Wieder war es Zeit für ein Gala in der Tschechischen Republik, diesmal jedoch nicht wie gewohnt in der Hauptstadt Prag sondern in Brünn. Wieder einmal boten Igor Jushko und seine OKKO Promotion dem anwesenden Publikum im ausverkauften Bobys Centrum Kickboxen vom Feinsten.
Israelisches Thaiboxen
Den Anfang bestritt der WAKO-PRO Europameister aus Kroatien, Marko Zaja. Sein Gegner war der Israeli Oren Ratson. Von Israel hört man in den Weltnachrichten genügend, nur auf der Kickboxlandkarte stellt es bislang einen der wenigen großen weißen Flecke dar. So war man gespannt, was es mit dem israelischen Thaiboxen auf sich hatte. Die Überraschung war groß. Gute, saubere Techniken und ausgeklügelte Kombinationen überraschten nicht nur das Publikum, sondern vor allem Marko Zaja. Er versuchte mit seinen harten Fäusten und seinem Lowkick den Kampf zu bestimmen, was Ratson aber nicht zuließ. Immer wieder drängte er dem Kroaten den Clinch auf, wo er die besseren Treffer landen konnte. Wann immer Zaja versuchen wollte mit seiner rechten Geraden vernichtend durchzukommen, war der Israeli schon in den Clinch übergegangen, wo er Zaja bei weitem überlegen war. Nach Ablauf der fünf Runden hatte dies auch den Ausschlag gegeben: Oren Ratson wurde zum einstimmigen Punktesieger erklärt.
Routinier zerstoert
Der Engländer Eugene Valerio ist im Ringgeschäft schon ein alter Fuchs. Diesmal sollte er es mit einem brandgefährlichen Gegner zu tun bekommen: dem Niederländer Wahid Wennekes, amtierender Europameister der ISKA im Thaiboxen. Wennekes tat von Anfang an, wie ihm aus seiner Ecke von Andre Mannaart und Lex Kristel gerufen wurde, und trat Lowkick, was das Zeug hielt. Darüber hinaus konnte er mit den Fäusten schöne Treffer landen. Valerio konzentrierte sich auf seine knallharten Halbkreiskicks zum Körper, die immer wieder den Weg durch Wennekes Deckung fanden. Schon in der zweiten Runde mußte der Engländer nach einem Kick zum Kopf angezählt werden. Der Holländer nutzte seine Chance und setzte mit Fäusten und harten Lowkicks nach, die immer öfter in Valerios Beine einschlugen. Ab Runde drei hatte Valerio schon sichtlich Probleme mit der Luft. Er mußte harte Treffer einstecken. Dasselbe in Runde vier. Immer mehr konnte der Niederländer den Kampfverlauf bestimmen, während Valerio nur zaghafte Gegenwehr leistete. In Runde fünf war alles vorbei. Nachdem der Engländer wieder eine Rechte eingefangen hatte, kam aus seiner Ecke das Handtuch geflogen. Sieger durch Aufgabe: Wahid Wennekes vom Shima Gym.
Russischer Kämpfer zerstört
Juri Bulat kämpfte als nächster gegen den Belgier Jenzi Vorgas, EM der WAKO PRO. Gleich von Beginn an setzte der Belgier mit seinen Händen gute Akzente und konnte schöne Treffer landen. Diesmal war es die russische Seite, die versuchte, mit Lowkicks und Clinchen den Kampf zu machen. Aber irgendwie wollte es Bulat nicht so recht gelingen. Immer wieder kam Vorgas mit seinen Fäusten durch. In Runde drei hatte er endgültigen Erfolg damit. Die Nase des Russen war gebrochen, und der lies sich nach einem harten Treffer auszählen.
