Selbstverteidigungssysteme mit handgerechten, kleinen Waffen werden immer populärer. Anthony Davis beherrscht die Technik des Serrada, einer Nahkampfversion des einst nur im Geheimunterricht geIehrten philipinnischen Stockkampfes, Escrima. Auf den folgenden Seiten erfahren sie mehr über Davis, seinen Kampfstil und die religiösen Ziele seiner Organisation „MAI“.
Der farbige Amerikaner Anthony Davis ist einer der wenigen westlichen Meister fernöstlicher Kampfkünste, der Brüderlichkeit und Freundschaft innerhalb der Kampfsportgemeinde über den Aspekt des Kriegerischen stellt. Die Martial Arts sollen nach seiner Meinung ihren Betreibern helfen, ihr Leben zu bereichern und zu verbessern. Er hat es sich zum Ziel gesetzt, die wahre Botschaft seiner Kampfkunst, dem Serrada-Arnis, durch seine Organisation „Martial Arts International“ in alle Welt zu tragen.
Viele unterschiedliche Systeme
Der heute 38-jährige Davis, Sohn eines Berufssoldaten, begann als Teenager mit 15 Jahren den ersten Kontakt zum Kampfsporttraining zu knüpfen. Animiert durch die Fernsehserie „I Spy“ mit Bill Cosby und den Auftritten von Bruce Lee bei einem Turnier, begann er zunächst mit dem Kajukenbo*. Bevor er zu Amis, Kali und Serrada kam, trainierte er in unterschiedlichen Stilen. Er lernte drei Jahre Wing Chun, übte zwei Jahre Thaiboxen sowie die indonesische Kunst des Pencak Silat
Fullcontact Fights
Ausserdem nahm er zu Beginn der Vollkontakt-Ara Mitte der siebziger Jahre an Wettkämpfen im Kickboxen teil, bestritt insgesamt acht Kämpfe mit sechs Siegen. Zwischendurch absolvierte er für kurze Zeit klassisches Boxtraining.
Erster Kontakt durch Dan Inosanto
Dadurch, daß er ständig mit seinem Vater, der als Berufssoldat alle zwei bis drei Jahre an einen anderen Ort versetzt wurde, durch die ganze Welt reiste – u.a. waren die Philipinnen und Augsburg Stationen seiner Jugend hatte er ausreichend Gelegenheit neue Stile und Meister kennenzulernen. Die Faszination für den philipinischen Stockkampf begann 1980, als Davis in Cleveland ein Seminar von Bruce-Lee-Freund Dan Inosanto besuchte. Zuvor hatte er bereits Waffentechniken aus unterschiedlichen Kung Fu Stilen erlernt.
Richtige Selbstverteidigung
Im Gegensatz zum weichen, chinesischen Waffenumgang, der ihm mehr die Schönheit an den fließenden Bewegungen vermittelte, erkannte er beim philipinischen Stockkampf sofort daß es sich dabei um ein richtiges Selbstverteidigungssystem handelt Nicht umsonst wurde das Escrima, so der Überbegriff für Amis, lange Zeit streng geheim gehalten. Selbst als die ersten Philipinos es Anfang dieses Jahrhunderts über Hawaii und Alaska in die USA brachten, lehrten sie es zunächst nur unter ihren eigenen Landsleuten. Der spätere Lehrmeister Davis‘, Angel Caballes, war es dann auch, der 1964 amerikanische Amis Geschichte schrieb, und in Stockton, Kalifornien, die erste kommerzielle Sportschule für dieses System eröffnete, an der jedermann seine Kunst erlernen konnte.
Großmeister Caballes
Den ersten Kontakt mit Caballes erhielt Davis eher zufällig. Davis hatte Dan Inosanto für ein Seminar in seiner kalifornischen Sportschule verpflichtet doch der mußte wegen Krankheit absagen. Inosanto hatte ke-nen Ersatz und so bat er Davis, sich mit Caballes in Verbindung zu setzen, um über ihn einen Ersatzmann zu bekommen. Davis war zunächst völlig erschüttert einen Ersatz für den bekannten Dan Inosanto gab es wohl kaum. So kam es, daß Caballes sich selbst der er viele bekannte Meister des Systems unterrichtete, als „Ersatz“ anbot Etwas besse-res konnte Davis nicht passieren.
