Seit vielen Jahren lebt der Thailänder Sken Kaewpadung in England. Er war einst ein erfolgreicher Fighter, heute zählt er zu den ganz wenigen Trainern, die den Nationalsport der Thais nicht nach dem brutalen „Geben und Nehmen“-Stil lehren, sondern mehr die inneren Werte des Muay Thai vermitteln. Als die zeremonielle Musik ihr Cresendo erreicht, bewegt sich der sehnige, schlanke Thaiboxer nach vorne, stößt seinen furchterregenden Kampfschrei aus. Mit einem harten „Sok“ (Siamesisch: Ellenbogenstoß) schickt er seinen Kontrahenten zu Boden, um seinem ohnehin beachtlichen Kampfrekord einen weiteren KO-Sieg anzufügen. Synonym für Muay Thai: Der Name des Kämpfers steht heute als Synonym für das Muay Thai in England. Er trägt den fünften Dan im Thosakan-Stil des Muay Thai, ist Mitbegründer der „British Association of Thai Martial Arts Phasical Education“, Lehrer, Taekwondo-Experte und Fachmann in Sachen „Krabi Krabong“ (Thailändische Waffentechnik). Die Rede ist von Master Sken Kaewpadung.
Kampfsport-Familie
Geboren wurde Sken in Uttaradith, einer großen Stadt im Norden Thailands. Seine Familie betrieb stets Kampfsport. Seine Eltern waren bekannte Thaiboxtrainer, sein Bruder Kit ein nationaler Taekwondo-Champion. Sken begann schon im zarten Kindesalter, das Muay Thai zu trainieren. Im Alter von sechs Jahren intensivierte sein Vater das Training, lange Läufe und ausgedehntes Schwimmtraining kamen hinzu. Sein großes Vorbild war Praya Pichai, ein großer Meister, Leibwächter und Soldat. Mit den Jahren trainierte Sken so hart, daß er die Spitze des Professionalismus erreichte. Sein Vater war niemals zu beschäftigt um ihn nicht weiter beim Training zu unterstützen Eines Tages wurde ihm sein Vater und Coach durch einen tragischen Vorfall geraubt. Er wurde bei Untersuchungen in seiner Polizeibehörde – es ging um Korruption – kaltblütig ermordet. Schwerer Schlag: Natürlich lastete der Tod seines Vaters, schwer auf Skens Schultern. Auf der anderen Seite ermutigte ihn die Tragödie, sich in Zukunft mehr und mehr auf seinen Sport zu konzentrieren. Er wollte ein großer Champion werden und in den bekannten Stadien der Hauptstadt Bangkog siegen. Jetzt benötigte er mehr als jemals zuvor Geld, um seine Mutter zu unterstützen, und um für seine Ausbildung zu bezahlen Die Mörder seines Vaters wurden gefaßt und verurteilt Ihm blieb zumindest der Trost daß die Gerechtigkeit den Tod seine Vaters gerächt hatte.
Erste Kämpfe
Dann kam für Sken die Zeit sein Können im Ring unter Beweis zu stellen, und so seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Er gewann all seine Kämpfe und erntete den Ruf eines guten, technisch versierten Kämpfers. Bald erreichte er die nordthailändische Meisterschaft, entwickelte sich zum Zuschauermagneten. Neuheit Taekwondo: Eines Tages kam sein Bruder Kit mit der Neuigkeit daß er sich einem Taekwon-do Club nahe der US-Basis angeschlossen hatte, nach Hause. In den folgenden Wochen zeigte Kit seinem Bruder einige der Techniken, die er dort gelernt hatte. Sken war beeindruckt und begann selbst unter Sook Joon Ahn, so der Name des Taekwondo-Meisters, mit dem Training im koreanischen Nationalsport. Bis zu zehn Stunden trainierte er täglich. Bangkog Als Sken seine Ausbildung in seiner Heimatstadt abgeschlossen hatte, immatrikulierte er sich an der Universität in Bangkog. Er studierte Sport und erreichte sein Diplom. Nebenbei betrieb er auch in Bangkog das Taekwondo. Ahn hatte ihm dort einen exzellenten Club empfohlen.
