Egal ob im Fußball, Schifahren oder Eurovision Songcontest, Begegnungen zwischen Österreich und Deutschland werden immer mit einer gewissen Heftigkeit und immer ein bißchen härter, als es eigentlich nötig wäre, außgetragen. So auch diesmal, als ein deutsches Team vom Karlsruher Bulldog Gym an die Donaumetropole Wien reiste, um sich mit Österreichern zu messen.
Trotz schlechten Wetters unterhaltsame Veranstaltung
Daß es bei dieser Veranstaltung besonders „heiß“ im Ring zu ging, mag nicht nur an gewissen Animositäten, die die Österreicher gegenüber den „Piefkes“ neigen, sondern auch an der Tatsache, daß das Organisatorduo Robert Schöberl und Ronny Hitz die Veranstaltung als Open Air event geplant hatten, was Angesichts der heurigen Sommertemperaturen nicht umbedingt empfehlenswert war, und sich die Kämpfer so notgedrungen etwas mehr bewegen mußten, wollten sie nicht erfrieren. Die niedrigen Temperaturen und ein gleichzeitig stattfindentes Fußballspiel von Favoriten Rapid gegen Roter Stern Belgrad sorgten zwar dafür, daß etwas weniger Zuschauer als gewöhnlich anwesend waren. Dennoch war die Stimmung hervorragend und es kann mit Recht behauptet werden, daß das nichtanwesend warende Publimum einiges versäumte. So sorgte unter anderem Organisatorenduo-Hälfte Robert Schöberl als Ringsprecher für Versprecher und Satzkonstrukte, die durchaus eines größeren Publikums würdig gewesen wären und auch die Idee an einen „Kleinen Duden für Ring-sprecher“ aufkommen liesen.
Nach „Startschwierigkeiten“ legen die Österreicher los
Nach den mehr oder weniger unfreiwilligen kabarettistischen Einlagen ging es endlich los. Waldi Wall aus Karlsruhe gegen Milos Dubsky hieß die erste Paarung des Abends. Beide Kämpfer, noch relativ unerfahren, lieferten sich einen Mordskampf im Vollkontakt, den der aggressivere und technisch bessere Wall nach Punkten gewinnen konnte. Bojo Starcevic und Fathi Dikici stiegen als nächste in den Ring. Wen der beiden die Leser als Deutsche und wen als Österreicher nehmen, stellt der Autor frei, fest steht nur, daß beide aus dem Budo Gym Wien von „Weltmeistermacher“ Franz Haberl stammen. Ein Bruderkampf sozusagen, aber einer der Sorte, bei dem sich die Brüder nicht davon abhalten liesen, einander richtig einzuschenken. Während Veteran Starcevic mit seinen Fäusten den ein oder anderen Treffer erzielte, konnte Dikici mit seinen Beinen und seinen Lowkick mehr Druck machen und so letztendlich auch den Sieg mit nach Hause nehmen. Quint war die nächste Bulldoge mit der sich Fahrdi Merza konfrontiert sah. Trotz seiner erst siebzehn Jahre wußte sich Merza von Anfang an durchzusetzten, und brachte Quint bereits in Runde Nummer eins in arge Bedrängnis. In Runde zwei kam das Aus für den jungen Deutschen. Ein Kick zum Kopf – der KO war perfekt.
Österreicher überzeugen
Mario Cifanovic aus Karlsruhe stieg gegen Weltmeister Günther Plank aus Österreich nach der Pause in den Ring. Obwohl sich der erst siebzehnjährige Karlsruher tapfer wehrte, konnte er der Erfahrung des österreichischen Weltmeisters auf Dauer nicht standhalten. Und so kam es wie es kommen mußte: Nach vier langen Runden Martyrium für Cifanovic, in denen der junge Deutsche aber teilweise hervorragende Gegenarbeit lieferte, hatte Betreuer Jürgen Lutz Einsehen und warf das Handtuch. Eine wohlweisliche Entscheidung, die Plank den Sieg brachte und Cifanovic einige Kopfschmerzen ersparte. Ein weiterer Weltmeister aus Österreich war als nächster dran. Josef Brayer aus Floridsdorf war es, dem die Organisatoren Jan Magetta zugeteilt hatten. Daß dieser kein allzu leichtes Spiel, werden würde, sah auch Bayer als der erste Drehkick Magettas nur wenige Milimeter vor seinem Kopf vorbeisaußte. Mit den Beinen und insbesondere seinen Drehkicks war Magetta gefährlich, mit seinen Boxtechniken war es nicht allzu weit her. Was auch Brayer bald herausfand, und es so schaffte, dem dunkelhäutigen Karlsruher mehr und mehr mit den Fäusten seinen Rhythmus aufzuzwingen. In Runde drei hatte er es geschafft: Magetta mußte nach einigen Haken des Österreichers zu Boden und wurde ausgezählt.
Auch im Hauptkampf: Österreicher vorne
Zejlko Gajic, Österreichs erster Profititelträger, bestritt den Hauptkampf. Sein Gegner war der junge Lorenz aus Karlsruhe. Eher für seine harten Fäuste bekannt, schaffte es Gajic diesmal mit Lowkicks seinen Gegner „weich zu klopfen.“ Immer wieder schlugen die Kicks zur Innenseinte der Beine beim jungen Deutschen ein, der jeden weiteren Lowkick mit einem noch schmerzverzerrteren Gesicht quittierte. Sah es in Runde zwei schon aus, als ob Lorenz nicht mehr weiter konnte, rettete ihn der Gong noch einmal über die Runden. In Runde drei sollte ihm dies aber nicht noch einmal gelingen. Die Lowkicks Gajics waren offensichtlich zu viel für ihn, so daß auch Betreuer Lutz Verständnis zeigte und das Handtuch warf. Im Vergleichskampf stand es 4:1 für Österreich.
Fazit
Obwohl sich die Organisatoren größere Besucherzahlen gewünscht hätten, war die Veranstaltung als durchaus gut zu bezeichnen. Für das Wetter war noch selten ein Organisator zuständig. Daß die Österreich so haushoch gewinnen konnten, lag daran, daß Jürgen Lutz mit einem teilweise starken, aber sehr jungen Team angereist war, während Österreich das Stärkste auf die Beine stellte, was es zu konnte.