Eric Lee

Eric Lee

Eric Lee hat im Laufe vieler Jahre nicht nur die perfekte Handhabung von über 40 verschiedenen Waffen gemeistert, er war in den Siebzigern über fünf Jahre der führende, ungeschlagene Formen- und Waffenchampion, der “Little King of Kata”, und “Botschafter des Kung Fu”, wie man ihn respektvoll titulierte. 1986 wurde Eric für seine Verdienste um die Verbreitung der Kampfkünste in die ehrenvolle „Black Belt Hall of Fame“ aufgenommen, so wie zuvor Bruce Lee, mit dem er einiges gemeinsam hat. Nicht nur, daß beide ursprünglich von Oakland aus ihre Karriere begannen, auch in der Art sich dynamisch und explosiv zu bewegen und auszudrücken, herrschen hier beeindruckende Ähnlichkeiten. In manchen Filmszenen muß man genau hinschauen, um zu erkennen, um welchen Lee es sich handelt. Nicht etwa das Eric versucht, den einzigartigen Bruce Lee zu imitieren, mitnichten, es ist die Ähnlichkeit die auffällt.

Eric Lee
Mit seinen spektakulären Kicks dominierte Eric Lee in den siebziger Jahren die US-Formenszene. Über fünf Jahre blieb er ungeschlagen.

Trotz unzähliger Wettkampferfolge, Filmrollen, Kampfchoreographien, etc. ist Eric Lee einer der nettesten und hilfsbereitesten Typen denen man über den Weg laufen kann, und das will schon etwas heißen in Los Angeles und Hollywood. Er ist seit 18 Jahren ein trainierter und vielseitiger Schauspieler, der sowohl Drama als auch Comedy beherrscht. Seine Filmrollen umfaßen „Rambo“, „Die Killer Elite“, „Big Trouble in Little China“, „Bloodsport II“, „Ring Of Fire“, „Good Guys Wear Black“ und viele mehr (siehe Filmographie), seine TV-Rollen: „General Hospital“, „Airwolf“, „Incredible Hulk“, „Kung Fu“, „Beauty and the Beast“.

Dennoch merkt man ihm Starallüren, wie sie unter anderen Filmakteuren auffallen, nicht an. Eric ist freundlich und natürlich, so richtig Mensch. Ein typischer Chinese also, mag man denken. Aber nein. Dies sind in seinem Fall die besonderen Attribute die einen Budo-Meister ausmachen, der die Kunst des Kung Fu verinnerlicht hat, und es als Lebensweg in seinem verkörpert. Er ist gesundheitsbewußt, trainiert und meditiert regelmäßig. Der 45-jährige wirkt fit und positiv, ausgeglichen. So, wie jemand, der etwas erkannt hat, und das nach langen und harten Jahren des Trainings und Kampfes, insbesondere mit sich selbst …

Formen Champion
Einer von vielen Covershots für eine Amerikanisches Kampfsportmagazin mit einer pose für Softstyle Waffen.

Unser Mitarbeiter Herbert Biber interviewte den interessanten Martial Arts und Filmexperten in seiner Heimatstadt Los Angeles.

KICK: Wir wissen ein wenig über ihre großartigen Erfolge als Formenläufer und als Mitglied der „Hall of Fame“. Was machen sie zur Zeit?

LEE: Zur Zeit bin ich Schauspieler. Darüber hinaus lerne ich einiges über das Produzieren von Filmen. Ich habe schon früher Filme produziert und Drehbücher ge-schrieben. Gerade vor Kurzem habe ich eines zusammen mit einem Mann Namens Sam Oldham verfaßt. Es ist eine Action-Komödie. Jetzt bringe ich die Leute zusammen, damit der Film zustande kommt. Ich bemühe mich daraus einen A-Klasse-Film zu gestalten, mit vielen bekannten Namen. Vor zwei Tagen bin ich übrigens aus Thailand zurückgekommen, wo ich einen Film mit James Hong und Pat Morita („Karate Kid“) gedreht habe. Er heißt „Bloodsport 2.“

KICK: Hat „Bloodsport 2“ etwas mit dem original Film zu tun, durch den Jean-Claude Van Damme so bekannt wurde?

