Die EVCC-Akademie in Köln präsentiert sich in fernöstlichem Design
Ving Chun (VC) hat seine Wurzeln in China. Sifu Birol Özden hat das VC-Konzept so zusammengestellt, daß die traditionelle Kampfkunst auch für europäische Durchschnittsmenschen des 20. Jahrhunderts leicht zu erlernen ist. Seine VC-Akademie in der Kölner Innenstadt bietet optimale Möglichkeiten für eine professionelle Ausbildung im passenden Ambiente. Hier trainieren VC-Ausbilder und Leute, die es werden wollen, sowie motivierte Privatleute, die sich Power für Ihren Alltag holen. Bunte Chinesische Drachensäulen an einer Fassade mit chinesischem Vordach? Mitten in Köln? Ein wenig ungewöhnlich ist das ja schon. „Ving Chun“ steht auf dem Schild an der Hauswand. Ich stehe vor der Fassade der VC-Akademie der Euro Ving Chun Connection (E.VC.C.) dem europaweiten Verband für die chinesische Kampfkunst Ving Chun.
Und vergesse in drinnen einen Moment lang, daß ich in der Domstadt am Rhein bin: rotholzvertäfelte Wände, eine großzügige chinesische Tuschezeichnung und die mit chinesische Ornamenten übersäte Deckenverkleidung versetzen mich nach Südchina oder Hong Kong. Zu meiner Rechten eine Theke mit leuchtend roten Säulen, die ebenfalls ein chinesisches Dach ziert. Weiter vorne sehe ich eine kleine Brücke, die auf ein großes rotes Tor zu läuft, daß sich in zwei Flügel teilt. Mit den goldenen Eisenbeschlägen wirkt das Eingangsportal zur Trainingshalle wie aus einer mittelalterlichen Burg.
Im Trainingsraum sieht es mindestens genauso chinesisch aus, wie im Eingangsbereich: Rotholzvertäfelungen, bunte Drachensäulen, dazwischen Spiegel, ein freundlich grinsender Buddha und an der Decke erzählen reiche Verzierungen buntgoldene Geschichten von Drachen und anderen Fabelwesen. Am Ende des Raums steht eine Holzpuppe, die dem Meister vorbehalten ist. lch bemerke die Ruhe hier drinnen. War mir nicht vorhin noch das hektische Gehupe von diesem Typen auf den Geist gegangen, den sie ein paar Straßen weiter zugeparkt hatten? Auf einmal ist das Getöse der Kölner Innenstadt weg.
Wir befinden uns in der Kölner VC-Akademie von Sifu Birol Özden, der sich das alles hier ausgedacht hat. Er erklärt mir, daß von hier aus die rund 300 Schulen in ganz Deutschland betreut werden. „Die VC-Akademie ist eine Trainingsstätte in der man intensiv Ving Chun studieren kann“, so Sifu Özden. „Heute ist Montag, unserer Ruhetag. Sonst ist hier mehr los: morgens und abends Training und am Wochenende Speziallehrgänge“, erklärt er. Alles unter seiner persönlichen Leitung. Natürlich macht er das nicht allein. Unterstützung erhält er von seinem Lehrerteam. „Schließlich bieten wir hier Kleingruppenunterricht, daß heißt eine sehr intensive Ausbildung, fast schon Privattraining. Und da sollen die Schüler optimal betreut werden. Jeder der hierher kommt will ja möglichst schnell voran kommen.“
Eine Treppe tiefer entdecke ich eine modern eingerichtete Küche mit gemütlicher Sitzecke. Weiter hinten gibt es Schlafräume, in denen eine Reihe neuer Matratzen auf einfachen Bettgestellen zum Ausruhen einladen. „Die meisten Leute, die hier ihre Ausbildung absolvieren, kommen von außerhalb. Sie bezahlen nur ihr Training und können hier ohne Aufpreis schlafen, wohnen und kochen. Nur ihr Essen, das müssen sie sich selber kaufen,“ erklärt der freundliche E.VC.C.-Chef.
Einige der Ausbildungsleute kommen über den Berufsförderungsdienst der Bundeswehr, die ihren Zeitsoldaten auf Anfrage die Ausbildung bei der E.VC.C. finanziert. Andere kommen über das Arbeitsamt, wieder andere kommen auf eigene Initiative, weil sie sich – überzeugt vom steigenden Erfolg der Lizenzschulen der E.VC.C. – gerne eine Scheibe vom Kuchen abschneiden möchten. Und eine Reihe Privatleute trainieren hier nur für sich. „Aber keine Sorge: neue Leute sind uns immer herzlich willkommen. Wer Interesse hat, soll uns einfach anrufen und Infomaterial anfordern. Wenn er möchte, machen wir einen Termin und ich nehme mir dann Zeit, um alles mit ihm zu besprechen. Unsere Ausbildungen sind zeitlich überschaubar und wir können Interessenten eine Reihe Möglichkeiten anbieten – auch im europäischen Ausland.“ Die sollten sich allerdings nicht allzuviel Zeit lassen, denn die E.VC.C.Lizenzen sind gefragt.
Als ich wieder gehe, bin ich um einiges schlauer geworden und stelle fest: hinter der chinesischen Verpackung verbirgt sich ein gestandener und gut organisierter Verband, den man schon allein wegen seiner freundlichen Offenheit und seiner Professionalität weiterempfehlen kann.
Dieser Beitrag wurde von der EVCC aus Köln samt Bildern zur Verfügung gestellt und erschien in der 3. Ausgabe der Kung Fu Illustrierten im Frühjahr 1997. Text: P.K.