Die „Revenge“-Veranstaltungen sind ein fester Bestandteil der K-1-Zyklen wie die bekannten Grand Prix Turniere. Wie der Name schon sagt, liegt das Wichtige der „Revenge“ auf solchen Kämpfen, die zuvor verloren wurden und bei denen der Hauptkämpfer auf Revanche sinnt. Im September standen sich bei diesen Rückkäpfen die besten schwergewichtigen Thai-Kickboxer gegenüber, außerdem hochkarätige Rahmenkämpfe. Horst Kalcher berichtet.
13 000 in Osaka
Nachdem im Osten Japans erstmals in größere Hallen umgesiedelt wurde, um den anstürmenden Massen Herr zu werden, wurde diese Überlegung auch in Osaka in die Tat umgesetzt. So zog man von der Präfekturalen Sporthalle Osaka in die Osakajo Halle, was zur Folge hatte, daß anstatt der normal „nur“ 9.500 Zuschauer nun 13.000 Menschen das Kampfsportspektakel besuchen konnten. Wie üblich waren Fernsehen und Prominenz vorhanden um sich nicht entgehen zu lassen, wie Peter Aerts diesmal mit Mike Bernardo verfahren würde, nachdem er von dem Südafrikaner im Mai beim K-1 Grand Prix seine erste KO-Niederlage hinnehmen mußte. Als weiterer Höhepunkt stand die Begegnung Andy Hug gegen den Australier Stan „The Man“ Longinidis auf dem Programm. Diese hätte schon im Mai stattfinden sollte, wobei der Australier verletzungsbedingt nicht starten konnte. Weitere Revanchesuchende waren Sam Greco aus Australien und Taiei Kin aus Japan. Daneben waren noch Ernesto Hoost, Ivan Hippolyte und Jerome Le Banner angesagt. Ein volles Programm.
Mr. Unbekannt schlägt Hyppolite
Die größte Überraschung gleich zu Anfang: der dunkle Amsterdamer Ivan Hippolyte aus der Sportschule Johann Vos stand dem absolut Unbekannten Neuseeländer Jason Nobunaga gegenüber. Leichtes Spiel und leichtverdientes Geld für Hippolyte mochte man Anfangs noch denken. Und so schien es auch die ersten drei Runden zu sein. Obwohl Nobunaga mit seinen Fäusten Druck zu machen versuchte, konnte er Hippolyte in keiner Phase gefährlich werden. Der Holländer hatte alles unter Kontrolle. In Runde vier passiert es dann: der Neuseeländer fängt einen Kick Hippolytes und die darauffolgende Gerade schickt den Holländer auf den Boden wo er angezählt wird. “Tja, kann passieren“,“ schien sich der Holländer zu denken und setzte sein Werk fort. Bis er sich in der nächsten Runde nach einer ähnlich Situation am Boden wiederfand. Nun merkte Hippolyte, daß er mehr machen mußte, und gab Vollgas. Doch zu spät, der Schlußgong kam und die Punktrichter hatten das Sagen. Und die gaben den Sieg einstimmig an den Neuseeländer.
Le Banner gewinnt klar
Nachdem Jerome Le Banner heuer beim K-1 Grand Prix schon überraschend in den Vorrunden ausgeschieden war, ging man diesmal, so schie es, besonders behutsam mit ihm um. Sein Gegner war die neue Hoffnung des Seido Kaikans Takeru, der seinen ersten Kampf bestritt. So verwunderte es niemanden, daß der Franzose von Anfang an dominierte und den Japaner durch den Ring trat, wie es ihm gefiel. Hinzu kam, daß Le Banner um gute 25 Kilo schwerer war als Takeru, was das Ganze für ihn noch erleichterte. Es war nur eine Frage der Zeit, bis sich der Japner am Boden wiederfinden sollte. So geschehen in Runde vier nach einem Roundkick zum Körper, der ihm die Luft nahm und er somit auch ausgezählt wurde.
