Stefan Riegler

Stefan Riegler

In Deutschland gab es schon immer gute Kickboxer, doch nur wenige verstanden es, sich gut in Szene zu setzen. Der Mannheimer Stefan Riegler ist einer der wenigen Faust- und Fußkämpfer, die es verstehen, ihren Kampfstil mit einem schillernden Auftreten zu krönen. Er ist der umumstrittene Herrscher, er ist der „Kickboxkönig.“

Für seine ersten großen Auftritte wollte sich der junge Mannheimer etwas besonderes einfallen lassen, und so ließ er sich bei einer Gala in Frankfurt von Sportkameraden mit einer Sänfte in den Ring tragen. Er trug eine Krone, ein glitzerndes Gewand und ein Schwert, der Kickboxkönig war geboren. Im Ring kramte er dann ein katzenförmiges Plüschtier hervor und durchstieß es mit grimmiger Miene mit seinen Schwert. Die Geste galt seinem Gegner Refik Göcek, der sich zuvor selbst den Beinamen „Jaguar“ gegeben hatte, um dem Publikum zu imponieren. Riegler stahl ihm dabei nicht nur seine Show, sondern besiegte den Türken vorzeitig. Selbst Ferdinand Mack und der amerikanische Vollkontaktstar John Longstreet hatten den harten Fighter zuvor nur nach Punkten besiegen können. Grund genug für Göcek, auf eine Revanche zu pochen, doch wenige Monate später scheiterte er erneut, Riegler stoppte ihn auch diesmal. Trotz dieses famosen Auftrittes. mit dem sich der Mannheimer einen gewissen Bekanntheitsgrad erschuf, ging sein Stern nicht über Nacht auf. Riegler hatte sich in den Jahren davor vor allem im Lager der WAKO einen Namen gemacht, wo er für die Sportschule um Joachim Mainka u.a. deutsche und internationale deutsche Meistertitel im Voll- und Leichtkontakt erkämpfte. In der Zwischenzeit hat der 28-jährige Fighter insgesamt 53 mal im Vollkontaktring gestanden. 45 Siegen mit 19 K.o.’s stehen nur acht Niederlagen gegenüber.

Stefan Riegler
Riegler vor seinem Kickboxkampf gegen Refik Goecek. Er ließ sich wie ein König in den Ring tragen.

Erster Profititel: Seinen ersten Profititel errang er 1992 in der Pfalz durch einen Sieg über den Karlsruher Perez White. Er gewann dadurch erstmals die Deutscher Meisterschaft der WKA. Durch eine Mittelhandverletzung geplagt mußte er einige Zeit mit dem Training aufhören. und kämpfte bei seiner ersten Titelverteidigung in Berlin praktisch mit angezogener Handbremse. Er verlor gegen den Lokalmatador Mohamed Majid aus der bekannten Sportschule Top 3 nach Punkten. Seinen Titelkampf um die Deutsche Meisterschaft der WAKO-Pro im Sommer 1993 gegen den Kölner Frank Schmidt, der kurze Zeit später die WM in Budapest gewann, mußte er aufgrund der neu aufgebrochenen Handverletzung absagen.

Leichtkontakt Kickboxen WAKO
Stefan Riegler (rechts) gegen Robert Ulrich bei den Deutschen Meisterschaften der WAKO im Leichtkontakt Durchkämpfen 1987 in Mannheim.

Kickboxteam Marvelous: Zwischenzeitlich kümmerte er sich zusammen mit seinem Partner Niehat Turan um seine Sportschule „Kickboxteam Marvelous“ im Mannheimer Stadtteil Sandhofen, die er vor rund zwei Jahren von seinem Trainer Joachim Mainka, einem mehrfachen Deutschen Meister (WAKO), übernommen hatte. „Die Schule wächst und gedeiht, demnächst bauen wir aus und verdoppeln dadurch unsere Trainingsfläche,“ wirbt er für seine Schule, die durch den großen An-drang praktisch aus allen Nähten platzt.

Abgebrannte Krone: Die Krone des Kickbox-Königs trägt Riegler nicht mehr. „Die ist abgebrannt,“ kommentiert er das Fehlen des Wahrzeichens seiner früheren Auftritte. In jüngster Zeit begnügt er sich in Anlehnung an den Namen seiner Sportschule mit dem Beinamen „Marvelous“, was soviel bedeutet wie wunderbar. Wunderbar und gleichzeitig schillernd ist vor allem sein Auftreten vor dem Kampf. Obwohl er ansonsten eher zurückhaltend ist, versteht er es vor dem Fight, mit dem Publikum zu spielen und die Dramatik vor dem ersten Gongschlag aufzubauen. Die Musik für seinen Einlauf sucht er selbstverständlich selbst aus, ebenfalls obligatorisch ist das Tragen eines glitzernden Outfits und eines provokanten Haarschnitts.

 

Kopfkick gegen Ronny Hinterseer. Mannheim 1994.

 

Riegler erdolcht einen Stoffjaguar vor seinem Kampf gegen Refik Goecek

Stefan Riegler
Als Profi Kickboxer konnte er sein Showtalent am besten entfalten. Er liess sich von seinen Anhaengern auf einer Sänfte in den Ring tragen und durchstach Stofftiere mit  Schwertern um seine Gegner zu beeindrucken und zum Fuerchten zu bringen. In seinem groessten Fight besiegte er in Frankfurt den Tuerken Refik Goecek. Bei der WAKO fightete er u.a. gegen Mario Dimitroff und im Lager der PKO erkämpfte er sich einen deutlichen Sieg über den Österreicher Ronny Hinterseer.

 


 

Macho Kopfschutz
Dieser Beitrag erschien in der Ausgabe 04/95.

Seit 2016 betätgtigt sich Riegler als Gastronom. Er betreibt die Geststaette Zug in Züglingen.