Chuck Norris, Steven Seagal und Jean-Claude van Damme sind nach dem legendären Bruce Lee die erfolgreichsten Kampfsportler in Filmbusiness. Nach 20 Filmen setzt Don „The Dragon“ Wilson zum Sprung in diese Spitzengruppe an. Wir sprachen mit dem 10-fachen Profi-Kickboxweltmeister über seine Karriere, seine Absichten, bei den „Ultimate Fights“ ein Comeback zu starten und seinen Wunsch, die Nummer eins unter den großen Actiondarstellern zu werden.
KICK: Vor einiger Zeit haben wir eine Rangliste veröffentlicht, aus der sie als bester Kickboxer aller Zeiten hervorgegangen sind. Wie gefällt ihnen das ?
Wilson: Ich fühle mich sehr geehrt. Ich sehe mich nicht unbedingt als den besten Kickboxer, aber ich bin sicher, einer der besten zu sein, so daß es mich freut, wenn man mich an diese Position setzt. Es gibt viele Faktoren, die es unmöglich machen, eine endgültige Rangliste aufzustellen. Man muß die Anzahl der Kämpfe berücksichtigen, die unterschiedlichen Titel der zahlreichen Verbände und nicht zuletzt die verschiedenen Regeln. Ich denke selbst ein Computer könnte eine solche Rangliste nicht aufstellen.
KICK: Vor ein paar Jahren haben sie sich vom Wettkampf zurückgezogen. Reizt es sie nicht, wieder zu kämpfen ?
Wilson: Mir wurden schon viele Comebacks angeboten. Ich glaube, wenn ich diesen Schritt gehe, wird es bei den Ultimate Fighting Championships sein. Im Kickboxen habe ich über 17 Jahre alles erreicht, was es zu erreichen gibt. Die UFC sind eine neue Herausforderung. Ich habe fast alles getan, und es ärgert mich ein wenig, dies noch nicht gemacht zu haben. Wenn ich ein Comeback starte, dann hier.
KICK: Neben anderen Kampfsportgrößen wurden auch sie von den Gracies herausgefordert. Nehmen sie diese offene Herausforderung ernst ?
Wilson: Es ist mir nicht bewußt geworden, daß sie mich herausgefordert haben. Ich höre das heute zum ersten Mal. Nun, die Gracies sind keine professionellen Fighter. Sie kämpfen gegen Leute, die erstmalig in dieser Art von Wettkampf mitmischen. Natürlich sind sie darin einem Shotokan-Kämpfer, der zum ersten Mal gegen einen Grappler antritt, weit überlegen. Man sieht aber, daß Royce Gracie nicht mehr an der UFC teilnimmt. Das hat seinen Grund, denn jetzt kann er nicht mehr durch den Überraschungseffekt gewinnen. Jetzt setzt sich der bessere Sportler durch. Einmal kämpfte Gracie unentschieden, ein weiteres Mal konnte er das Turnier wegen einer Verletzung nicht fortsetzen. Er hat viele Jahre in dieser Disziplin trainiert und seine Kontrahenten dadurch überrascht, daß er sie zu Fall gebracht hat und sie dort klar dominierte. Heute kennt man ihn, und ein Profi-Kämpfer weiß, wie er ihn schlagen kann. Man kann dies mit dem Thaiboxen vergleichen: Vor einigen Jahren waren die Thais den Europäern und uns Amerikanern in Sachen Lowkicks weit überlegen. Jetzt haben wir dazugelernt. Mal gewinnen die Thais, mal andere. Es setzt sich der bessere Sportler durch.
KICK: Als sie vor einigen Jahren in Fernost kämpften, haben sie Angebote bekommen in sogenannten „Mixed-Styles-Matches“ mitzumachen. Warum würden sie heute an den UFC teilnehmen, wenn sie damals nicht mitgemacht haben ?
