Die Gipfelstürmer

Bundeswehr Kampfsport Taekwondo-, Karate- und Ju-jutsu-Kämpfer beim Gipfelfoto

Indoor und Outdoor Sportarten der Sportfördergruppe Sonthofen auf dem Weg zu neuen Horizonten. Taekwondo, Karate, Kanu Slalom, Kanu Abfahrt, Eishockey, Motorsport, Klettern und Eisstock Athleten „unter einem Hut“ und auf demselben Berg.

Als eines der Highlights der Sportfördergruppe Sonthofen ist die alljährliche Aus- und Weiterbildung ihrer Spitzenathieten – und seit geraumer Zeit auch Athletinnen- der verschiedenen Sportfachverbände. Hierzu gehören die international erfolgreichen Taekwondo- und Karate Nationalkämpfer der DTU und des DKV. Im Taekwondo waren dies neben dem amtierenden Welt- und Europameister Aziz Acharki, EM-Medaillengewinnerin Anke Girg, Militär-WM-Medaillengewinnerin Anja Greb, und Worldcup-Medaillengewinner Marco Scheiterbauer. Vom Karate waren Vize-Worldcup-Siegerin Nicole Jakobs, Fadi Caabo, Frank Markwart, Richard Pajer, Miaden Petrovic und Thomas Höppner (alle Militär-EM-Medalllengewinner) mit dabei. Während der Ausbildung wurden neue Impulse in den Bereichen angewandte Pädagogik, Psychologie, Rhetorik, Kommunikation, Medizin und Naturerlebnis gesetzt.

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Taekwondo-, Karate- und Ju-jutsu-Kämpfer beim Gipfelfoto. Foto: Hölzer

Die Diplom-Trainer Günter Schröter (Kanu Bundestrainer), Georg Streif (Taekwondo Bundestrainer) und Diplom Trainerstudent Walter Hölzler (Klettern) vermittelten, unter der Koordination von Sportfördergrupppenleiter Udo Wilke, ihre Kenntnisse und brachten ihr Fachwissen interdisziplinär an die Athleten. Im Rahmen eines dreitägigen Hüttenaufenthalts des in 1600 m Höhe gelegenen Staufher Haus am Hochgrat (2000m) erlebten die Athleten/innen einen außergewöhnlichen Team Event. Hierbei wurde besonderen Wert auf soziale Kompetenz gelegt.

Gruppendynamik und Sfreßbewältigung über den Wolken Nach der routinemäßigen Gruppeneinteilung und des Ausrüstungschecks ging es in den schweißtreibenden, für die meisten Kampfsportler ungewohnten, Hüttenaufstieg. Zwischen In- und Outdoor-Sportlern entwickelte sich in den vereisten Steilpassagen bereits jetzt schon ein positives Gruppengetühl. Durch die schlechte Sicht war jeder einzelne bedacht seinen Kameraden sicher und hilfreich zur Hüfte zu bringen. Nach ca. 600 zurückgelegten Höhenmetern kam ein aufatmen und Raunen durch die einzelnen Grüppen, denn unterhalb ihnen lag ein sagenhaftes Wolkenmeer unter einem königsblauen Himmel. Es war nicht mehr weit zum ersten Tagesetappenziel, wo sie der Oberstaufener Hüttenwirt „Woifi“ mit einer deftigen Brotzeit herzlich empfing. Schon nach dem ersten Bissen verwandelte sich der Aufstiegsstreß in ein gemeinschaftliches Erfolgserlebnis. Ob In- oder Outddoor, das erste Ziel erreichten alle gemeinsam.

Nach dem Fachsimpeln und Aufarbeiten der Erlebnisse stellten sich die Sportler mit spannenden Videoclips untereinander vor und berichteten über ihre Erfolge, Wünsche, Ideen und Ziele in der Sportfördergruppe. Jeder bekam Einblick und Respekt in die Schönheit und Faszination der einzelnen Disziplinen, unabhängig, ob olympisch oder nicht.

