Weit über 5 Millionen Videospiele von Double Dragon wurden bislang weltweit verkauft. Für die Computer-Unterhaltungsindustrie bedeuted dies Bruttoerlöse von knapp 400 Millionen US-Dollar. Eben auf diesem populären Videospiel basierend wurde ein Film „Double Dragon: The Movie“ gedreht. Wie beim Videospiel reisen die Hauptdarsteller durch eine große, von der Anachie regierte Metropole. Die Helden, zwei Brüder, haben die Aufgabe, Mißstände zu beseitigen. Es ist ein Abenteur in unheimlicher, imaginärer und futuristischer Atmosphäre. Mark Dacascos, Robert Patrick, Scott Wolf, Julia Nickson und Alyssa Milano spielen die Hauptrollen.
Los Angeles wurde von einem Erdbeben vernichtet. Die Ruinen der Metropole werden 2007 zum neuen Zentrum Kaliforniens, New Angeles, aufgebaut. Die Gebrüder Lee begeben sich auf die Suche nach einem mystischen Amulette, das in die falschen Hände geraten ist. Dadurch steht ihre Zukunft und die von New Angeles auf dem Spiel.
Humor & Action
Regisseur Jim Yukich verteilte die Spannung in „Double Dragon“ auf großartige Actionszenen mit viel Humor, Herz und dem filmischen Hervorheben der menschlichen Hoffnung. Gestalterische Elemente und die Kostüme reflektieren die Gebrauchs- und Wegwerf-Einstellung des urbanen Wideraufbaus. Die außergewöhnlichen Computereffekte, voluminösen Plastikfassaden und präzise koordinierte Kampfszenen bilden dabei den filmischen Reiz der Produktion. Die visuellen und verbalen Komikelemente stellen für den Beobachter das Salz in der Handlungssuppe, die den starken Bund der Lee-Brüder unterstreichen, dar.
„Hollywood River“
„Double Dragon“ wurde von seinen Produzenten für ein Publikum aller Altersschichten konzipiert, besonders will man jedoch Kinder und Jugendliche ansprechen. Man protzt mit aufwendigen visuellen Effekten, die von Joseph und Paul Lombardi („Apocalypse Now“, „Der Pate“) stammen, die schon für den Oscar nominiert wurden. Die Stuntarbeit inklusive einer verwegenen Bootsverfolgung auf dem brennenden „Hollywood River“ wurde von Jeff Imada, einem der bekantesten Stuntmen in Sachen Kampfsport, geleitet.
Die Dreharbeiten
Die ersten Aufnahmen entstanden im Juni 1993 in Cleveland im US-Bundesstaat Ohio. Nach sechs Wochen wurde der Drehort in die Stuios von Los Angeles verlegt. Für die Wahl von Cleveland sprach „die Tatsache, daß der Westen L.A.`s im Film unter Wasser liegt und wir somit eine Kulisse inszenieren mußten, der Cleveland am nächsten kam,“ erklärt Produzent Ash Shah. Cleveland liegt am großen Eriesee und dem Cuyahoga River, der Fluß, aus dem später der fiktive Hollywood River wurde. Der Pazifik wurde vom Eriesee dargestellt. „Wir wollten eine Szenerie inszenieren, um den industriellen Verfall der Ge-sellschaft zu demonstrieren,“ fährt Shah fort. Die Drehar- beiten in Cleveland beinhalteten die Aufnahmen eine Verfolgungsjagd, eine gewaltige Explosion auf den Cuyahoga und Innenaufnahmen in einem bekannten Theater.
Endzeitkulisse
Die Straßenszene stellte sich als eine extrem schwierige filmische Arbeit heraus. Jimmy und Billy werden im nächtlichen New Angeles von einer Gang aufgelauert, es kommt zu einem großen Kampf. Um das zu inszenieren, mußten die Filmemacher eine Einkaufsstraße innerhalb eines Tages in eine Endzeitkulisse umwandeln, um sie noch in derselben Nacht nach den Aufnahmen wieder in den ursprünglichen Zustand zu versetzen, damit die Geschäfte am kommenden Morgen öffnen konnten. „Das war, als würden wir einen Angriff planen,“ bemerkt Hauptdekorateur und Kulissenbauer Chuck Conners.
Neun Kameras für eine Explosion
Jimmys und Billys Flucht von dem Anschlag der Gang gipfelt in einer gewaltigen Explosion auf den Fluß. Gefangen in einem verrotteten Hausboot flüchten die Brüder mit einem kurzgeschlossenen, alten Sumpfboot, wobei sie von zwei hochtechnisierten Militärjachten verfolgt werden. Die Flammen sprühen nur so, wenn sie über die kontaminierten Wellen jagen. Als ihr letzter Schutz über ihr eigenes Boot hinwegrast, explodiert ein gewaltiger Feuerball über dem leicht brennbaren Gewässer. Die Inszenierung der Oscarnominierten Effektemacher führte zu einem 160 Meter langen Feuerwall, für dessen Erzeugung mehrere Wochen Arbeit notwendig waren. Trotz der Genehmigung der Stadtauthoritäten und weiten Veröffentlichungen der Lokalpresse, gingen unmittelbar nach der gewaltigen Explosion mehrere hundert Anrufe bei Feuerwehr und Polizei ein, so gewaltig war das Ausmaß der Darstellung. Während für die meisten Szenen zwei oder drei Kameras ausreichen, brachte man zum Festhalten dieses Spek-takels neun Kameras auf Position, um es angemessen festzuhalten.
