Jubel in Wien: Österreich hat wieder einen Weltmeister im Profi-Kickboxen – Gajic siegt durch K.o. Die erste Kickboxgala im neuen Jahr in der österreichischen Bundeshauptstadt war ein größeres Projekt. Neben zwei Titelkämpfen um den österreichischen Titel der WKA im Fullcontact, gab es eine Begegnung, die die Zuschauer besonders in ihren Bann zog. Zeljko Gaijic wollte versuchen, den Weltmeistertitel im Kickboxen der WKA nach Wien zu holen.
Um dies zu erleichtern hatte man ihm den Dänen Brian Talerek gegenübergestellt, nachdem der amtierende Titelhalter, Eugen Valerio, (England) aufgrund einer Verletzung nicht kämpfen konnte, und sein Titel vakant wurde. Daneben gab es ein reichhaltiges Rahmenprogramm und die besonders hübschen Rundengirls Yvette und Victoria.
Czech Power
Wie auf vielen Wiener Galen waren auch diesmal wieder tschechische Kämpfer mit dabei. Rostislav Bednarik konnte sich gegen seinen österreichischen Kontrahenten Milan Glisic klar durchsetzen. Nachdem Glisic in den beiden ersten Runden einmal zu Boden mußte, versuchte er mit aller Kraft die Begegnung noch für sich zu entscheiden. Es half alles nichts. Der Punktvorsprung des Tschechen war zu groß, so daß ihm der Sieg zugesprochen wurde.
Czech Power 2
Mohammed Fahr stieg als nächster gegen den Tschechen Roman Kalocai in den Ring. Fahr, für seinen harten Kampfstil bekannt, konnte schon zu Beginn mit guten Lowkicktreffern den Tschechen das Leben und besonders das Stehen im Ring erschweren. Doch mit seinen Fäusten wußte Kalocai zu treffen. So hatte sich in Runde zwei ein Cut auf Fahrs Stirn geöffnet. Der Ringarzt empfahl, den Kampf abzubrechen. Kalocai konnte es nur recht sein, denn er konnte vor Schmerz kaum mehr auf den Beinen stehen. Auch Fahr war sich dessen bewußt, und wohlwissend, daß nur ein weiterer Lowkicktreffer ihm den Sieg bringen würde, nahm er trotz des ärztlichen Protests den Kampf wieder auf. Der Tscheche konnte sich aber über die Runde retten. Es war klar, daß die nächste Runde die Entscheidung bringen mußte. Entweder traf Fahrs Lowkick oder Kalocais Fäuste. Auf keinen Fall würde dieser Kampf über die volle Distanz gehen. Und so war es auch. Fortuna war den Tschechen hold und lies ihm mit seinen Fäusten den Cut auf Fahrs Stirn weiter öffnen, was den Ringarzt dazu brachte, den Kampf abzubrechen.
Pittbulls im Ring
Markus „Mad Dog“ Martinz stand als nächster Miroslav Pilica gegenüber. In diesem Kampf nach Fullcontactregeln war keiner der Kämpfer gewillt auch nur einen Schritt nach hinten zu gehen. Beide Kämpfer konnten nicht als Kicker zu bezeichnet werden, und so waren die fünf Runden von zahlreichen Infightaktionen geprägt. Letztlich konnte Piplica aber die klaren Treffer erzielen, und so wurde ihm der Sieg zugesprochen.
Promoter fightete um Titel
Veranstalter Ronny Hitz hatte diesmal eine Doppelrolle als Promoter und Kämpfer. Aber es sollte nicht irgendein Kampf sein, sondern um den österreichischen Titel im Fullcontact (WKA) gehen. Als Gegner war ursprünglich Bozo Starcevic geplant. Der sagte nur wenige Tage vor der Veranstaltung ab, so daß ein Ersatzgegner gefunden werden mußte. Jaroslav Gryc vom Octagon Pro Gym stieg als Ersatz in den Ring. Nach Abtasten in den ersten Runden ging es ab Runde drei richtig los. Während Hitz versuchte mit seinen Drehkicks den entscheidenden Treffer herbeizuführen, konnte Gryc mit seinen Fäusten und Roundkicks zum Kopf punkten. Die Doppelbelastung Veranstalter/Kämpfer war für Hitz nicht das Beste, denn in Runde vier erwischte ihn einer dieser Roundkicks zum Kopf. Der Ringarzt lies den Kampf abbrechen. Somit ging der Sieg und der Titel an Jaroslav Gryc vom Octagon Pro Gym.