Hoost verhaut den kleinen Bruder von Bernardo
Carl Bernardo war es, dem Ernesto Hoost kurz nach der Geburt seines Sohnes gegenüberstand. Wie auch der große Bruder trainiert Carl Bernardo hauptsächlich Boxen und wollte es auch einmal im Kickboxen versuchen. Und dann gleich gegen Ernesto Hoost. Daß er boxen konnte, bewies er gleich zu Anfang als er Hoost mehr als einmal in Bedrängnis brachte. Doch dieser wußte sich geschickt herauszumanövrieren und seinerseits Bernardo mit Lowkicks zuzusetzen. Diese zeigten ihre Wirkung und der „kleine“ Bernardo mußte schon in der ersten Runde nach einem Lowkick zu Boden. Anfang der zweiten Runde wiederholte sich das Spiel. Ein Lowkick des Holländers lies Bernardo wiederum zu Boden gehen, und es war klar, wer als Sieger aus dem Ring steigen würde. Um ganz sicher zu gehen, knallte Hoost Bernardo noch einen linken Haken an den Kopf, der den Südafrikaner ins Land der Träume schickte.
Deflorin wird nicht Muay Thai Weltmeister
Der Schweizer Marino Deflorin, der „kleine Andy Hug“, wollte dem Thai Sak Monkon den Mittelgewichtstitel der WMTC entreissen. Deflorin hatte in Zürich den WKA Europatitel gewonnen und so konnte man auf einen neuen Vergleich Europa gegen Thailand gespannt sein. Während Monkon mit seinen linken Roundkicks versuchte eine vorzeitige Entscheidung herbei zuführen, versuchte Deflorin, dies mit den Fäusten, womit er auch einige nette Treffer landen konnte. Doch der Thai entdeckte bald, daß er diese Faustattacken mit Clinchen umgehen konnte, und bearbeitete Deflorin mit seinen Knien. Seine Hauptwaffe waren aber immer noch seine vernichtenden linken Roundkicks, die immer wieder einschlugen. Nach Ende der fünf Runden wurden die Punkterichter zu Rate gezogen, die einstimmig Sak Monkon vorne sahen, der somit seinen Titel erfolgreich verteidigen konnte.
Kin schon
Taiei Kin ist mit Sicherheit der Superstar Japans in den mittleren Gewichtsklassen. Vor einigen Monaten wollte er den Weltmeistertitel der WMTC in Bangkok holen, was ihm aber nicht gelang. So versuchte er es einfach noch einmal, und erhielt den Revanchekampf bei der K-1 Revenge. Der Gegner war natürlich wieder der gleiche: der Thai Wanlop Soh Satthapan. War der Thai bei der letzten Begegnung derjenige, der mit guten Kontertreffern das Ringgeschick für sich bestimmen konnte, so war es diesmal genau umgekehrt. Von Anfang an ging der Thai nach vorne. Doch Kin schaffte es immer wieder, ihn mit gut getimten Frontkicks auf Distanz zu halten, und gute Kontertreffer mit den Fäusten zu erzielen. So konnte er Runde für Runde für sich verzeichnen. In der fünften und letzten Runde versuchte Satthapan das Ruder doch noch einmal herum zu reissen. Mit Ellbogenstößen zum Kopf versuchte er, Kin entscheidend zu treffen, was ihm jedoch nicht gelang. Das letzte Wort hatten wieder die Punkterichter. Die sahen Kin einstimmig vorne. Ein achtbarer Sieg, wenn man bedenkt, daß alle Punkterichter Thailänder waren.
Greco und Musashi bestreiten „no contest“
Sam Greco und der neue japanische Shootingstar Musashi haben sich schon oft im Ring gegenüber gestanden. Das letzte Mal beim K-1 Grand Prix im Mai. Dabei brach sich Greco einen Zeh am rechten Fuß und mußte aufgeben. Das wollte der Australier nicht auf sich sitzen lassen, und so stand man sich bei der „Revenge“ wieder gegenüber. Diesmal lies Greco keinen Zweifel aufkommen, daß er der bessere Mann sei. Von Begin an prügelte er den Japaner nach Strich und Faden durch den Ring. Der versuchte zwar mit seinem linken Highkick Treffer zu landen, Greco gab ihm aber wenig Möglichkeiten dazu. In Runde drei geschah es dann. Zwei Haken Grecos schlugen bei Musashi voll ein. Dieser ging zu Boden und rutschte unter den Ringseilen aus dem Ring. Er fiel so unglücklich aus dem Ring, daß er nicht mehr in der Lage war, den Kampf fortzusetzen. Laut K-1 Rgeln wird jeder Kampf, der bis in der dritten Runde durch einen Unfall beendet wird, als „no contest“ gewertet. So auch diesmal. So begab sich Greco wieder aus dem Ring, wissend doch gewonnen zu haben, und Musashi auf den Weg ins Krankenhaus.
