Sardinia Open ´95, Anfang April. Auf der italienischen Mittelmeerinsel Sardinien zeigten die SportlerInnen der Deutschen Taekwondo Union eindrucksvoll ihre Leistungsstärke. Mit sechs Gold-, elf Silber- und neun Bronze-Medaillen holten sie für die deutsche Nationalmannschaft den Titel in der Nationenwertung. Sie verwiesen das starke Teilnehmerfeld aus 13 Ländern, zu denen auch die Teams aus der Türkei und Ägypten gehörten, auf die Plätze.
Schlechte Organisation
Der organisatorische Background des Turniers lies, trotz des hochwertigen Teilnehmerfeldes, sehr zu wünschen übrig. Team Manager Peter van den Akker bestätigte dies: “Auffällig war das Fehlen von Vorinformationen und der üblichen elektronischen Score-Boards”. Die deutsche Mannschaft setzte der desolaten italienischen Organisation dennoch einen guten Teamgeist entgegen. Head of Team Wolfgang Thormählen betonte: “Die Zusammenarbeit im deutschen Team war trotz der großen Teilnehmerzahl harmonisch. Vor allem die Bundestrainer arbeiteten sehr kooperativ zusammen”.
Schiffmann dominierte
Die Jugend eröffnete den Medail-lenreigen für die deutsche Mannschaft. Jochen Schiffmann (-45 Kg), der aufs neue zu den besten Kämpfern des Turniers gehörte, setzte sich unangefochten bis ins Finale durch. Dort deklassierte er den Italiener Vogi und gewann durch Aufgabe in der zweiten Runde.
Daniel Betz holte Gold: Daniel Betz holte in der 70 kg-Klasse die zweite Gold-Medaille für Deutschland. Er schlug im deutschen Finale Alexander Mouhcine mit 2:1. Zuvor hatte sich der Öhringer gegen einen Italiener behauptet.
Salbeck mit Pech
Eine überzeugende Leistung bot Alexander Salbeck in der Klasse bis 50 kg. Er schaltete zunächst einen Italiener mit 6 : 1 aus. Im zweiten Kampf siegte er durch technischen K.o. in Runde drei. Im Finale gegen den Italiener Di Girolamo verlies den Neuaubinger das Glück. Nach einem verhaltenen Kampf fiel der Kampfleiterentscheid beim Stande von 3 : 3 gegen den Deutschen Meister aus.
Silber für Florian Philipp
Eine weitere Silber-Medaille sicherte Florian Philipp dem deutschen Team in der Klasse bis 76 kg. Nachdem er sich im ersten Fight deutlich durch Kampfabruch behauptet hatte, unterlag er im Finale Baldini aus Italien.
Thomas Haas, Mustafa Khaddari und Ju-Hyun Koo erkämpften sich jeweils den dritten Platz.
Mädchen überzeugen
Die Gewichtsklassen bis 55 und bis 60 kg der weiblichen Jugend wurden klar durch deutsche Kämpferinnen beherrscht. In der 55er-Klasse setzte sich Juliane Stoll gegen die Italienerin Dore durch. Sabrina Kretzer besiegte die türkische Nationalkämpferin Ertechin in einer packenden Begegnung mit 5:4. Das Finale der deutschen Sportlerinnen wurde nicht ausgekämpft, der Sieg Juliane Stoll zugesprochen.
In der Klasse bis 60 Kg trafen im Endkampf Vize-Europameisterin Leslie Ellen Lanz und Dajana Mack aufeinander. Auch dieses deutsche Finale wurde kampflos zugunsten von Leslie Ellen Lanz entschieden.
Anna Poppe überraschte
Für eine handfeste Überraschung sorgte Anna Poppe in der Klasse bis 47 Kg. Die frischgebackene Deutsche Meisterin schaltete im ersten Kampf die Italienerin Manias spielend mit 6:1 aus. Im Endkampf zeigte die Bremerin eine gute Leistung gegen die starke türkische Fighterin Selimoglu. Der Kampf endete zwar mit 1:3 gegen die deutsche Kämpferin, zeigte jedoch daß man künftig international mit ihr rechnen muß.
Eine gute Vorstellung bot Anja Kampers in der 43-Kg-Klasse. Nachdem sie sich sicher bis ins Finale vorgekämpft hatte, scheiterte die Dritte der Europameisterschaften trotz eines guten Kampfgeistes knapp an Atzeni aus Italien. Natascha Karow, Melanie Kildau und Nina Schneider rundeten den Erfolg der deutschen Jugend durch den Gewinn der Bronze-Medaille ab.