Powerfight um nächsten Titel
Der nächste Kampf sollte zum Besten des Abends werden. Wieder ging es um einen österreichischen Titel im Fullcontact der WKA. Diesmal zwischen Thomas „Tattoo“ Hengstberger und Josef Brayer. Für Hengstberger bedeudete dieser Kampf eine Rück-kehr zu seinen Wurzeln, kämpfte er doch in letzter Zeit hauptsächlich mit Lowkicks. In dieser Disziplin konnte er den Intercontinental Titel der WKA erkämpfen. Für Brayer, IASKA Vize-Weltmeister im Fullcontact 1995, sollte dies der letzte Kickboxkampf werden. Danach möchte er eine Karriere als Profiboxer einschlagen. Auf jeden Fall war es ein prestigeträchtiges Match zwischen den beiden Besten, die Österreich im Fullcontact-Kickboxen zu bieten hat. Die beiden Akteure waren sich voll der Tragweite dieser Begegnung bewußt, und so ging es gleich gut zur Sache. Hengstberger konnte gleich von Anfang an mit seinen Jabs und seinen Frontkicks gute Akzente setzen und so den Rhytmus Brayers stören, der trotz seines beweglichen Stils versuchte mitzuboxen. In den ersten Runden konnte Hengstberger sich klar durchsetzen, obwohl Brayer mit seinen Beinen gefährlich war. Ein Drehschlag Brayers schlug in Runde drei voll an Hengstbergers Kopf ein, und lies dessen Angriffe kurz ins Stocken geraten. Doch er fing sich schnell wieder, und setzte seine Angriffe erfolgreich fort. In der fünften Runde drehte Brayer auf. Er konnte Thommy „Tattoo“ mit Haken gefährlich in Bedrängnis bringen.Die war nur ein kurzes Aufflackern, denn gleich darauf konnte Hengstberger wieder mit Jabs und Frontkicks die Initiative übernehmen. Der Gong zur siebten Runde läutete, und beide Kämpfer stürmten aus ihren Ecken um sich mit allem, was sie noch hatten zu bekriegen, schöne Kombinationen und harte Schläge galt es einzustecken. Dann der Schlußgong. In der Halle wurde es still, während das Schiedsgericht die Punktzettel auszählte. Das Ergebnis war knapp, aber mit 2:1 Stimmen wurde der Sieg an Thommy „Tattoo“ Hengstberger gegeben, der seinem WKA Intercontinental Titel nun auch noch den Österreichischer Meistertitel der WKA hinzufügen darf. Ein Umstand, der sicher auch auf seinen neuen Trainer zurückzuführen ist. Nach zehn Jahren Australien, wo er bei Dana Goodson, dem Trainer von Stan Longinidis, die hohe Kunst des Kickboxens erlernt hatte, war Hubert „The Dutchman“ Hofer wieder in die steirische Heimat zurückgekehrt, um so dem österreichischen Kickboxen Auftrieb zu verschaffen. Von diesem Duo wird man in Zukunft sicher noch hören.
WM Titel für Еsterreich
Für Zeljko Gaijic ging es um den Weltmeistertitel der WKA. Sein Gegner sollte der Brite Eugene Valerio, der amtierende Titelhalter, sein sollen. Aufgrund einer Verletzung konnte der Champ nicht kämpfen, womit sein Titel vakant wurde. Dies wurde von den Veranstaltern ausgenutzt, um den Dänen Brian Talerek, die Nummer neun der Weltrangliste, für den Titelkampf einzufliegen. Talerek war sechsfacher dänischer Meister im Kickboxen , nicht schlecht. Nach Abspielen der Nationalhymnen konnte es zur Sache gehen. Die ersten Runden lies Gaijic sehr verhalten angehen. Talerek machte die ganze Arbeit, Lowkicks und Kicks zum Kopf, während der Österreicher sich auf Blocken und zu Warten beschränkte. Bald hatte die österreichische Seite herausgefunden, daß Talerek zwar ein passabler Kicker war, aber von Boxen nicht viel verstand, was Gaijic als hartem Puncher nur recht sein konnte. Ab Runde fünf drehte er auf. Eine rechte Gerade fand ihren Weg durch Talereks Deckung, er ging zu Boden wurde angezählt, konnte sich aber über die Runde retten. In Runde sechs sah Gaijic, daß seine Taktik aufging. Immer mehr bedrängte er den Dänen mit seinen Fäusten, der den Rückwärtsgang einlegen mußte und in der Ecke festgenagelt wurde. Dort nutzte Gaijic seine Chance, eine links-rechts Kombination schlug voll bei Talerek ein, und schickte ihn ins Traumland. Somit stand Zeljko Gaijic als neuer Weltmeister fest. Nachdem ihm von seiner Frau und seinen Betreuern gratuliert wurde, brach in der Halle die große Euphorie aus. Viele der Zuschauer drängten zum Ring um dem neuen Weltmeister zu gratulieren. Auch auf dem Gesicht von Veranstalter/Kämpfer/WKA Repräsentant Hitz war trotz seiner Niederlage ein Lächeln zu sehen. Ein Weltmeistertitel ist doch etwas besonderes, vor allem in Österreich.
Dieser Bericht ueber eine WKA Gala in Wien erschien in der KICK Ausgabe Juli/August 1997. Verfasser und Fotograf: Horst Kalcher.