LEE: Ja, aber Van Damme spielt nicht mit. Wir haben einen ganz neuen Schauspieler, der genau so aussicht und sich genau so bewegt wie Van Damme. Davor habe ich zusammen mit James Hong ein Nachschlagewerk über Kampfsport in Form einer CD-Rom verfaßt. Cynthia Rothrock, Michael Worth, Danny Glover, Billy Blanks u.v.a. kommen darin vor. Hong war der Hauptinitiator für diese Sache. Er ist wahrscheinlich der am meisten beschäftigte asiatische Schauspieler. Er hat so zwischen 400 und 500 Filme gedreht und arbeitet immer noch wie ein Besessener.

KICK: Sind alle Projekte, die sie für die Zukunft planen, am Kampfsport orientiert?

LEE: Nein. Ich kann nie sagen, welchen Film ich als nächsten leite. Es wird vielleicht eine Komödie sein oder ein Horror-Streifen. Ich bin sehr kreativ und so stagniere ich, wenn ich ständig dasselbe mache. Ich mache gerne Neues. Zusammen mit meinem Assistenten drehe ich eine Serie von Technik-Videos. Bislang haben wir drei Bänder im Kasten. Die Videos handeln über Kampfsport, Heilkunst und Übungen z.B. für Bauch und Beweglichkeit. Dazu kommen Bänder über Bodenkampf, Grappling und darüber, wie man es anstellt, ins Filmbusiness zu kommen. Später sollen daraus 78 Bände werden. Zur Zeit füllt dieses mein Geschäftsleben voll aus. Man muß wissen, daß die Vorbereitung und die Nachbearbeitung unheimlich lange dauern. Die Dreharbeiten nehmen gerade mal ein oder zwei Tage in Anspruch, der Rest kann zwei bis drei Jahre dauern.

Lorenzo Lamas
Eric Lee zusammen mit Lorenzo Lamas. Sie arbeiteten zusammen in mehreren Filmen.

KICK: Welche Themen haben sie bislang abgeschlossen?

LEE: Einige Waffentechniken, wie Schwert, Peitschen-Kette sowie Formen. Hinzu kommt ein Selbstverteidigungsvideo, und ein Trainingsband für die Bauchmuskulatur. Ich lerne ein wenig über das Filmgeschäft, während dieser Arbeit. Man muß sich genau überlegen, was man macht, denn man will die Bänder später einmal verkaufen. Außerdem wird man bei allen Gelegenheiten über den Tisch gezogen.

KICK: Haben sie in dieser Beziehung schon negative Erfahrungen gesammelt?

LEE: Ja, in den achtziger Jahren habe ich einige Filme gemacht, in denen ich die Hauptrolle gespielt habe. Beide Produzenten wurden von den Vertriebsfirmen betrogen. Klar, daß ich nicht in ihre Fußstapfen treten will, und darum studiere ich eifrig die geschäftlichen Hintergründe des Filmemachens.

KICK: Es scheint, sie sind sehr weitblickend?

LEE: Nun ja, ich wurde schon von Leuten hintergangen, die mit mir Seminare veranstaltet haben. Früher habe ich allen Leuten geglaubt. Ich bin weit gereist, um Seminare abzuhalten, und mußte feststellen, daß die Veranstalter nichts vorbereitet hatten. Sie wußten einfach nicht, wie man ein Seminar auf die Beine stellt, und ich durfte dann meinen Rückflug aus der eigenen Tasche bezahlen.

KICK: In Deutschland gab es früher Al und Malia Dacascos, die ebenfalls viele Seminare gegeben haben. Kennen sie sich?

LEE: Klar. Sifu Al Dacascos, . . . ich trainierte mit ihm von 1968 bis 1973. Dann zog er nach Denver, Colorado. Ich kam einige Male nach Denver, um an Wettkämpfen teilzunehmen, doch später siedelte er nach Deutschland um. Letztes Jahr habe ich die beiden bei einem Turnier wiedergesehen. Malia ist immer noch eine sehr attraktive Frau. Ihr Sohn Mark – darauf bin ich besonders stolz, denn ich war früher sein Babysitter – ist ein sehr netter Junge. Karen Sheperd, eine andere Schülerin Als, ist ebenfalls sehr erfolgreich im Filmgeschäft.

Linda Lee
Eric Lee mit Cynthia Rothrock, Linda Lee Cadwell und Mister Cadwell (vrnl)

KICK: Sie erinnern sich gerne?