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Special F/X
Die Innenaufnahmen in Cleveland erfüllten ebenfalls gehobene Ansprüche. Es gibt einen Ausspruch im Drehbuch „the fight begins,“ an den sich Regisseur Yukich lebendig erinnert. Der Kampf im Hanna Theater, einer Veranstaltungsstätte aus der Gründerzeit. Hier leben die Lee-Brüder und es kommt zu einer gigantischen Kampfszene, an der ganze sechs Tage gedreht werden mußte. In einem Special Effekt verwandelt sich die Figur der Koga Shuko in einen Schatten und übernimmt Satoris körperliche Gestalt. Zusammengestellt wurden diese Szenen von den Special-Effekts-Fachleuten PDI, die durch ihre Arbeiten zum Michael-Jackson-Video zur Hitsingle „Black or white“ bei der eine Person durch die andere ersetzt wird, ohne das man merkt, das ein Wechsel vollzogen wird. Die Erfinder des sogenannten „Morphings“ haben seitdem in so namhaften Produktionen wie „Toys,“ „Cliffhanger,“ „Dennis, the Menace“ für die Effekte verantworlich gezeichnet.
Drehort: L.A.
In Los Angeles wurden in weitere sechswöchiger Drehzeit nur wenige Außenaufnahmen durchgeführt, der Rest wurde in drei Studios gedreht. Mode und Kostüme: Die ungewöhnlichen Kostüme simbolisieren die eingangs erwähnten Eindrücke, die er Regisseur mit den visuellen Effekten erzeugen wollte. Alle Hauptdarsteller und über 100 Gangmitglieder wurden mit maßgeschneiderten Outfit auf den Trend von New Angeles ins Bild gerückt. Dennoch ist das Aussehen nicht allzu exotisch, denn die Handlung liegt gerade mal 14 Jahre vor uns, so sieht man den einen oder anderen zumindest noch mit Jeans durchs Bild rennen.
Die Kampf-Action
Lash ist eine junge Dame, die ihre Gegner mit einer Peitsche außer Gefecht setzt. Zur perfekten Ausführung ihrer tödlichen Technik wurde ihre Darstellerin Kristina Malandro („Wer ist hier der Boss“) von Anthony Delongis, der schon Michelle Pfeiffer auf ihre Rolle als peitschenschwingende „Catwoman“ in „Batmans Return“ vorbereitete, trainiert. Kampfsport-Stuntman Jeff Imada plante den Rest der Kampfszenen in „Double Dragon.“ Er bemühte sich, die Action nicht zu brutal, sondern eher auf komische, satirische Art darzustellen. Ihm gefiel die Rolle des Billy am besten: „Er ist arrogant und ungemein von sich überzeugt, außerdem ein wenig wild. Er spielt mit seinen Gegnern.“
Kein Martial Arts Film im klassischen Sinn
Von den Hauptdarstellern betreibt Mark Dacascos Kampfsport und Turnen von Jugend an, die anderen mußten ihre martialischen Fähigkeiten in einem Spezialtraining kurz vor den Dreharbeiten erlernen. Das reichte schließlich aus, um die Szenen realistisch darzustellen, denn „Double Dragon“ ist kein Martial Arts Film im klassischen Sinn. In der Handlung ist die Beziehung der Brüder und ihr Leben im Jahr 2007 in New Angeles am wichtigsten. Die Komik der beiden ist ein weiterer Faktor. Während sie am Anfang des Films weit auseinanderliegen, erhalten sie durch das Fortschreiten der Handlung mehr und mehr an Ähnlichkeit. Die Brüder amüsieren sich – Skateboards, Junk Food, Mädchen, und, und, und. Dabei leben sie in einer neuen Welt, von der alle Darsteller große Furcht haben. Dazu Hauptdarsteller Mark Dacascos „Die Menschen haben die Macht, sich zu verändern, so wie es die Charaktäre in einem Film können. Das Leben ist eine sehr zerbrechliche, wertvolle Sache. Wir können die Welt verändern, wenn die Menschen zusammenkommen und ihre Energie vereinen.“
Tochter des Polizeichefs führt Untergrund-Gang an
Die Wende in der Handlung nimmt in Form von Satori, gespielt von Julia Nickson, einer überaus hübschen Wächterin, Gestalt an. Sie trägt die eine Hälfte des machtspendenden Medaillons, das die Brüder suchen, die andere Hälfte hält der bösartige Tycoon Koga Shuko (Robert Patrick). Shuko kann sich mit der einen Hälfte im Besitz in jeden Körper seiner Wahl verwandeln. Mit beiden Hälften und den Gangs unter sich kann er viel Böses anrichten. Die Lee-Brüder wollen dies vermeiden und so verbünden sie sich mit Marian Delario (Alyssa Milano), der Tochter des Polizeichefs, die eine Untergrund-Gang anführt. Ihre Gruppierung hat es sich zum Ziel gesetzt, die Ordnung in der Stadt aus den Händen der Gesetzlosen zu lösen, und wieder Recht und Ordnung herzustellen, also den Job zu übernehmen, den ihr korrupter Vater eigentlich erledigen sollte.
Dieser Beitrag erschien in der August Ausgabe 1995.
Text: John Crocoran