Lokalmatador siegte wieder
Lubos Suda ist der tschechische Nationalheld und ISKA Europameister im Fullcontact. in der gegenüberliegenden Ecke stieg diesmal der Pole Tomaz Jacuzek als Gegner in den Ring. Von Anfang an machte Suda klar, daß für ihn vor heimischen Publikum nur ein Sieg in Frage kommt. Doch der Pole hatte noch ein Wörtchen mitzureden, vor allem im boxerischen Bereich. So konnte er Suda zu Anfang den Infight aufdrängen, und dem Tschechen keine Chance geben, seine gefährlichen Kicks auszupacken, für die er bekannt ist. Bis zur Runde fünf konnte man nur wenige Kick bewundern. Dann konnte Suda immer mehr seinen Stil entfalten. Er begann mit guten Roundkicks zum Kopf, was sich positiv auf den Punktzetteln niederschlug. Immer mehr kam Suda auf, und konnte das Kampfgeschehen ganz in seine Hand nehmen. Bei einem kurzen Aufflackern Jacuzeks in der sechsten Runde zog sich der Tscheche zwar eine Cut-Verletzung über dem rechten Auge zu, was ihn aber nicht davon abhielt, weiter seine Roundkicks auf den Polen abzufeuern. Der Pole bekam langsam Probleme mit der Luft. Nach den sieben Runden war die Entscheidung klar: der Punktesieg ging an Lokalmatador Lubos Suda.
Auch Israel II erfolgreich
Danach war es wieder an der Zeit, daß die Israelis zeigten, was sie konnten. Francis Itay stand dem Russen Sergej Karpin gegenüber. Der Israeli konnte wie sein Landsmann zuvor mit guten technischen Kombinationen Punkt um Punkt für sich sammeln, so daß er am Ende als Sieger den Ring verließ.
Weltmeister erfolgreich
Jurij Krivorucko, WKA Weltmeister im Kickboxen, war der Gegner des Kroaten Kutlesa. Dieser konnte zu Anfang mit harten Lowkicks und seinen Fäusten Druck machen, während Krivorucko sich Anfangs noch zurückhielt. Erst ab Runde vier des auf sieben Runden angesetzten Kampfes erwachten in ihm die Lebensgeister. War es bis dahin der Kroate gewesen, der ausgeteilt hatte, war nun Krivorucko an der Reihe. Mit starken Boxtechniken setzte er Kutlesa unter Druck, und konnte auch mit seinen Lowkicks punkten. Immer wieder konnte er den Kroaten in die Ecke treiben, wo es für Kutlesa brandgefährlich wurde. Nur mit Mühe konnte sich Kutlesa aus den brenzligen Situationen befreien und versuchen, seinerseits mit Lowkicks den Kampf herum zu reißen. Allerdings nur um weitere Faustschläge Krivoruckos zu kassieren, der nun der Führende im Kampf war. So sahen es auch die Punkterichter und sprachen ihm den Sieg zu.
Neuer WM Titel für Andrejasevic
Der Kroate Sinisa Andrejasevic derzeit Weltmeister im Fullcontact und Thaiboxen wollte seiner eindrucksvollen Sammlung einen weiteren Titel hinzufügen. Gegen den Franzosen David Cloart ging es in zwölf Runden um den WKA Fullcontact WM Titel bis 83 Kilo. Wer Andrejasevic kennt, wußte, daß sicher nicht über die volle Distanz gekämpft werden würde. Wie immer lies es der Kroate in der ersten Runde verhalten angehen und lies den Franzosen mit seinen Sidekicks und Roundkicks arbeiten. In Runde zwei war es aber schon soweit. Nach einem wilden Rush von Andrejasevic fand sich der Franzose in den Seilen und kurz darauf am Ringboden wieder. Doch so schnell gab Cloart nicht auf. Wieder stellte er sich dem Kampf und versuchte nun mit Sidekicks ein paar Punkte zu sammeln. In Runde drei wiederholte sich die Szene erneut. Wieder setzte Andrejasevic den Franzosen unter Druck, drängte ihn in die Seile. Diesmal traf seine Rechte besser – Cloart blieb besinnungslos am Boden liegen. Während der Ringarzt sich um den Franzosen kümmerte, lies sich Andrejasevic von seiner Ecke feiern. Sein Ziel hatte er erreicht: Der Sieg und der Titel war sein, und auch das Publikum hatte gesehen, was es wollte. Aber nicht nur auf Andrejasevics Gesicht zeigte sich ein Lächeln. Auch Veranstalter Igor Jushko konnte die Freude über eine gelungene Gala nicht verbergen.
Dieser Bericht ueber eine WKA Gala in Brno erschien in der KICK Ausgabe Juli/August 1997. Verfasser und Fotograf: Horst Kalcher.