Wilson: Das ist nicht ganz richtig. Wegen dieser Mixed-Matches hat man mich nie angesprochen. Ich habe von diesem Kampf zwischen Inoki und Ali gehört, und daß in Japan mit dem Shoot-Fighting eine neue Disziplin aufgekommen ist. Darauf hat man mich tatsächlich angesprochen. Ich hielt dies jedoch für nichts anderes als gewöhnliches Catchen, mit dem ich nichts zu tun haben wollte. Die Angebote die ich zum Ende meiner Karriere aus Japan erhielt, basierten nicht auf sportlichem Wettkampf. Ich sollte die Kämpfe nach Absprache bestreiten, doch das wollte ich nicht.
KICK: Sie haben gesagt, daß sich bei den Ultimate Fights der bessere Sportler durchsetzt. Sie sind jetzt knapp über 40 Jahre alt. Meinen sie, mit 25-jährigen Spitzensportlern mithalten zu können ?
Wilson: Es gibt keine Chance, daß ich die gleiche Kraft oder Widerstandsfähigkeit eines 25-jährigen aufbringen kann. Auf der anderen Seite kann ein 25 Jahre alter Fighter keinesfalls die gleiche Erfahrung aufweisen, wie ich. Wenn man sich die Wettkampfart anschaut, stellt man fest, daß es kein Marathon ist. Die meisten dieser Kämpfe sind in zwei bis drei Minuten vorbei. Die Erfahrung wiegt hierbei die körperliche Fitneß auf. Der körperliche Vorteil eines jungen Kämpfers kann von der Intelligenz und Abgebrühtheit eines älteren ausgekontert werden. Würde es sich um einen 12 Runden Kickboxkampf handeln, hätte der Jüngere natürlich einen großen Vorteil.
KICK: Was motiviert sie, an diesen Kämpfen ohne Regeln teilzunehmen ?
Wilson: Es ist sicher nicht das Geld. Auch Ruhm spielt keine Rolle, denn meine Filme werden von mehr Menschen gesehen als die Pay-TV-Übertragungen. Es ist das Verlangen nach echtem Wettkampf. Ich bin ein vielseitiger Kampfsportler. Mit dem Kickboxen habe ich begonnen, weil ich ein besserer Kämpfer werden wollte. Der Wettkampf liegt mir ganz einfach. Ich werde sicher nicht ohne Geld an einem Wettkampf teilnehmen. Die Börse von 150.000 Dollar wurde bei solchen Wettkämpfen schon ausbezahlt, doch dafür würde ich nicht in den Ring steigen. In der Zeit, in der ich für diesen Wettkampf trainiere, verliere ich eine Menge Geld. Es gibt nur wenige Leute, die bereit sind drei oder vier Monate hart zu trainieren und darauf verzichten, Geld zu verdienen. Das wäre ein teures Hobby, das ich mir nicht leisten kann. Es muß allein deshalb um viel Geld gehen, um eine intellektuelle, oder besser gesagt, eine gesellschaftliche Rechtfertigung dieser Wettkämpfe zu erreichen. Es wäre nicht besonders intelligent, sich für so wenig Geld wie 100.000 Dollar auf einen Wettkampf wie die Ultimate Fighting Championships einzulassen.
KICK: Es gibt Leute, die sagen, sie würden allein um die Ehre kämpfen, wenn sie gegen die Gracies antreten. Können sie diese Motivation, die z.B. der Wing Tsun-Kämpfer Emin Botztepe öffentlich vertritt, nachvollziehen ?