Erkenntnisse aus der Gefangenschaft
Davis, der nur knapp 60 Km von Caballes entfernt lebte, nutzte die Möglichkeit beim bekannten Meister in die Lehre zu gehen und Privatunterricht zu nehmen. Zusammen begannen sie eine neue Modifikation des Amis zu entwickeln, das „Serrada-Escrima“. Serrada stammt aus dem Spanischen und bedeutet soviel wie „nah“. Caballes wurde 1961 wie viele seiner philipinischen Landsmänner auf einem Frachtschiff nach Alaska verschleppt bevor er endgültig in die USA einwandern konnte. Bei seinem Zwangsaufenthalt im nördlichsten der amerikanischen Bundesstaaten sah er sich mehrfach Notsituationen ausgesetzt, in denen er seine Kampfkünste anwenden mußte. Da er seine Waffen streng versteckt halten mußte, blieb ihm nichts anderes übrig als lediglich einen kurzen Stock und ein Messer mit mittellanger Klinge mit sich zu führen, um es im Notfall einzusetzen. Ausserdem mußte er für den Nahkampf etliche Male seine Ringerfähigkeiten unter Beweis stellen.
Der Anfang einer Organisation
Davis versucht heute das System seines mittlerweile verstorbenen Lehrmeisters in rseinen Sportschulen und durch seine Organisation in viele neue Länder auf der ganzen Welt zu tragen.
Neue Länder Inzwischen hat er in Kanada, Venezuela und Australien erste Erfolge gefeiert Seit 1990 ist er auch in Deutschland präsent, gibt regelmäßig Seminare für Jacky Principal in Berlin. Bei seinem jüngsten Aufenthalt in der Hauptstadt im Mai knüpfte er erste Kontakte mit türkischen Anhängern seines Systems, so daß er noch in diesem Jahr die euro-asiatische Gegend um den Bosporus besuchen wird, um dort erstmals Seminare abzuhalten.
Religiöse Ziele Seine Organisation
„Martial Ans International“ wird von fünf Haupt-Vertretern angeführt einer davon ist der Deutsche Jacky Principal (Kontaktadresse im Terminplan unter „JPM“). Principal will im Frühjahr erneut Lehrgänge mit dem Amerikaner anbieten. Berlin und andere Städte sollen die Austragungsort sein. Neben dem normalen Sportbetrieb bietet er seinen Mitgliedern zumindest in den USA noch einiges mehr. Da es sich bei seinem Verband um eine Art religiöse Gemeinde handelt. werden die Mitgliedsgebühren der Sportschulen u.a. für Selbsthilfegruppen aufgewandt So gibt es z.B. ein Programm für Alkohol-und Drogenabhängige, usw, ausserdem andere wirtschaftliche Unterstützungsmöglichkeiten. Darüber hinaus arbeitet Davis daran, aus ehemaligen Polizisten und Soldaten eine ehrenamtliche Schutztruppe zusammenzustellen, die ähnlich wie die bekannten New Yorker „Guardian Angels“ zur Sicherheit der Bürger auf den Straßen und in den öffentlichen Verkehrsmitteln patrouliert Bald ein Filmstar? Davis‘ Verehrung für seinen Meister Angel Caballes eröffnet ihm die Orientierung zum Film: Er möchte gerne das Lebenswerk von Caballes verfilmen und in diesem Film selbst die Hauptrolle spielen.
Filmbudget garantiert
Nach eigenen Angaben sol-len hierfür schon erfolgreiche Verhandlungen geführt worden sein, so daß bereits im kommenden Jahr die drei-monatigen Dreharbeiten beginnen sollen. Insgesamt soll das biografische Leinwandepos mehrere Millionen US-Dollar verschlingen. Die nötigen Gelder sollen nach seinen Angaben bereits durch die renommierte Film-und Fernseh-Produktionsfirma „Warner Brothers“ und andere Investoren garantiert sein. Wer weiß, vielleicht werden wir den ‚hohen Priester“ schon bald in einer Hauptrolle auf der Leinwand. zu sehen bekommen, auch wenn man sich vielleicht nur sehr schwer vorstellen kann, wie ein Farbiger einen Filipino mimen soll.
* Kajukenbo ist eine waffenlose Selbstverteidigungstechnik. Es wurde 1947 auf Hawaii, USA, von Walter Choo (Karate), Joseph Holke (Judo), Frank Ordonez (Ju Jutsu), Adriano Emperado (Kenpo) und Clearance Chang (Chinesisches Boxen) entwickelt. Der Name stellt eine Zusammensetzung. der von den Gründern eingebrachten Stile. dar.