält keine präzisen Informationen über das Treffen von Vitalpunkten. Es skizziert eher die Lage der Vitalpunkte und welche Waffen anzuwenden sind. Es nimmt an, daß der Leser Dim Mak bereits kennt oder etwas darüber weiß. Aber je mehr man das Bubishi studiert, desto mehr scheint es sich selbst zu enthüllen. Es befaßt sich mit der kontroversen tödlichen Berührung. Es enthält sehr viel Wissen aus alter Zeit und Kultur, das uns in diesem tiefgründigen Buch übermittelt wurde.


Dan Inosanto

Dieser Bericht erschien in der Ausgabe 12/1998. Sensei George W. Alexander, Hanshi 8. Dan, ist der Autor der Bücher „Okinawa Island of Karate“ und „Bubishi Martial Art Spirit“. Er wirkt in dem Video ?The Secrets of the Bubishi“ mit. Kontakt für weitere Informationen: ISKKF Honbu Dojo oder Yamazato Videos/Publications in 2072 South Military Trail, Suite No. 1, West Palm Beach, Florida 33415, Tel. (561) 968-3231, Fax (561) 968-1032 oder E-mail alexyama@emi.net. Weitere Infos: E-Mail: donw@globalserve.net.
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