Wilson: Ich kenne Emin Botztepe überhaupt nicht. Im amerikanischen Football gibt es ein Sprichwort, das besagt: Jeder ist hinter dem her, der den Ball hat. Wenn es um Kampfsport geht, sind die Gracies diejenigen, welche den Ball haben. Daran gibt es keinen Zweifel. Es ist ganz natürlich, daß es Leute gibt, die meinen, durch eine Herausforderung an die Gracies deren Ruhm und Respekt gewinnen zu können. Ich selbst würde die Gracies nie herausfordern. Sie sind einfach nur Kampf-sportler wie alle anderen auch. Wenn ich an den Ultimate Fights teilnehme, würde ich die Regeln der Veranstalter akzeptieren und jeden gesetzten Gegner für das Kräftemessen mit meinen Fähigkeiten akzeptieren. Ich denke, daß es zwar Royce Gracie sein wird – er gewann zweimal und ist in aller Munde – doch würde ich auch gegen den amtierenden Champion Dan Savern oder andere antreten. Wenn das Geld da ist, kämpfe ich gegen jeden. Ich würde niemals jemanden herausfordern, denn ich bin ein professioneller Sportler. Alles, was ich tun kann, ist meine Fähigkeiten als Kämpfer zu präsentieren und darauf hoffen, daß ein Promoter ein so lukratives Angebot ausspricht, daß es wert ist, in den Ring zu steigen. Solange dies nicht der Fall ist, werde ich lieber ein paar Filme drehen. Früher hieß es einmal, ich hätte Jean-Claude van Damme herausgefordert, doch das war nicht korrekt. In einem Interview hatte man mich gefragt, ob ich für eine Börse von 100.000 Dollar gegen van Damme kämpfen würde, und ich sagte ja. Ich kenne keinen Kickboxer, der mit nein geantwortet hätte. Ich habe die ganze Publicity nicht verstanden, oder können sie sich etwa vorstellen, daß Mike Tyson den Schauspieler Sylvester Stallone herausfordern würde. Das ist einfach haarsträubend.
KICK: Nach dem WM-Gewinn von George Foreman in Profiboxen steigen viele ältere Boxer in den Ring. Vor kurzem kehrte sogar der 51-jährige Ex-Ali-Herausforderer Ernie Shavers wieder ins Geschäft zurück. Können sie sich vorstellen in zehn Jahren noch ein Comeback zu starten ?
Wilson: Ich denke, daß ist eine sehr gefährliche Sache. Beim Boxen erhält man Schläge an den Kopf, und das ist nicht gesund. In so einem hohen Alter kann man sich nicht mehr so einfach davon erholen, wie z.B. im Alter von 20. Ich bin sehr besorgt um die Gesundheit dieser Sportler.
KICK: Durch das Kickboxen wurde ihre Karriere als Schauspieler begünstigt. Seit einiger Zeit betätigen sie sich auch als Fernseh-moderator. Was kommt als nächstes ?
Wilson: Ich verhandle zu Zeit mit einem Videoproduzenten über Lehrvideos. Es handelt sich dabei um ein Selbstverteidigungsvideo und ein Fitneßband für Männer. Die Produktion läuft noch diesen Frühjahr. Obwohl ich von nahezu allen Produzenten von Kampfsportvideos angesprochen worden bin, habe ich bislang abgelehnt, denn deren Qualitätsmaßstäbe sind sehr, sehr niedrig. Solche Bänder würden nur meinem Image schaden.
KICK: Ihre Filme und ihre Auftritte verbessern sich von Produktion zu Produktion. Wie sehen sie Ihre Zukunft ?
Wilson: Es ist eigentlich so: man kann mich nicht dafür loben oder verantwortlich machen, wenn meine Filme besser oder schlechter werden. Man kann das nicht mit meiner Karriere als Kickboxer vergleichen. Als ich früher in den Ring gestiegen bin, lag alles an mir, und nur an mir. Bei einem Film sind soviele Elemente wichtig: Ton, Schnitt, Kostüme, andere Schauspieler, und, und, und. Ein Film wird nicht von einem Schauspieler geprägt, sondern vom ganzen Team. Ich habe gerade meinen zwanzigsten Film abgedreht, so daß man sagen kann, ich bin erfolgreich. Wichtiger ist das Geld. Je größer das Budget, desto besser das Team. Bis auf die Ausnahme von Costners „Waterworld“ trifft die Feststellung, daß ein teurer Film besser ist als ein billiger, fast ausnahmslos zu. Wenn meine Filme besser werden, dann heißt daß nichts anderes, daß die Produzenten bereits sind, mehr Geld auszugeben. Es wird noch einige Zeit dauern bis sich die großen Studios um mich bewerben werden, aber ich glaube, es wird passieren.
