Der 17-jährige Kingston Ng (wird „Ingh“ ausgesprochen) versteht es wie kein Zweiter Techniken aus dem Taekwondo als spektakuläre Bestandteile in seine Formen zu fetziger Musik einzubauen. Er zählt als der hoffnungsvollste Junioren-Champ des amerikanischen Turnierzirkus. Schon heute begeistert der aufstrebende Teenager sein Publikum wie die erwachsenen Vorbilder.
Viele, die ihn zum ersten Mal sehen, erinnert er an den legendären Formenpionier John Chung, einem Champion der ersten Musikkata-Turniere, der seit fünf Jahren sein Meister und Trainer ist. Kein Wunder, daß sich der unverkennbare Stil des Meisters auf den Schüler auswirkte. Von einer Kopie kann man jedoch auf keinen Fall reden, wohl von einem Generationssprung.
Unser Mitarbeiter Rüdiger Miller besuchte Ng in New York um mit ihm ein Interview über Karriere, Erfolg und Zukunftsträume zu führen.
Wie sind sie mit Kampfsport in Berührung gekommen?
Mit acht Jahren habe ich mit Okinawa Goju Ryu begonnen. Da unser Dojo aus finanziellen Gründen zumachte, mußte ich mich vier Jahre später nach etwas anderem umsehen. So kam ich 1992 zu John Chungs Taekwondo-Akademie. Ich begann als Braungurt, erhielt kurze Zeit später den Schwarzen Gürtel. Seitdem trainiere ich fast täglich bei Master Chung. Er überrascht mich jedesmal mit neuen, ungewöhnlichen Ideen und Ratschlägen.
Wie kann man das Training mit John Chung beschreiben?
Es ist recht hart und es wird viel Wert auf das Stretching gelegt, sowie auf Basisarbeit in traditionellen und freien Formen. Wenn er sieht, daß man sich anstrengt, talentiert und bereit ist, sein Letztes zu geben, macht er aus dir einen Champion. Das ist meine Meinung und ich glaube, das trifft immer zu.
Welche Rolle spielen die Eltern in ihrem Leben?
Meine Eltern waren immer eine große Hilfe. Sie standen immer hinter allem, was ich tat. Sie finanzierten meine Fahrten zu den Turnieren, begleiteten mich oft und gaben mir die moralische Unterstützung, die man in jungen Jahren z.B. nach einer Niederlage braucht. Kurz gesagt: ohne sie wäre ich heute sicher nicht da, wo ich zur Zeit bin.
Sie haben schon viele Turniere gewonnen. Welche sind ihre Favoriten unter den Turniersiegen?
Mein erstes wirklich großes Turnier waren die Charlie-Lee-Nationals 1993. Zu dieser Zeit ging ich noch in zwei Kategorien an den Start. In den Formenkategorie wurde ich nur Vierter, im Semikontakt Erster. Das überraschte mich, da ich im Training nur selten gekämpft hatte. Das Highlight meiner Karriere ist sicher der Grandchampion-Titel bei den Diamond-Nationals 1994. Es bedeutet mir deshalb soviel, da ich die Favoriten Carmichael Simon und Bernadett Ambrosia geschlagen habe. Letztes Jahr wurde ich von der NASKA zum „Youth Forms Overall Champion 1995“ gewählt. Auf diese Auszeichnung bin ich sehr stolz.
Bei diese Aktivitäten bleibt nicht unbedingt genug Zeit für das eigene Training, oder?
Das stimmt, aber ich versuche dennoch meine Trainingsroutine beizubehalten. Zuerst laufe ich drei- bis viermal die Woche ca. drei Meilen, anschließend jeweils eine Stunde Stretching. Abends gehe ich ins Dojo, konzentriere mich auf mein Formentraining. Nach dem Aufwärmen gehe ich meine Formen dreimal mit voller Geschwindigkeit durch. Dann teile ich sie in kleine Stücke auf, und gehe diese nacheinander durch, um Fehler zu korrigieren. Danach arbeite ich an meinen Techniken, versuche neue Kombinationen aus oder trainiere meine Sprungkraft.
Viele der Kampfsportler versuchen im Filmgeschäft Fuß zu fassen. Wäre eine Filmkarriere etwas für sie?
Sicher, jeder träumt davon, ein Filmstar zu werden. Ich bin aber erst 17 Jahre alt. Ich konzentriere mich auf die Schule um den Abschluß zu erreichen. Wenn ich dann die Chance bekomme, mich als Schauspieler zu betätigen, werde ich diese Chance sicher ergreifen. Wenn nicht, sehe ich mich nach einem guten Job und versuche dort erfolgreich zu sein.
Im nächsten Jahr werden sie 18 Jahre alt. Wird das große Veränderungen bringen?
Und ob. In der Klasse der über 18-jährigen muß ich gegen Spitzenleute wie John Valera und Mike Chat antreten. Es wird eine große Umstellung für mich, sich nach einer Siegesserie von drei Jahren an hintere Plätze zu gewöhnen. Aber ich versichere, ich werde mich noch mehr anstrengen als bisher, um auch in dieser Klasse die Nummer eins zu werden.
Außer der Aussicht Filmstar zu werden, gibt es noch andere Zukunftsaussichten?
Ich werde sicher einmal ein eigenes Dojo eröffnen, um nationale und internationale Champion auszubilden. Vielleicht wird der eine oder andere Weltmeister dabei sein. Hauptsächlich werde ich es für mich tun, denn es macht mir Spaß, andere Menschen zu unterrichten.