Gute Bilanz der Jugend
Bundesjugendtrainer Shin In-Shik zog angesichts der guten Leistungen der deutschen Jugend ein positives Resümee. In Hinblick auf die Jugend-Weltmeisterschaften ´96 betonte er jedoch: “Wir müssen vor der WM noch weitere hochwertige internationale Turniere besuchen, damit die Jugendlichen noch mehr Erfahrungen sammeln können”.
Gemischtes Team
Damen-Bundestrainer Josef Wagner und Herren-Bundestrainer Georg Streif gingen mit einem gemischten Team an den Start. Neben einigen bekannten Leistungsträgern nahmen auch Athleten der „zweiten Garde” an dem Turnier teil, um internationale Praxis zu bekommen.
Bei den Damen erkämpfte sich Monika Poeplau die Gold-Medaille. Sie setzte sich im Finale des Schwergewichts knapp aber verdient gegen Vezmar aus Kroatien durch. Bilsen Ulusoy erreichte durch einen 6 : 1-Sieg über Italien souverän den Endkampf der Klasse bis 43 kg. Dort unterlag sie nach einer spannenden Begegnung der Amerikanerin Slane und belegte den zweiten Platz.
Silber für Diana Creti
Ebenfalls Silber sicherte sich Diana Creti in der 55 Kg-Kategorie. Nachdem sie sich in der Vorrunde kontinuierlich von Kampf zu Kampf gesteigert hatte, unterlag sie erst im Endkampf der Vize-Weltmeisterin Deliktas aus der Türkei nach einem ausgeglichenen Kampf mit 3 : 4. Cordular Sackers landete in der Klasse bis 70 kg ebenfalls auf dem zweiten Platz. Bronze holte Monika Sprengel in der Klasse bis 47 Kg.
Ercan Özkuru setzte sich durch
Für den größten Erfolg bei den deutschen Herren sorgte Ercan Özkuru, der sich in der stark besetzten Klasse bis 70 kg den ersten Platz erkämpfte. Dabei wäre fast das Viertelfinale, in dem er gegen den dritten Italiener in Folge antrat, zur Endstation für den World-Cup-Zweiten geworden. Als Stolperstein präsentierte sich jedoch nicht der Kontrahent des Esseners, sondern der italienische Kampfleiter, der, wie viele andere Kampfrichter dieses Turniers, durch das Niveau des Deutschen offenbar überfordert wurde. Aufgrund seiner kämpferischen Einstellung konnte Ercan Özkuru dieses Hindernis beseitigen und nach einem weiteren Sieg über den Italiener Di Lauro im Finale Aydogan (Türkei) mit 5:3 besiegen.
Schuchardts Comeback
In Topform präsentierte sich Jörg Schuchardt in der Klasse bis 50 kg. Durch einen klaren 4 zu 2-Sieg über Italien erreichte er das Halbfinale, wo er auf den zweifachen Europameister Aarun Ates aus der Türkei traf. In diesem Fight zeigte Schuchardt, daß er den Anschluß an die internationale Spitze wiedergefunden hat. In einer sehr ausgeglichenen Partie wurde der Türke in der dritten Runde wegen Unsportlichkeit disqualifiziert. Im Finale unterlag Schuchardt nach einem spannenden und technisch hochwertigen Kampf knapp dem Italiener Sotgia und belegte somit den zweiten Platz.
Bronze für deutsche Kämpfer
Den dritten Platz erreichte Jan Krumpen in der 58 kg-Klasse. Nach guten Leistungen in der Vorrunde mußte sich der Deutsche Meister im Halbfinale dem ägyptischen Nationalkämpfer El Said geschlagen geben. Aydin Ates belegte ebenfalls den dritten Rang für Deutschland. Der Europameister scheiterte im Halbfinale der Klasse bis 54 kg am Vize-World-Cup-Sieger Maboyouk aus Ägypten.
Fazit der Bundestrainer
Die Bundestrainer waren zufrieden mit der Leistung ihrer Mannschaft. Georg Streif unterstrich: “Trotz des guten Niveaus zeigten gerade die neuen Akteure wenig Nervosität und eine gute Motivation”. Als nächste Bewährungsprobe steht der ETU-Cup in Thessaloniki für die Damen und Herren der DTU auf dem Programm. Dies ist das letzte große Turnier vor den Weltmeisterschaften, die im November auf den Philipinen stattfinden.
Erschienen in Ausgabe 07/1995.
Verfasser: Kai Müller, Wiesbaden.
Kai ist ueber die folgdende Webseite zu erreichen:
Budo Schule Wiesbaden