KICK: Wollen sie sich in Zukunft mehr um die Schauspielerei kümmern oder sich als Filmproduzent betätigen ?
Wilson: Ich denke, ich werde in die etwas teureren Low-Budget-Filme mit drei bis fünf Millionen Dollar Budget aufsteigen, und mich dort als Schauspieler neu beweisen müssen, bevor ich für die großen Studios interessant werde. Mit meinen ein bis zwei Millionen teuren Filmen bin ich zwar erfolgreich, doch die großen Produzenten suchen sich ihre Stars aus einer höheren Liga aus, schließlich kostet ein großer Studio-Film rund 30 Millionen. Wenn ich in dieser neuen Produktionsebene erfolgreich bin, bekomme ich sicher einen Vertrag für große Produktionen. Dieses System, daß die führenden Studios Schauspieler unter Vertrag nehmen und um sie herum Dreh-bücher und Publicity organisieren, existiert noch immer. Jean-Claude van Damme ist das beste Beispiel.
KICK: Befürchten sie nicht, daß sie mit 20 Low-Budget-Filmen ihren Namen so abgenutzt haben, daß dadurch ihre Chancen bei großen Studios schlechter sind, als die eines Newcomers ?
Wilson: Nein, auf keinen Fall. Viele bekannte Schauspieler haben mit billigen Filmen angefangen, z.B. Sylvester Stallone und Arnold Schwarzenegger. Natürlich werden die großen Produzenten nicht auf mich zukommen, weil ich in zwanzig Low-Budget-Filmen erfolgreich war, und mir in einen 30 Millionen Projekt gleich die Hauptrolle anbieten. Auf der anderen Seite wird es mir nicht zum Nachteil gereichen. Mein größtes Problem ist meine asiatische Abstammung. Natürlich hat man mir Rollen in teuren Filmen angeboten: In einem Stallone-Film sollte ich einen Verbrecher spielen, ebenso in einem Film mit Sean Connery und Wesley Snipes. Diese Rollen sind nicht gut für mich, denn es sind Klischee-Rollen für sogenannte „Bad guys“, in denen die Verkörperung des bösen Japaners wichtiger ist, als das erfolgreiche Spielen der Rolle. So kann man nicht bekannt werden. Nur als Joel Schuhmacher mich anrief, um mir eine Rolle als Bösewicht in „Batman Forever“ anzubieten, habe ich angenommen, weil alle meine Bedingungen erfüllt worden sind. In der Geschichte von Hollywood hat es noch nie einen asiatisch aussehenden Hauptdarsteller gegeben, der einen Film angeführt hat. Der einzige war Brandon Lee, aber ihn kann man nicht so richtig als Asiaten zählen, denn er sieht nicht so aus. Ohne der Sohn Bruce Lees zu sein, hätte er es wahrscheinlich ohnehin nicht geschafft. Als Bruce Lee mit der „Todeskralle“ seinen großen Erfolg feierte, war nicht er es, der den Film führte: Es war John Saxon. Hätte Saxon, wegen dem sich kaum jemand den Film angeschaut hat, nicht mitgespielt, wäre dieser Film nie gedreht worden. Alle wollten Bruce Lee sehen, doch die Studiobosse wollten nicht, daß er der große Star war. Man glaubt in Hollywood einfach nicht, daß ein asiatisch-aussehender Schauspieler ein Star werden kann. Schwarze Darsteller hatten über viele Jahre das gleiche Problem.
