Der Internationale Hessenpokal präsentierte sich auch in diesem Jahr als eines der Top-Turniere in Deutschland. Rund 170 Sportlerinnen und Sportler aus acht Bundesländern nahmen an den Titelkämpfen teil, die am 10. Juni in Rüsselsheim stattfanden. Die rege Beteiligung ist sicherlich auch auf das Preisgeld zurückzuführen, das einige große Vereine lockte. Dabei wurde der Internationale Hessenpokal aber keine reine Massenveranstaltung, sondern überzeugte auch durch eine hochklassige Besetzung.
Neben dem hohen Niveau, das die Zuschauer geboten bekamen, bestach vor allem der organisatorische Rahmen, der sich durch die gute Arbeit des ausrichtenden JC Rüsselsheim und mit freundlicher Unterstützung der Firma KWON sehen lassen konnte. Öhringen dominierte: Die männliche Jugend befand sich fest in Händen von Budokwai Öhringen. Die Baden-Württenberger bewiesen auch in Hessen, daß sie momentan der dominierende deutsche Verein im Jugendbereich sind. Neben Jochen Schiffmann, Marco Pellmann, Marcel Betz und Zoran Terzic, wußte vor allem Daniel Betz zu überzeugen. Der Deutsche Meister blieb in der 70 kg-Kategorie nach einem heißen Fight gegen den starken Nievenheimer Karl Müller auch im Finale gegen Gilbert Klimt aus Düren siegreich.
Daneben bot Gianni Balestrieri von Chun-Gun Hammersbach eine herausragende Vorstellung in der Klasse bis 64 kg. Nachdem er im Halbfinale den Öhringer Mehmet Heinze ausgeschaltet hatte, schlug er im Endkampf den IDEM-Zweiten Patrick Osawa aus Seulberg.
Favoritenstürze
Bei der weiblichen Jugend konnte man zwei Überraschungssiegerinnen verzeichnen. In der B-Klasse bis 51 kg setzte sich unerwartet Nesrin Yando gegen die Deutsche Vize-Meisterin Nina Schneider durch. Die Fighterin vom BVB Dietzenbach bestach vor allem durch ihren beherzten und spektakulären Kampfstil. In der A-Kategorie bis 51 kg schlug Natascha Börner vom TV Oberrodenbach knapp aber verdient die favorisierte Drittplatzierte der Dutch-Open Vera Gugliotta aus Hammersbach. Dagegen konnte die zweifache Deutsche Meisterin Sabrina Kretzer von der Budo-Schule Wiesbaden ihreren Titel in der 55 kg-Klasse mühelos verteidigen. Sie siegte bereits nach der ersten Runde durch Abbruch.
Heißer Fight
Bei den Damen war der Finalkampf bis 65 kg zwischen der mehrfachen Deutschen Meisterin Sonny Seidel aus Hammersbach und der IDEM-Zweiten Anja Greb vom Gelnhäuser TC der hochklassigste Fight des Tages. In der ersten Runde dominierte Sonny Seidel klar und ging souverain in Führung. Im weiteren Kampfverlauf kam Anja Greb besser in Fahrt und gestaltete die Begegnung ausgeglichen. Am Ende konnte sich aber die Hammersbacherin mit 9 zu 6 den Titel sichern.
Hohes Niveau
Die Herren-Klassen waren aufs neue sehr stark besetzt. Als die herausragenden Athleten präsentierten sich die Ebenoutalib-Brüder. Während Mohammed die Klasse bis 76 kg beherrschte, behauptete sich Faissal im Finale der 83-kg-Klasse durch technisches K.O. in der ersten Runde. Zu einem spannenden Endkampf kam es in der 70 kg-Klasse, in der Ünal Basmara aus Dietzenbach knapp den Gelnhäuser Jörg Cunz besiegte.
Daneben stach der Öhringer Erol Denk in der 58 kg-Klasse heraus, der in der Vorrunde Hafid Adou und Ronnie Williams ausgeschaltet hatte und auch im Finalfight gegen Izet Bajrektarevic siegreich blieb. Sein schärfster Konkurrent Franzisco Martin-Villa war auf der anderen Poolseite bereits in den Vorkämpfen verletzungsbedingt ausgeschieden.
Die mit Spannung erwartete Vereinswertung fiel deutlich zugunsten der Sportlerinnen und Sportler von Budokwai Öhringen aus, die sich über einen Scheck über 1000 DM freuen durften. Platz 2. belegte der Gelnhäuser TC vor Chon Kwon Düren.
Diese Reportage erschien in der August Ausgabe 1995 als Nachricht. Verfasser und Fotograf: Kai Müller, Wiesbaden.