Was wäre eine richtige WAKO PRO Veranstaltung ohne den Präsidenten. Dies dachte sich wohl auch Ennio Falsoni und reiste mit einem Jet aus Mailand nach Triest, um unserem Mitarbeiter Heinz Richtershaus ein Interview zu gewähren. Der wichtigste Mann südlich des Brenners ist vielbeschäftigst: neben der Präsidentschaft der WAKO und der WAKO PRO, führt er auch die WKO (World Karate Organisation), eine traditionelle Point-Fighting Vereinigung, die weit schneller wächst als die WAKO. Darüber hinaus ist er Redakteur einer italienischen Kampfsportzeitschrift. Ennio Falsoni gibt bereitwillig seine Einverständnis über die gegenwärtige und zukünftige Lage der WAKO zu erzählen. Man gewinnt den Eindruck, als genieße er es, über sich selbst und seine Taten zu referieren.
EM in Belgrad voller Erfolg
Thema Nummer eins war die erst kürzlich abgehaltenen Europameisterschaften in Belgrad. Rund 400 Sportler aus 37 Nationen kämpften dort im Voll- und Leichtkontakt sowie im Kickboxen um die Titel. Doch nicht nur das. Auch zahlreiche Medienvertreter waren vertreten. Fünf nationale Fernsehgesellschaften berichteten laut Präsident Falsoni täglich zwei Stunden live über dieses Kampfsportereigniss. Zudem waren alle großen jugoslawischen Zeitungen vertreten, die Titelstories über die EM zu brachten. Ein Grund für dieses große Medieninteresse dürfte sein, daß Kickboxen in Jugoslawien auf der Beliebtheitsskala gleich hinter Fußball und Basketball auf Rang Nummer drei liegt. Womit nicht nur die Medienpräsenz sondern auch die große Unterstützung von Seiten des jugoslawischen Sportministeriums erklärt ist. Die Kämpfe hatten ψnatürlich auch qualitativ ein hohes Niveau,“ wobei es laut Falsoni kein Problem darstellte, daß sich Profis und Amateure im Ring gegenüberstanden. Die Anzahl der Runden ist das Entscheidende. In drei Runden ist alles möglich, viel Platz für Überraschungen ist vorhanden. Wie auch diesmal. So ging z.B. der britische Profi Barrington K.o., der italienische Star Radina und viele andere namhafte Profikämpfer schieden schon in den Vorrunden aus. In der Nationenwertung konnte sich Frankreich vor Polen und Jugoslawien durchsetzen.
Jede Woche neue Veranstaltungen
Das nächste große Event war die EM in Caorle/Venedig im Semikontakt und Formen Ende November. Dafür haben sich über dreizig Nationen gemeldet, wobei die Italiener zu einer der führenden Nationen im Semikontakt zählen. Doch auch ansonsten ist einiges los. Allein vor Weihnachten hatte man noch volles Programm. Veranstaltungen in Brüssel, Marokko, Mailand, wieder Brüssel, Venedig, Kirgistan und nochmals Ma-rokko bereiteten einen vollen Terminplan. Wobei besonders interessant die Veranstaltung in Kirkistan und Marokko wurden. In Kirkistan geht es um den „King of the Kings“ bis 63 Kilo, einem K-4 Turnier sozusagen, mit Quandili (F), Pinan (F), Osman (Belgien) und anderen WAKO PRO Topkämpfern, wobei um eine Siegprämie von 30.000 US-Dollar gekämpft wurde. Im Gegensatz zu Ishii in Japan, wo nur die Schwergewichtskämpfer ziehen, setzt man in der WAKO auch auf andere Gewichtsklassen. Darüber hinaus schöpft man aus einem größeren Potential von Kämpfern, während in Japan immer dieselben Leute zu sehen sind. Der letzte große Unterschied zu Ishii bestehe darin, daß der Japaner seine Veranstaltungen für das Publikum macht, die WAKO PRO angeblich für die Organisation, um sich selbst zu fördern. Bei der Veranstaltung in Marokko, die zusammen mit der ISKA sanktioniert wurde, sollten die amerikanischen Stars Jeff Roufus, Rick’s kleiner Bruder, und Manson Gibson gegen europäische WAKO PRO Cracks in den Ring steigen.
Der feine Unterschied
Der kleine aber feine Unterschied zu anderen Organisationen liegt in der Struktur der WAKO/ WAKO PRO. Man kann nach 10 jähriger Amtszeit des Italieners auf 77 Länder mit tatsächlich existierenden nationalen Organisationen zurückgreifen, von denen einige durch die nationalen Sportministerien offizielle Anerkennung und Unterstützung finden. Ein Zustand von dem, laut Falsoni, andere Organisationen nur träumen können, und den sie bestenfalls versuchen zu kopieren. Auch in Osteuropa erstarke man immer mehr, und nachdem man dort vor vier Jahren praktisch nicht existent war, kann man nun nach zähem Wettstreit mit der WKA und anderen Verbänden behaupten, daß man zumindest mit der Zahl der Veranstaltungen weltweit die Nummer eins sei.
Eigenlob ist eine Tugend für WAKO-Präsidenten
Wie man sieht, scheint die Welt von Ennio Falsoni in voller Zufriedenheit zu leben. Man kann für ihn nur hoffen, daß es auch weiterhin so bleibt, damit er auch weiterhin nur das Beste von sich behaupten kann. Über andere redet er ohnehin nicht gerne, und wenn, dann nicht gerade in hohen Tönen
Diese Zusammenfassung eines Interviews mit dem WAKO Präsidenten Ennio Falsoni erschien in der Ausgabe Samurai 02/97, welche Ende April 1997 in den Handel ging..