KICK: Befürchten sie, daß ihre Karriere als Schauspieler mit einem unbedachten Zug zum Stillstand kommen könnte ?
Wilson: Nein, daß kann ich mir nicht vorstellen. Als Kickboxer habe ich viele Kämpfe bestritten, wovon ich ein paar verloren habe. Doch das hat meine Karriere nicht beendet. Sehen sie sich z.B. John Travolta an. Er hat viele Filme gedreht die nicht sehr erfolgreich waren. Dann kam „Pulp Fiction“ und er ist wieder ganz oben. Man kann Fehler machen, aber das muß nicht bedeuten, daß die Karriere deshalb zerstört wird. Solange man sich weiterentwickelt kann man seine Laufbahn fortsetzen.
KICK: Die drei großen Kampfsport-Stars Steven Seagal, Jean-Claude van Damme und Chuck Norris lassen sich hinter der Kamera von Budosportexperten beraten. Selten finden diese Leute den Weg vor die Kamera. Sie geben den Kampfsportlern vor der Kamera eine Chance. Warum ?
Wilson: Ich denke, sie haben im Wettkampf ihr Können bewiesen. Sie haben ihre Chance verdient. Heute werden mehr Martial-Arts-Filme gedreht, so daß mehr Kampfsportler ins Business eintreten können. Vor zehn Jahren war das anders. Natürlich kann ich nicht jedem eine Chance geben; auf der anderen Seite veranstalte ich Talentsuchwettbewerbe wie die „Challenge of the Dragon.“ Es ist mein eigener Wunsch, Cham-pions wie z.B. Mike Bernardo, der über viele Jahre die Formenszene dominierte, eine Chance zu geben und sie damit für ihre Leistungen zu belohnen.
KICK: Sind sie mit dem zufrieden, was die Sportler, denen sie eine Chance gegeben haben, erreicht haben, oder gibt es einige, die sie enttäuscht haben ?
Wilson: Der einzige, der mich enttäuscht hat, war Rob Kaman. Er war derjenige, der in einem Interview schlecht darüber redete. Vor einigen Jahren rief ich ihn an, um ihm eine Rolle in einem Film auf den Philippinen anzubieten. Damals fand er die Sache toll, denn er war gerade für einen Kampf in Thailand und düste schnell auf die Inseln um mitzuspielen. Er kam mit seiner Freundin, spielte eine kurze Szene und flog wieder weg. Einige Jahre später las ich dann in Black Belt, daß er das nicht gut fand und meinte, ich hätte ihn ausgenutzt. Was soll das ? (Lachen) Ich hab ihm eine Chance gegeben, und er tut nichts als schlecht darüber reden. Ich werde mich sicher nicht bei den Produzenten dafür einsetzen, daß er wieder eine Filmrolle bekommt. Das war die einzige negative Erfahrung, die ich mit Leuten gemacht habe, denen ich eine Chance im Filmgeschäft vermittelt habe.
KICK: Können sie sich vorstellen, warum sich z.B. Chuck Norris nicht so für die Kampfsportler einsetzt ?
Wilson: Ich denke, er macht soviel er kann. Richard Norten spielte in „Octagon“ und Bill Wallace war in „Der Bulldozer“ zu sehen. Es ist nicht so, daß er sparsam mit der Vergabe von Chancen an Kampfsportler umgeht. Ich denke, er kann nicht soviel Kontrolle bei der Besetzung und der Produktion ausüben, wie ich es als Ko-Produzent kann. Ich denke, er ist schon bemüht, den Kampfsportlern zu helfen, doch seine Filme sind nicht so kampforientiert wie meine.
KICK: In der Karriere von Chuck Norris gab es vor zehn Jahren einen Punkt, wo er gesagt haben soll, daß er nur noch Action- und keine Kampfsportfilme mehr spielen wird. Können sie sich vorstellen, so zu handeln ?
