„Mit oder ohne Waffen, wie hätten sie’s den gern?“ Diese Frage kann der 21jährige Münchener ohne Probleme stellen. Er kann sowohl mit Waffen, d.h. mit seinen Lieblingswaffen, den Kama, als auch ohne diese beeindruckend und publikumswirksam agieren.
Dabei hatte alles harmlos angefangen, denn 1984 schickte sein Vater den kleinen, schmächtigen Sohn zum Judo-training, wo er auf gut bayerisch etwas „Schmalz“ bekommen sollte. Die Sache funktionierte recht gut, kleine Turniererfolge stellten sich ein und der Spaß dabei ging auch nicht verloren.
Bis 1990 – in diesem Jahr wurde die Sektion Karate im selben Sportverein gegründet und Andi unterlag sofort der Faszination dieser, deutlich unterschiedlichen asiatischen Kampfkunst. Nach einjährigem, harten Training, kam das erste Turnier und Klein-Andi startete in seiner Lieblingsdisziplin, den Musikformen. Er wurde prompt Erster. Nun, mit noch mehr Motivation ausgestattet, ging er härter an die Sache ran, vernachlässigte allerdings nie sein Judotraining, wo er es bald zum Schwarzgurt brachte. Tatsache war aber, daß die Vorbereitung auf seine Schwarzgurtprüfung sehr intensiv war und Andi deshalb das Karate-Training zurückstehen mußte. Unter anderem deshalb kam es zu „Unstimmigkeiten“ mit seinem Trainer Christian Hörberg, der damals kein Unbekannter auf deutschen Turnieren war. Zwei Jahre dauerten diese Differenzen, in denen sich Andi ganz dem Judo widmete und dort den Nachwuchs trainierte. Ob es nun Schicksal war oder nicht, darüber läßt sich streiten, aber Andi brach sich die Hand und mußte mit dem Judo aufhören. Aber – das Karate-Training bereitete ihm keine Probleme und so begann er wieder verstärkt mit dem Training. Bald kamen die ersten Turniere und die ersten Niederlagen, was bei dieser längeren Abstinenz auch kein Wunder war. Aber wer ein echter Bayer ist, der läßt sich nicht so schnell unterkriegen und so ging es stetig bergauf.
Natürlich mußte es damals, wie auch leider heute immer noch, gegen den „Bonus“ älterer, eingesessener Formenläufer, wie z.B. Werner Stark und Steve Kainath ankämpfen und ging dabei meistens mit dem 2. Platz nach Hause. Dies bedeutete immer einen Ansporn für die Zukunft.
Ein weiterer persönlicher Wendepunkt war für ihn die WAKO-WM in Stuttgart 1995, wo er zum ersten mal den Amerikaner Mike Chaturantabut sah und sofort (wie wahrscheinlich auch viele andere) von dessen Darbietung fasziniert war. Ab da stellte er seine Formen komplett um, „amerikanisierte“ sie, d.h. er baute spektakuläre Sprungkicks, Saltos und viel Show ein. Er schlug 1996 in der Turnierszene wie eine Bombe ein. Im Sommer desselben Jahres ging er mit seinem Freund und Trainingspartner Rüdiger Miller auf einen Amerikatrip und besuchte vie-le der amerikanischen Superstars. Auch bei den US-OPEN in Florida war er dabei und erreichte als bester Europäer in der Kategorie Musical-Forms Rang 8. Den Höhepunkt des letzten Jahres aber setzte er bei der WKA-WM in Prag, bei der er den hervorragenden und wohlverdienten zweiten Platz errang. Aufgrund dieses und anderer Erfolge wurde er zu Beginn dieses Jahres in das neugegründete „TOPTEN-TEAM“ unter Leitung von Jürgen Schorn aufgenommen.
Der Zukunft sieht er dieser optimistisch entgegen. Großes Ziel bleibt natürlich, die Nr. 1 in Deutschland zu werden und bei WAKO-Europa- und Weltmeisterschaften an den Start zu gehen. Falls es seine finanziellen Verhältnisse zulassen, (Andi arbeitet momentan als Zivildienstleistender in einer Reha-Klinik) stehen natürlich Turnierbesuche und Trainingsaufenthalte in den USA ganz oben auf seiner Wunschliste. Wir werden sehen, vielleicht erfüllen sich alle seine Wünsche, von unserer Seite jedenfalls viel Glück dabei.
Diese Reportage wurde in der Kick Ausgabe 06/97 veröffentlicht und erschien im Juni 1997. Das Interview führte unser Mitarbeiter Rüdiger Miller.