Krimineller Einfluß
Skens Meisterklasse wurde zum Gesprächsstoff unter Thaibox-Offiziellen, Trainern und Managern Selbst in den Chefetagen der beiden namhaften Stadien, Lumpini und Rajadamnern, sprach man über ihn. Er war so gut, daß er kaum einen seiner zahlreichen Kämpf verlor. So war es nur eine Frage der Zeit daß ihm die ständig gegenwärtigen kriminellen Elemente in diesen Stadien leichtes Geld anboten. Er hätte lediglich den einen oder anderen Kampf verlieren müssen. Enorme Wettbeträge wären ihm zugute gekommen. Skens Anwort auf die Drängelei der Gangster war ein klares „Nein“. Als die Gangster sahen, daß Sken ihren Forderungen nicht nachkommen wollte, bedrohten sie ihn, kündigten Anschläge auf Leib und Leben an. Mordversuch: Sken gab dennoch nicht nach. Er war entschlossen, seine Kämpfe zu gewinnen. Aber auch die Gangster hielten Wort Eines Nachts, als Sken vom Training heimkehrte, kamen zwei finstere Gestalten auf ihn zu und feuerten drei Schüße auf ihn ab. Von zwei Kugeln in die Beine getroffen, sank Sken zu Boden. Glücklicherweise waren es nur Fleischwunden, die rasch verheilten. Die Schußwunden sind heute noch an Narben zu erkennen.
Waffengewalt
Dennoch blieb dies nicht der einzige Anschlag. Die Brutalität des Lebens in Bangkog schreckte ihn nicht ab, schließlich war er dies aus seiner Jugend im Norden des Landes gewohnt Dort war er schon als kleiner Junge daran gewöhnt worden, sein Leben durch Schußwaffengebrauch zu verteidigen. Einige Gangster schreckten noch nicht einmal davor zurück, ihn unmittelbar vor dem Betreten des Ringes erpressen zu wollen. Hätte er zu diesem Zeitpunkt nicht schon einen großen Bekanntheitsgrad erreicht, wäre er sicher eines Tages ermordet worden. Ab nach England: Als ihm die Veranstalter und Manager zu gierig wurden, akzeptierte er ein Angebot nach England auszuwandern, um dort eine Sportschule zu eröffnen. Mit der Hoffnung, in England in Ruhe Kampfsport lehren zu können, siedelte er sich in Oldham, nahe Manshester, an. In seinem ganzen Leben hat Sken hart trainiert er liebt das Muay Thai Kickboxing. Mit der Zeit hat er viele eigene Ideen für das Training entwickelt Im folgenden wollen wir nun einige davon vorstellen.
Lauftraining
Sken ist der Meinung, daß Lauftraining eines der wichtigsten Bestandteile des Konditionstraining ist Es kommt dabei nicht darauf an, daß man jeden Tag zehn Kilometer laufen muß. Es ist vielmehr ein sicherer Weg, um innerhalb kurzer Zeit eine solide Grundkondition aufzubauen. Das Laufen muß zuerst mit kurzen Distanzen beginnen, die gradlinig gesteigert werden, bis man zu einer guten, leicht absolvierbaren Strecke gelangt Nur so kann der Körper davon profilieren. Wie bei jedem anderen Training, sollte man sich für den Anfang nicht zuviel zumuten, dies wäre gesundheitsgefährdent „Man muß seinen Körper aufbauen und stärken“, meint Sken. Und weiter „Man kann dies nur erreichen, wenn man die Profikämpfer in Thailand nachahmt. Im Prakong (Training Camp) wird zunächst gelaufen und gelaufen und gelaufen Nach einer kurzen Pause schwimmen sie eine Stunde von einem Ufer zum anderen. Dann folgt Sandsacktraining, bis man nicht mehr kann. Die Glieder werden schwer wie Blei.“ Man bekommt eben keine Power in den Körper, wenn man ihn nicht darauf vorbereitet.
Erstes Training
Wenn ein Schüler bei Master Sken beginnt zeigte er ihm nach und nach intensive Trainingsmethoden. Bei ihm zählt das alte Sprichwort „Die tausend Meilen weite Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“ Stretching ist einer der ersten Schritte. Das Stretching, das von vielen Thaiboxtrainern sträflich vernachläßigt wird, ist für Sken ein besonders wichtiger Bestandteil, nur so kann man später hohe Kicks ausführen. Dazu gehört laut Sken, ein langsames aber beständiges Steigern der Schwierigkeitsstufe. Nach und nach wird der Köper des Schülers für die Anforderungen und Strapazen des Muay Thai Wettkampfes vorbereitet.