LEE: Wissen sie, es gibt viele Leute, die denken, die Martial Arts bestehen nur aus Kämpfen und den Traditionen. Viele der alten Lehrer öffnen sich nicht, aber ich sehe es gerne, wenn alle miteinander auskommen. Ich möchte eine große Kampfsportgemeinde sehen, unabhängig von den Hintergründen der Traditionen, die es sich zum Ziel setzt, das hohe Ziel der Kampfkünste, das Lernen, zu verwirklichen. Kampfsport hat mit Lernen zu tun, weniger mit Kämpfen. Man kämpft nicht jeden Tag, man kämpft auf Turnieren. Man sollte verstehen, warum man sich vor dem Unterricht verbeugt. Wenn man sich verbeugt, heißt das, daß man sein eigenes Ich beugt. Man darf das nicht nur für den Kampf und den Unterricht sehen. Man muß sein Ego auch im Leben beugen, um von anderen lernen zu können. Je mehr wir denken, daß wir nur an uns selbst glauben müssen, desto weniger wird sich in unseren Köpfen abspielen. Wir werden so streng, daß wir uns davon nicht mehr befreien können.

KICK: Sollte das nicht der typische Sinn der Martial Arts sein?

LEE: Ich hoffe doch. Aber genau kann ich es nicht sagen, denn auch ich habe noch sehr viel zu lernen.

KICK: Sind sie mit dem Bild, das die Öffentlichkeit zur Zeit vom Kampfsport hat, zufrieden?

LEE: Uhh . . ., ja. Ich bin glücklich damit, weil die Bewegungen aus den Stilen in allen Filmen benutzt werden. Dadurch wird es immer populärer. Ich mag nicht unbedingt alle Geschichten, die geschrieben werden, viele davon ergeben einfach keinen Sinn, und sie zeigen nur das Negative. Solange wir aber einige gute Filme haben, die das Positive nach vorne kehren, bin ich damit zufrieden.

KICK: Denken sie, alles ist erlaubt, nur weil man es darstellen kann? Wir sprechen von der Verherrlichung von Gewalt.

LEE: Einige Szenen sind viel zu brutal. Es ist einfach nur Kämpfen vom Anfang bis zum Ende. Man schneidet sich die Kehlen durch, das ist zuviel. Ich glaube nicht, das es nötig ist, soviel Blut zu zeigen. Kampfsport kann gute Erfahrungen mit sich ziehen, wenn man das Gleichgewicht behält und die Philosophie erkennt, die dahinter steckt. Unglücklicher Weise verkaufen sich die Actiongeladenen Filme besser als die weniger spektakulären. Das liegt darin, daß jeder die Action versteht. Es ist eine universelle Verständigung. Selbst wenn man die Sprache nicht versteht, die Action spricht für sich. So gibt es nicht wenige Kampfsportdarsteller, die nur Hardcore-Kampfsportfilme drehen. Auf der anderen Seite gibt es Schauspieler, die von allem ein wenig in ihrer Rolle vereint sehen wollen. Für meine Zukunft ist es egal, welche Filme ich drehen werde. Für mich stellt jeder einzelne Film eine große Herausforderung dar. Es macht mir großen Spaß, schließlich haben wir alle nur sehr wenig Zeit und Energie. Sie wissen schon, wovon ich rede.

KICK: Machen sie sich etwas aus der Meinung anderer?

LEE: Jein. Wenn sich heute jemand über mich aufregt, kümmert es mich kaum. Ich rege mich darüber nicht auf, denn wenn jemand mit mir unzufrieden ist, wird er wohl seinen Grund dafür haben. Außerdem kann er sich auch irren. Und wenn dem so ist, warum sollte mir das Streß bereiten ? Vielleicht kann ich etwas von dieser Person lernen, und warum sie sich über mich aufregt. Darum versuche ich, mich nicht aufzuregen, oder zumindest, nicht allzu emotional zu reagieren. Es ist schlecht sich aufzublasen, und auf einmal festzustellen, daß man einen Fehler gemacht hat, sich selbst oder einem anderen geschadet hat. In solchen Situationen versuche ich mein Gleichgewicht zu halten.

KICK: Hat das auch etwas mit ihrer eigenen Auffassung von Glück zu tun?

LEE: Ja. Ich übe mich auf spirituellem Weg, jeden Tag ein wenig. So finde ich Ruhe, was für mich sehr wichtig ist.

Eric Lee

KICK: Konzentrieren sie sich hauptsächlich auf das geistige Training?