Stockfinster, heulender Wind um die Hüfte, die Athleten/innen reißt der rasselnde Wecker aus dem tiefen Schlaf. Ein „guten Morgen“ erklang in den Schlafräumen. Wenige Minuten später sah man nur noch Silhuetten in Richtung Hochgrat aufsteigen. Nebelschwaden umzogen die Gruppe. Wann und wo wird wohl der Tag heute erwachen, fragte sich so mancher. Um 7:35 Uhr wurde gemeinsam das Gipfelkreuz erreicht. Wie angekündigt konnten die Frühaufsteher den atemberaubenden Sonnenaufgang über dem Hochvogel verfolgen. Für eine positive Tageseinstimmung und mehr Naturverständnis war gesorgt. „Das war etwas für die Seele“ äußerte sich so mancher. So ließen es sich die Kampfsportler auch nicht nehmen, einige Techniken auf dem Gipfel zu üben. Nach imposanten Fotoaufhahmen folgte der Abstieg ins „Basislager“ um das ersehnte Frühstück zu genießen.

Unter der Leitung des staatlich geprüften Bergführers Walter Hölzler wurde die zuvor gemeinsam ausgearbeitete fünf Stunden Route entlang der Nagelflugkette durchgeführt. Ziel war es hier, das Grüppengefühl zu festigen, Naturverbundenheit zu fördern und Möglichkeiten aufzuzeigen die aerobe Ausdauer zu verbessern und koordinativen Fähigkeiten zu schulen. Diese fiel um so leichter, da über dem Nebelmeer ein strahlender Sonnenschein herrschte.

Rollenspiele für Interviews leiteten den geselligen Abend ein und festigten das Selbstbewußtsein und die rhetorischen Fähigkeiten der jungen Sportler. Bewußt überzogene Negativbeispiel bewogen die Sportler selbst dazu Interviewbeispiele positiv unter Beweis zu stellen, die per Videoaufnahme nachgearbeitet wurden. Ein Ziel der Leitung war es, sich als Athlet in der Öffentlichkeit jederzeit selbstbewußt den Deutschen Sport, ihre Sportfachverbände und die Sportförderung der Bundeswehr zu äußern. Hier wurde großes Interesse festgestellt.

Am darauf folgenden Tag wurden die Unterkünfte sauber verlassen und der Abstieg ins Tal vorbereitet. Manch einer hatte seine Einstellung anderen Sportarten gegenüber sichtlich verändert. Schon in der Hütte wurden Möglichkeiten erörtert die jeweilige Disziplin auch in der Praxis kennenzulernen. Das nun entstandene „Wir-Gefühl“ trug dazu bei den Hüttenabstieg in einer lockeren Atmosphäre mit spektakulären Rutschpartien ausklingen zu lassen.

Beim abschließendem Resümee des Sportfördergruppenleiters, der Disziplinchefs und der Athleten/ innen wurde festgestellt, daß es auf jeden Fall von Vorteil ist, hin und wieder über den berüchtigten eigenen „Tellerrand“ hinauszuschauen, um sich auch außerhalb des Kampfsportes Anregungen und Hilfen für die Verbesserung seiner eigenen Leistungsfähigkeit zu holen. Das sollte der enge Terininplan der Athlethen in der Übergangsperiode oder zum Teil auch in den Autbauphasen zulassen, und in der Jahresplanung ein fester Bestandteil sein. Denn dies unterstützt sicherlich das Hauptziel der Sportfördergruppe und der Verbände, Medaillen zu erringen. Der Weg ist das Ziel, wurde von einigen ganz philosophisch bekundet. Hier wurden großer Wert auf das positive „Do“ gelegt.
Cynthia Rothrock
Dieser Artikel wurde von APA als Mitteilung zur Verfügung getsellt. Foto: Hölzer. Publikationstermin: Frühjahr 1997. Ausgabe: KICK 04/1997.