Aerts schlägt tief
Peter Aerts gegen Mike Bernardo war sicher der Kampf, auf den ein Großteil der Fans gewartet hatten. Überraschend hatte der Südafrikaner Aerts im K-1 Grand Prix aus geknockt. Verständlich, daß Aerts nun auf Revanche sinnte, und diesmal Bernardo ins Reich der Träume zu befördern dachte. Was er in gewisser Weise ja auch schaffte, aber eben zu tief. Aerts hatte aus seiner vorangegangenen Niederlage gegen den starken Südafrikaner gelernt, und da man als Achillesferse Bernardos seine Beine kannte, konzentrierte sich der Amsterdamer diesmal auf seine Lowkicks. Nicht ohne von Bernardo vorher einige seiner harten linken Haken mitzubekommen. Nach einem Lowkick zur Innenseite des Südafrikaners brach dieser zusammen und hielt sich die Hände vors Höschen, was man gewöhnlich bei einem Tiefschlag macht. Der Ringarzt wurde herbeigerufen. Der lies den Kampf abbrechen. Bernardo wurde auf eine Bahre gelegt und ins nächste Krankenhaus transportiert. Er wurde zwar zum Disqualifikationssieger erklärt, aber jeder der schon einmal einen Lowkick in die südlicheren Regionen abbekommen hat, und dies auch noch von Peter Aerts, wird verstehen, daß ihm dies nur ein schwacher Trost gewesen sein wird. Auf ein baldiges Aufeinandertreffen der beiden darf man sich bei der nächsten Veranstaltung von Promoter Ishii freuen.
Hug schlägt „The Man“ K.O.
Schon zweimal geplant, immer wieder verschoben, war es diesmal endlich soweit: Andy Hug stand dem Australier Stan „The Man“ Longinidis gegenüber. Eigentlich hätten beide schon beim K-1 Grand Prix aufeinander treffen sollen, aber der Australier konnte nicht antreten, da er an einer alten Knieverletzung laborierte, die er sich kurz zuvor bei einem Kampf in Thailand „aufgefrischt“ hatte. Und genau um diesen WMTC Titel, den Longinidis damals in Thailand gewonnen hatte, sollte es nun gehen. Die erste Runde verlief eher ruhig. Der Australier versuchte seine weiten rechten Schwinger ins Ziel zu bringen, Hug hielt ihm rechte Lowkicks und kurze linke Haken entgegen. Runde zwei verlief rasanter: Longinidis startete ein Schwinger-Bombardement, das Hug in die Ecke drängte. Der Schweizer hatte aus den Kämpfen gegen Bernardo seine Lektion mittlerweilen gelernt, und ging in den Clinch über. Da die Ringseile offensichtlich nicht für Schwergewichte gespannt waren, gaben sie nach und beide Kämpfer drohten aus dem Ring zu fallen. Der Kampf wurde wieder aufgenommen. Hug schlug eine Haken-Serie, der er einen linken Roundkick zum Kopf folgen lies, der Longinidis das erste Mal zu Boden sandte. Der Australier kam sichtlich angeschlagen wieder hoch, was Hug knallhart auszunutzen wußte. Zwei linke Geraden fanden ihr Ziel durch die Deckung des „Mannes“ und dieser ging endgültig KO. Triumphaler Sieg nach dem Gewin des K-1 Grand Prix nun auch der Weltmeistertitel der WMTC für den Schweizer, der beim nächsten Mal wahrscheinlich Satake Masaaki im Ring gegenüber stehen wird.
Diesmal ganz thailändisch
Veranstalter Ishii scheint zu wissen, wie man es macht. Nicht nur die größten Hallen Japans werden von ihm scheinbar problemlos gefüllt, auch die verschiedensten Verbände finden sich bei ihm ein. Neben vormals WKA und ISKA stand die Veranstaltung diesmal ganz im Zeichen der WMTC. Mal sehen welcher Verband als nächster die Ehre haben wird.