Wilson: Wenn er das einmal gesagt hat, dann war dies zeit- und karrierebedingt. Nach dem großen Erfolg von „Bloodsport“ wurden wieder mehr Kampfsport-filme gedreht, so daß er später von den reinen Actionfilmen abgekommen ist. Mir ist es egal, welche Filme ich drehe. Und wenn ich 50 Jahre alt bin und jemand bietet mir einen Part in einem bahnbrechenden Kampfsportfilm – sagen wir es gäbe noch kein „Karate Kid“ und man würde es mir anbieten – ich würde sofort annehmen. Ich will nicht von den Martial Arts davonlaufen, ich will einfach immer bessere Filme machen. Wenn ich zwei gleich gute Drehbücher angeboten bekomme, das eine mit Kampfsport, das andere – sagen wir ein Western, ich würde den Kampfsportfilm machen.
KICK: Gibt es einen bestimmten Film, in dem sie gerne mitspielen würden ?
Wilson: Ich würde gerne Cato in „Green Hornet“ spielen, obwohl ich gehört habe, daß man die Rolle schon Jason Scot Lee angeboten hat. Ich denke, Bruce Lee würde lieber mich in dieser Rolle sehen als Jason Scot Lee. Nicht gegen ihn, aber nach allem, was ich über Bruce Lee gelesen habe, haben wir viel gemeinsam. Wir sind beide Rechtshänder und kämpfen trotzdem mit der rechten Seite vorne. Wir benutzen beide den Sidekick als die effektivste Waffe, sind ähnlicher Abstammung und von Hause aus Kung-Fu-Stilisten. Das sind eine ganze Menge Gemein-samkeiten, so daß ich glaube, Cato ganz hervorragend spielen zu können.
KICK: Wenn sie ein junger Kampfsportler fragt: Welchen guten Rat für sein Leben und seinen Sport geben sie ihm ?
Wilson: Was auch immer er machen will, ich rate ihm, in allem sein Bestes zu geben. Das ist alles. Es sieht aus wie eine einfache Formel, doch es steckt viel mehr dahinter. Wenn man nur mit der Hälfte seiner Energie arbeitet, ist jeder Erfolg, den man erreicht, nur halb so groß wie er sein könnte. Wenn man sein bestes gibt, holt man immer das Maximum heraus. Für mich hat dieser Leitsatz funktioniert. Ich bin nach Hollywood gekommen, um ein Star zu werden. Bis heute habe ich 20 Filme gedreht. Natürlich könnte ich jetzt das Geld nehmen, das ich verdient habe, es anlegen, ein Haus kaufen und die Beine hochlegen. Aber das mache ich nicht: Ich denke, meine Karriere hat jetzt erst begonnen. Stellen sie sich einen Kickboxer vor, der gerade 20 Kämpfe absolviert hat, und alle gewonnen hat. Der Junge fängt an ernst genommen zu werden, an Rücktritt kann er noch lange nicht denken. Mein erster wirklich großer Erfolg ist dann gekommen, wenn ich einen Vertrag bei einem der großen Studios bekomme. Doch auch dann ist für mich der Punkt zum Aufhören nicht erreicht. Ich will mich nicht damit begnügen nur einmal unter die Top Ten gekommen zu sein. Ich will mein bestes geben, um die absolute Nummer eins zu werden. Jetzt dürfte Sylvester Stallone die unumstrittene Nummer eins sein. Er hat einen Vertrag für drei Filme, für die er jeweils 20 Millionen Dollar einstreicht. Später will ich einmal an seiner Stelle stehen. Das ist mein großes Ziel.
Timothy Baker fuehrte dieses Interview und stellte einen Teil der Fotographien zur Verfügung. Baker arbeitete als Publizist fuer Don Wilson’s Marketing.
Dieser Artikel erschien in der Kick Ausgabe 04/1996.