LEE: Ich fing vor einem Jahr damit an. Ich konzentriere mich darauf, ein Gleichgewicht zwischen meinem Geist und meinem Körper herzustellen. Ich fühle mich dabei wirklich gut. Vieles fällt mir dadurch einfacher, so lasse ich Dinge, die mich nerven, nicht an mich heran. Ich lasse sie einfach. Ich bin nur ein einzelner Mensch auf diesem Planet, und alle haben soviel zu lernen, glücklich zu sein, zu teilen und unterschiedliche Erfahrungen zu machen. Ich bin nicht im Filmgeschäft, weil ich im Rampenlicht stehen will. Mich fasziniert, daß es soviel zu lernen gibt.

KICK: Muß man auch über Menschen lernen?

LEE: Man muß von ihnen lernen, sie beobachten, um sich als Mensch zu entwickeln. Viele Menschen hatten keine besonders gute Kindheit, so wie ich selbst. Ich mußte damit fertig werden, und lernen, wie man sein Gleichgewicht findet. Ich habe viele Dinge in mir verändert, die mir als Kind nicht gefallen haben.

KICK: Können sie uns kurz ihre Kindheit beschreiben?

LEE: Mein Va-ter hat mich und meine Schwester nicht sehr gut be-handelt, aber ich kann es ihm kaum verübeln. Er war sehr frustriert und hat uns nie in den Arm genommen oder etwas gekauft. Ich fühlte mich alleingelassen. Außerdem hatte er große Eheprobleme. Da ich zuhause keine Anerkennung fand, begann ich mit dem Kampfsport. Weniger um Aufsehen zu erregen, als um des Sports wegen. Mir gefiel der artistische, ästhetische Aspekt. Das Üben der Bewegungen faszinierte mich.

KICK: Aus der Sicht der Heilkünste und der geistigen Fortbildung gesehen: Kann man ultimativ Gutes im Kampfsport erreichen?

LEE: Bei meinem ersten Interview war mein Ziel, sich körperlich, geistig und spirituell weiterzuentwickeln, und so ist es heute immer noch. Ich glaube daran, daß wir uns in einem einzelnen Punkt nicht zu weit nach vorne wagen dürfen. Wenn man sich vertut, muß man sich erholen, man muß richtiges Streßmanagement betreiben. Ich habe einen guten Standpunkt in meinem Leben erreicht, womit ich sehr zufrieden bin.

KICK: Was sind ihre nächsten Projekte? Sind sie mehr friedfertig oder gar lustig?

LEE: Das ist unterschiedlich. Ich persönlich mag keine besonders brutalen Filme, in denen Köpfe abrasiert werden und so. Das ist einfach nicht mein Geschmack. Ich bevorzuge Filme mit einer guten Story und angemessenen Darstellungsformen. Auf der anderen Seite muß ich mich dem Markt anpassen. Wenn ich einen Film mache, für den sich keiner interessiert, ist das Verschwendung.

Eric Lee
Eric Lee zusammen mit der Schauspielerin und Tänzerin Linda Lightfoot, eine der wenigen Hollywood-Damen mit einem Schwarzgurt.

KICK: Meinen sie damit, daß jeder Kampfsportfilm blutig sein muß, um sich zu verkaufen?

LEE: Nein. Es kann eine ganze Menge Action gezeigt werden, ohne daß gleich übermäßig Blut vergossen wird. Damit erhält man sich auch das jüngere Publikum. Zu Blutig heißt für mich, wenn es einfach übertrieben wird. Ich habe viele dieser Filme gemacht, und denke heute anders darüber als früher.

KICK: Im Zusammenhang der Förderung des negaiven Images, würden sie in Zukunft keine harten Actionfilme mehr drehen wollen?

LEE: Ja. Ich möchte, daß das Drehbuch das ich schreibe auf eine Action-Komödie hinausläuft. Ich liebe Komik, und ich finde sie sehr natürlich. Ich muß mich nicht sonderlich anstrengen, es kommt einfach, so wie in „Ring of Fire.“

KICK: Werden sie ihre eigenen Filme produzieren?

