Das Orange County Convention Center in Orlando, Florida, war am 16. Juli 1994 der Austragungsort der 21. U.S.-Open. Bei Außentemperaturen von 35 Grad Celsius kämpften ca. 2.000 Kampfsportler aller Stile und Richtungen um die prestigeträchtigsten Titel in der internationalen Semikontakt- und Formenszene. Die vollklimatisierte Arena bot mit insgesamt 32 Kampfflächen ideale Voraussetzungen für dieses Großereignis der US-Szene. Das Turnier wurde zum ersten Mal im Jahr 1974 von Ted Kresge in St. Petersburg veranstaltet.
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Nach zehn erfolgreichen Jahren in der Stadt vom Golf von Mexiko übernahmen 1984 die neuen Veranstalter Mike Sawyer und Mike McCoy das „Wimbledon des Kampfsports“ und verlagerten das Turnier bis zum Jahr 1989 nach Daytona Beach. Seit diesem Jahr ist nun das Convention Center in Orlando die Heimat dieses Wettbewerbs. Die professionelle Vorbereitung des Erfolgduos Sawyer & McCoy war wieder einmal zwingende Voraussetzung für den reibungslosen Verlauf der Großveranstaltung. Der amerikanische Verband für Semikontakt und Formen. NASKA, stellte einen Stab von erfahrenen Kampfrichtern und Offiziellen und garantierte so eine faire Bewertung des gesamten Wettbewerbs. Pünktlich um 9 Uhr begann der Wettkampf in den zwei großen Hallen des Convention Centers. In über hundert verschiedenen Wettkampfklassen kämpften Athleten aus allen Teilen der USA und auch einige deutsche Sportler, unter ihnen Werner Stark und der Wormser Kinderstar Niki Hennig. Für Zuschauer war dieser Teil des Turniers, die Vorkämpfe, weniger attraktiv, da teilweise wirklich auf 32 Kampfflächen im Semikontakt und den Formen gekämpft wurde. Man muß den Veranstaltern wirklich großes Lob für den reibungslosen Ablauf der Vorkämpfe aussprechen, denn der Zeitplan wurde exakt eingehalten und um 16 Uhr war alles ausgekämpft In der Abendveranstaltung, der „Night of Champions“ trat dann die Creme de la Creme der nordamerikanischen Martial Arts Szene gegeneinander an, um in den einzelnen Divisionen die Grandchampions zu ermitteln. Um Punkt 19 Uhr eröffnete Roy Williams mit seinem Demoteam die Finals mit einer atemberaubenden Waffenshow unter Schwarzlicht Die gesamten Semikontakt Finals waren von taktisch clever agierenden Kämpfern dominiert Technisch spektakuläre Aktionen mit hohen Tritten waren sehr selten zu sehen. Europäische Spitzensemikontaktkämpfer hätten hier keine großen Probleme, ganz vorne zu landen. Ein ganz anderes Bild bot sichin den Formenwettbewerben. Seit den Tagen von John Chung und Jean Frenette hat es in diesem Bereich enorme Fortschritte gegeben. Die Leistungsdichte ist schon bei den Jugendlichen so extrem hoch wie nie zuvor. Gerade die athletischen und akrobatischen Fähigkeiten der Sportler haben einen enormen Schub bekommen. Dies gilt für alle Formendisziplinen. Wenn man einen Mike Bernado oder Carmichael Simon in Aktion erlebt, traut man kaum seinen Augen. Dies haben auch die europäischen Veranstalter gemerkt und man wird schon bei der nächsten Fight Night am 5. März 1995 in der Mannheimer Multihalle einen der Superstars der US-Open sehen können. Stargäste bei den US-Open in Orlando waren Bill „Superfoot“ Wallace und Rick „The Jet“ Roufus. Beide stellten eindrucksvoll unter Beweis, daß sie keine Kinder von Traurigkeit sind. War es der klassische Generationskonflikt? Der erste Kickbox Weltmeister von 1974 trat dem amtierenden Champ in den Allerwertesten, worauf dieser mit einer Mineralwasserattacke antwortete. Nach einer Hetzjagd durch das Convention Center von Orlando endete das ganze Spektakel aber mit einer brüderlichen Versöhnung.
Stefan Billen