Richtige Ernährung: Es ist kaum verwunderlich, wenn Sken durch sein Diplom als Sportlehrer auch in Sachen Ernährung ein Fachmann ist. Er glaubt, daß die Eßgewohnheiten eine wichtige Grundlage bilden. „Wenn man einer ausgewogenen Diät folgt gibt man seinem Körper die richtigen Brennstoffe. Man füllt ja kein Parafin in den Tank eines Rennwagens“, ist die simple Erklärung für seine These. Er selbst geht mit guten Beispiel voran, ißt viel frisches Obst und Gemüse, wenig Fleisch, um eine Gewichtszunahme zu verhindern. Er rät viel Milch zu trinken, und seine Mahlzeiten regelmäßig einzunehmen.
Regelmäßigkeit: Sken steht täglich um sieben Uhr morgens auf, absolviert sein Lauftraining und frühstückt gegen halb neun. Dabei spielt es keine Rolle, wo er sich aufhält Er hält seinen Plan auch auf Reisen ein. Meditation ist ein weiterer wichtiger Bestandteil für Skens Muay Thai Training. Die psychische Seite des Kampfsports ist für ihn sehr wichtig. Die Notwendigkeit der Meditation sieht er in den harten körperlichen und geistigen Anforderungen des Trainings und Wettkampfs als gegeben. Er meditiert täglich. Dafür sucht er sich ein stilles Plätzchen, sitzt und beginnt mit einfachen Atemübungen. Er inhaliert zählt langsam bis drei, und atmet langsam wieder aus. Diese Übung praktiziert er fünf Minuten. Dann schaltet er sein Bewußtsein aus, starrt mit leeren Gedanken lediglich in die Flamme einer Kerze. Es ist sehr schwer, sein Bewußtsein einfach abzuschalten, dafür zu sorgen, daß selbst für eine kurze Zeitdauer keine störenden Gedanken in den Kopf kommen. Eine sehr empfehlenswerte Übung.
Aberglaube: Mit vielen Kämpfen – seien sie nun in Fernost oder in Europa – gewinnen Talismänner, Glücksbringer und Maskotchen an Einfluß im Leben eines Fighters. Man gebraucht sie als Schutzengel, bzw. als eine Art Verkörperung des unerschütterlichen eigenen Glaubens, ein unverletzlicher Supermann zu sein. In Thailand gibt es viele Amulette, die dafür stehen. Einige davon beruhen auf religiösem Glauben. Eines davon ist das Nan-Blatt daß die Thaiboxer vor ihrem Kampf in den Mund nehmen, wo sie es unter die Zunge schieben. Man glaubt, daß dies eine Art Schutz gegen Knie- und Ellenbogenangriffe gibt. Dieses Blatt soll Wirkstoffe freisetzen, welche die Haut dicker und kräftiger machen, und diese somit vor Rißwunden schützt. Rituale: Eine andere Form, sich selbst Glück zu wünschen, ist das Ritual, das die Kämpfer beim Betreten des Ringes vollziehen. Sie schenken ihrem Guten Geist Blumen und beten für einen Sieg über ihren Kontrahenten.
Gegenwärtiger Buddha
Die Wettkämpfer tragen u.a. eine Kordel an ihrem Oberarm. Dieses Gebilde nennen sie „Kruang Rang„, es soll ihren Gott Buddha verkörpern. Darüber hinaus gibt es viele weitere abergläubische Verhaltensweisen im Wettkampf. Z.B. dürfen keine Frauen in den Ring. Ihre Gegenwart erzeugt schlechte Schwingungen im Bewußtsein und bringt den Kämpfern Unglück .
Alles zu seiner Zeit: Um die kurze Übersicht zum philosophischen Hintergrund Skens abzuschließen, sei noch einmal sein Leitspruch zitiert: „Kraft und Ausdauer werden erst kommen, wenn der Körper vorbereitet ist.“ Neue Videos und Buecher: Heute ist Sken als einer der erfolgreichsten und besten Thaiboxtrainer in Europa bekannt Er besitzt Sportschulen und leitet weltweit Seminare. Seine erfolgreichen Sportler haben seinem Namen alle Ehre gemacht und sich – dank seines Trainings – als großartige Meister dargestellt. Ferner wurde Sken durch seine Demonstrationen bekannt, die er regelmäßig bei Großveranstaltungen im Budo- und Kickboxbereich zeigt. In Deutschland war er damit schon mehrfach zu sehen. Seine neue zweiteilige Reihe Lehrvideos ist vor wenigen Wochen im deutschen Fachhandel erhältlich geworden. In den nächsten Monaten soll ein umfassendes Buch folgen.