LEE: Nun, anfangs werde ich die Ausgangspositionen schaffen. Ich werde mir jedoch nicht drei oder vier Hüte gleichzeitig aufsetzten, weil ich in einem Film, für den ich das Drehbuch geschrieben habe, die Hauptrolle spielen will. Ich bringe einfach nur die Leute zusammen. Ich kann viel tun, doch nur eine Sache zu einem Zeitpunkt. Ich will z.B. nichts mit der Choreographie zu tun haben. Es gibt Leute, die mehrere Jobs gleichzeitig erledigen können, ich für mein Teil, bevorzuge nur einen.

KICK: Was ist der letzte Film, den sie abgedreht haben?

LEE: Es sind „Bloodsport 2“ und „Misfit Patrol,“ beide wurden noch nicht veröffentlicht. Ich habe einige Angebote für die Zukunft, aber wir haben bislang nur geredet. Wahrscheinlich werde ich wieder schauspielen.

KICK: Kommen sie ins Spiel, wenn es um die Finanzierung geht?

LEE: Sie versuchen Geld für ein bestimmtes Projekt aufzutreiben, und die Schauspieler werden ge-beten, einen Brief zu verfassen, in dem sie ihre Absichten bestätigen. Einige kommen damit durch, andere wiederum nicht. Bei den Filmen, in denen ich mitwirke, ist dieses Stadium schon passe. Alles ist bereits geschehen, und es wird nur noch gefilmt.

KICK: Welche Rolle würden sie am liebsten spielen?

LEE: Ich spiele gerne unterschiedliche Rollen, doch meine Lieblingsrolle wäre die eine Geistesgestörten. Der Erfahrung willen würde ich gerne einen Psycho mimen. Sonst mache ich gerne Comedy und Horror.

KICK: Haben sie besonderes Talent, einen Bösewicht darzustellen?

LEE: Wissen sie, ich bin habe die Schauspielerei erlernt. Jedesmal, wenn ich ein neues Skript bekommen, suche ich meinen alten Freund Antar Mahmoud in New York auf, der mich durch die lange Zeit der Schauspielschulen begleitet hat. Er arbeitet dann mit mir an der Rolle.

KICK: Die Besetzungsfirmen scheinen dies nicht zu wissen, denn sie geben ihnen immer wieder fast identische Rollen.

Benny Urquidez
Eric Lee (r.) zusammen mit Benny Urquidez (l.) beim Hula-Tanz-Training.

LEE: Das ist richtig. Wenn man einmal als Kampfsportler bekannt ist, denken sie, daß man nur das kann. Es gibt aber andere, wie z.B. Jason Scott Lee („Dragon – die Bruce Lee Story“), die vielseitig sind und andere Rollen bekommen.

KICK: Haben sie Tips für die jungen Kampfsportler von heute?

LEE: Aber sicher. Sie sollten wissen, daß es sich beim Kampfsport um das Lernen ansich dreht. Außerdem muß man lernen, bestimmte Gefühle, vor denen man Angst hat, hinter sich zu lassen. Viele wollen wahrscheinlich einmal ein Schwarzgurt werden. Alles was ich dazu sagen kann, ist, daß man daran nicht zu sehr denken soll. Man sollte sich im Moment ein Ziel setzen, und versuchen sich in einer Sache zu verbessern. Man sollte seine ganze Energie hineinstecken. Und wenn man alles richtig macht, wird es laufen. Man kann nichts erzwingen. Eine alte Bauernweißheit besagt, eine Schildkröte nicht weit kommt, wenn sie nicht den Kopf aus ihrem Panzer nimmt. Das heißt, daß man nichts erreichen kann, solange man nur davon träumt. Man muß etwas tun.

KICK: Abschließend noch eine ganz schwierige Frage. Wie sollte man sich an sie, den Kampfsportler, später erinnern?

LEE: Die Frage hat`s wirklich in sich. Ich bemühe mich, ein gutes Vorbild zu sein. Ich versuche, Leute dazu zu bewegen, zu erreichen, was sie erreichen wollen. Ich will ihnen zeigen, daß sie erreichen können, woran sie träumen. Es ist mir weniger ein Wunsch, ein Abbild für etwas darzustellen. Sicher bin ich nicht mehr der große Perfektionist, aber gerade das gefällt mir so an meinem Leben, daß ich mich besser fühle, wenn ich nicht mehr so strikt darüber denke.

Eric Lee Cover
Ausgabe 07/1995 mit Eric Lee

 

Dieses Interview erschien als Titelgeschichte der Ausgabe 07 / 1995.

Fotos:
Archiv Eric Lee

Interview:
Herbert Biber